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In einer anderen Welt (German Edition)

In einer anderen Welt (German Edition)

Titel: In einer anderen Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Walton
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gesagt hat – in Prinz Kaspian kommen immerhin Mänaden vor, die mich schon immer ein wenig an Feen erinnert haben. In der Schulbibliothek stehen nur die Planetenromane, aber ich werde schauen, ob sie in der Bibliothek im Ort Christentum schlechthin haben, und wenn nicht, wozu gibt es die Fernleihe.
    Während ich das geschrieben habe, kam Miss Carroll zu mir herüber.
    »Hat dein Vater das Formular für den Buchclub schon unterschrieben?«, fragte sie.
    »Noch nicht«, sagte ich. »Er macht es bestimmt, aber die Zeit war einfach zu knapp.«
    »Wenn du möchtest, kann ich dich heute Abend begleiten. Wenn ich die ganze Zeit dabei bin, in loco parentis , spricht nichts dagegen. Ich begleite die Mädchen ja auch ins Theater. Ich habe bei Miss Ellis nachgefragt, und sie hat nichts dagegen.« Sie lächelte mich an.
    »Aber möchten Sie da überhaupt hin?«, fragte ich. Ich kann nichts dafür, aber wenn Leute nett zu mir sind, werde ich immer misstrauisch. Ich meine das gar nicht so, es rutscht mir nur einfach heraus.
    »Das wird bestimmt interessant«, sagte sie.
    »Lesen Sie überhaupt SF?«
    »Ich bemühe mich, von allem, was in meiner Bibliothek steht, etwas zu lesen, damit ich Empfehlungen aussprechen kann. An SF habe ich einiges gelesen. Meine Begeisterung dafür ist nicht ganz so groß wie deine, aber ich kenne mich ein wenig aus. Von Ursula Le Guin habe ich ein paar Bücher gelesen, darunter Der Magier der Erdsee .«
    »Hat es Ihnen gefallen?«
    »Ich fand es großartig.« Miss Carroll setzte sich mir gegenüber an den Holztisch und sah mich fragend an. »Was hast du denn? Ich habe nicht erwartet, dass ich verhört werde, ob ich für den Buchclub geeignet bin. Ich dachte, du würdest dich freuen.«
    »Ich freue mich auch. Vielen Dank! Ich möchte da wirklich sehr gerne hingehen. Ich bin es nur einfach nicht gewohnt – ich meine, ich kann es einfach nicht fassen, dass Sie sich für mich einen ganzen Abend freinehmen.« Eigentlich ist sie noch ziemlich jung. Bestimmt geht sie mit Männern aus, und irgendwo muss sie ja auch wohnen, wo sie sich etwas kocht und ihre Bücher liest, ohne dabei gestört zu werden. Ehrlich gesagt fällt es mir schwer, mir vorzustellen, wie ihr Leben außerhalb der Bibliothek aussieht. Aber was auch immer sie da tut, sie verzichtet heute Abend darauf und geht stattdessen in den SF-Buchclub, nur mir zuliebe. Warum macht sie das? Ich wusste nicht, dass Magie so viel bewirken kann. Das ist beängstigend.
    »Das wird eine interessante Erfahrung«, sagte sie. »Dann sehe ich auch einmal, wie das in der großen Bibliothek läuft. Und über Bücher lasse ich mir gerne etwas erzählen. Vielleicht können wir hier einen Buchclub ins Leben rufen. Ein paar der älteren Mädchen interessiert das möglicherweise. Außerdem ...« Sie beugte sich vor und senkte die Stimme, obwohl wir wie immer die einzigen Menschen in der Bibliothek waren. »Außerdem lernt man auf der Bibliothekarsschule, dass man sich nach den Wünschen seiner Kunden richten und sie glücklich machen soll. Nun, du bist eindeutig meine beste Kundin und gehörst zu den wenigen Leuten, die diese Bibliothek wirklich nutzen, also ist es wichtig, dich glücklich zu machen.«
    Ich musste lachen. »Danke«, sagte ich. »Vielen, vielen Dank.«
    Also gehe ich heute in den Buchclub! Miss Carroll holt mich nach dem Abendessen ab.

Mittwoch, 5. Dezember 1979
    Natürlich sind sie nicht sofort zu der Feststellung gelangt, dass sie meine Karass sind, und sie haben mich auch nicht gleich in ihr Herz geschlossen. Das wäre auch zu viel verlangt. Aber es war trotzdem absolut genial.
    Ich hatte solche Angst, dass wir zu spät kommen könnten, dass wir zu früh kamen – die Bibliothek machte gerade erst zu. Der Bibliothekar wirkte recht überrascht, als er mich mit Miss Carroll hereinkommen sah. »Ah, Miss Markova«, sagte er, buchstäblich das erste Mal, dass mich jemand so genannt hat. Manchmal hat schon jemand Miss Phelps zu mir gesagt, aber Miss Markova noch nie. Ich kam mir komisch dabei vor. »Sie haben es also doch geschafft.«
    »Das ist Miss Carroll, sie ist die Bibliothekarin an der Schule. Und das ist, ähm ...« Ich geriet ins Stocken.
    »Greg Mansell. Sagen Sie ruhig Greg zu mir.«
    »Dann müssen Sie Alison zu mir sagen«, erwiderte Miss Carroll zu meiner Überraschung, und sie gaben einander die Hand. Ich Trottel habe bisher nie daran gedacht, dass sie einen Vornamen hat, vielleicht weil Carol ein Vorname ist.
    Ich wusste, dass ich meinen

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