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In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

In einer kalten Nacht: Roman (German Edition)

Titel: In einer kalten Nacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caro Ramsay
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möglich auf den Rand fuhr und sich hinter einem Audi einfädelte. Über die Mauer hinweg sah er lediglich einen Teppich von weißem stacheligem Gras, das sich in einer dichten Nebelbank verlor.
    »Wer findet hier draußen am Ende der Welt eine tote Frau?«, grunzte Costello und quetschte sich aus dem Wagen in die schmale Lücke zwischen Tür und Mauer.
    »Ich würde wetten, jemand vom Albatros-Schutzkomitee. Wer läuft hier sonst zu dieser Nachtzeit bei diesem Mistwetter herum?«, meinte Anderson und öffnete seine Tür. »Passen Sie auf, es ist rutschig.«
    Es war bitterkalt. Sie sahen nichts, ihr einziger Anhaltspunkt war der einsame Streifenpolizist auf der Straße, der in der Kälte hin- und herlief, um sich warm zu halten. Er warf nur einen kurzen Blick auf ihre Dienstausweise, nickte und zeigte ihnen einen schmalen Feldweg, der in das abschüssige Feld führte.
    Sie kletterten über die Mauer und gingen hintereinander, während der Pfad einen Hang hinunterführte. Anderson legte Costello eine Hand auf die Schulter, um sie zu stützen, doch sie schüttelte sie ab.
    »Ich bin kein kleines Mädchen mehr, ja?«, sagte sie.
    »Ist mir schon aufgefallen«, erwiderte Anderson trocken, während Costello im vereisten Gras ausrutschte und seinen Ärmel packte.
    Sie trat kurz vom Weg, wo es nicht so glatt war, und der Frost knirschte unter ihren Sohlen, während sie auf das Wäldchen zugingen.
    »Passen Sie auf, Costello. Hier ist erst kürzlich gerodet worden, überall sind die Stümpfe von Schösslingen.«
    Sie hüpfte wieder auf den Pfad. »Ich frage mich, warum O’Hare uns hier herausgerufen hat. Eine Frau, die hier erfroren ist … Vielleicht hat sie einen eingeschlagenen Kopf und zugeklebte Lippen und hängt an einem Baum. Irgendetwas muss es ja sein, dass er eine Verbindung festgestellt hat.«
    Anderson zitterte wegen der Kälte.
    »Da drüben sind Lichter«, sagte Costello und ging schneller. Sie riskierte einen Blick in die Runde und streckte die Arme aus wie eine Seiltänzerin, während sie auf dem eisigen Pfad balancierte. Es war ein ganz schönes Stück von der Straße entfernt.
    Sie eilten auf die Gruppe von Lichtern zu, die sich durch den Nebel kämpften. Die Spurensicherung trieb sich dort schon herum, und eine große Gestalt in weißem Plastikoverall stand leicht gebeugt da und sprach mit jemandem, der ein gutes Stück kleiner war. Die größere Gestalt hob eine Hand, als sich Anderson näherte, zeigte zur Seite und forderte ihn auf, den Weg zu nehmen, den die anderen gegangen waren, um den Tatort nicht noch mehr zu verunreinigen. Aber im Nebel und in der Dunkelheit war es schwierig, die gelben Markierungen vom weiß gefrorenen Gras zu unterscheiden.
    Hinter ihnen erstarb der Lärm eines Dieselmotors, sobald er begonnen hatte. Anderson drehte sich in die Richtung um. »Ich wette, das ist der Wagen mit dem Generator, der festsitzt. Die Ecke und den Weg schafft er nie.«
    »Als würde uns Licht in dieser Brühe irgendwie helfen«, sagte Costello. Sie holte ihre Taschenlampe hervor, schaltete sie an und erhellte nur die undurchdringliche Nebelwand. Sie wischte das Glas ab und versuchte es erneut. Kein Unterschied. »Kein Licht, keine Geräusche, nichts zu sehen. Und totenstill. Der perfekt Ort, um zu morden.« Und ein einsamer Platz zum Sterben.
    Das einzige einigermaßen helle Licht war der Blitz des Tatortfotografen, der den gelben Fähnchen folgte, die eine Spur markierten, bei der es sich um gefrorene Fußabdrücke handeln mochte oder auch nicht. Im Nebel bewegte er sich wie ein Geist, manchmal sichtbar, manchmal unsichtbar. Zu seinen besten Zeiten war es ein kahler, unheimlicher Ort, und jetzt um Mitternacht in diesem wogenden Bodennebel war es ein Albtraum. Und irgendwo hier lag eine Leiche.
    Costello suchte sich einen Weg um die Lichtung zu dem teilweise beleuchteten Tatort, den sie durch den Nebel erkennen konnte. Es sah aus, als sei eine Herde wandernder Gnus an einem Wasserloch angekommen. Überall standen Polizisten.
    Kurz kehrte sie dem erhellten Tatort den Rücken zu und schaute ins Nichts. »Sehen Sie sich mal kurz um, Colin«, sagte sie nachdenklich. »Hier draußen mitten im Nichts mit dem Schnee und dem Nebel scheint es fast, als seien wir zwischen den Welten, als seien wir gestorben und wüssten es nicht. Es ist so schön, das Reich der Eiskönigin, finden Sie nicht?«
    Anderson blickte sich um und zitterte.
    » DI Anderson?« Newton Mearns’ Stimme hallte dumpf durch den Nebel. » DS

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