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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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gezerrt, in einer fremden Wohnung, und dann sei herausgekommen, dass sie sich in Kinderpornos filmen lässt, und ihr Zuhälter würde dich nun erpressen. Richtig? Habe ich auch nichts ausgelassen?«
    Sazepa nickte schweigend und rührte den Zucker in seiner Tasse um.
    »Dann verrate mir doch bitte mal, wozu du seit über einem Jahr die Wohnung in Tscherjomuschki gemietet hast?«
    Sazepa bekam einen Schweißausbruch. Ihm fiel ein, dass Groschew es gewesen war, der ihn mit der Wohnungsinhaberin bekanntgemacht hatte. Er hatte kein Risiko eingehen und sich an einen Fremden wenden oder per Zeitungsannonce oder Internet eine Wohnung suchen wollen. Was hatte das zu bedeuten? Spielte Groschew ein doppeltes Spiel? Hatte er selbst die versteckte Kamera installiert? Kannte er diesen Mark schon lange?
    »Denk nach, Nikolai, was für Spuren kannst du hinterlassen haben? Was hast du ihr für Geschenke gemacht? Wo warst du mit ihr zusammen? Wem kann sie von dir erzählt haben? Komm schon, Sazepa! Kannte sie deinen richtigen Namen?«
    »Nein«, hauchte Sazepa. »Aber warum sagst du ›kannte‹?«
    »Erklär ich dir später. Also, du hast dich seit zwei Jahren mit ihr getroffen und jetzt erst rausgekriegt, dass sie eine Prostituierte ist und Pornos dreht?«
    »Sie ist keine Prostituierte!«, schrie Castroni. »Wie kannst du es wagen?!«
    Groschew lachte. Sein Lachen klang hoch, fast wie das einer Frau.
    »Meine Leute warten auf meinen Anruf«, sagte Groschew. »Davon, was du jetzt sagst, hängt ihr weiteres Vorgehen ab. Ich muss wissen, ob man dich da rausholen kann oder nicht. Denk dran, die Zeit ist knapp. Es muss sofort eine Entscheidung getroffen werden.«
    »Was heißt rausholen? Was willst du von mir hören?«
    »Die Wahrheit, Nikolai. Nur die Wahrheit. Du hast wirklich nichts gewusst?«
    »Nein. Ich hätte mir das nie vorstellen können, bis sie es mir selbst erzählt hat!«
    »Na, du bist gut! Hättest du dich nicht früher absichern können? Warum hast du mir damals nicht gleich erzählt, wofür du die Hütte in Tscherjomuschki brauchst? Ich hätte das Mädchen überprüft. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du einer von uns bist. Als du wegen der Wohnung kamst, dachte ich, du hättest eine erwachsene Geliebte.«
    »Was?« Sazepa runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Wie meinst du das – einer von uns?«
    »Nun reiß dich mal zusammen.« Groschew seufzte. »Das weißt du genau. Du bist nicht der Einzige. Man darf bloß nicht den Kopf verlieren und sich große Gefühle einreden, wo es um ein simples Geschäft geht. Doch du hast dir eine Blöße gegeben und indirekt uns alle in Gefahr gebracht. Aber davon später. Du hast ihr also nicht deinen richtigen Namen genannt?«
    »Sie denkt, ich wäre Italiener. Ich habe mit ihr nie Russisch gesprochen.«
    »Sehr gut. Und wo wart ihr überall zusammen?«
    »In Restaurants. In Boutiquen. In Serebrjany Bor am Strand. Einmal in einem Nachtklub.«
    »Gut. Hast du gewusst, dass sie die Tochter von Katschalow ist?«
    »Ja.«
    »Und das hat dir nicht zu denken gegeben? Du hast trotzdem nicht die Finger von ihr gelassen? Hast du gedacht, das zwischen dir und dieser Kleinen wäre echte beiderseitige Liebe, eine reine, erhabene Beziehung? Dein italienisches Pseudonym ist wohl nicht zufällig Romeo?«
    »Nicolo Castroni«, winselte Sazepas zweites Ich.
    »Wie?« Groschew lachte. »Du hast ja Humor. Castroni istdas beste Delikatessengeschäft in Rom. Und die Kleine hat dir geglaubt?«
    »Ja, ich denke schon. Entschuldige, aber kannst du mir mal erklären, was eigentlich los ist? Was sollen all diese Fragen?«
    »Dazu komme ich gleich. Weiter – was hast du ihr geschenkt?«
    »Nichts. Das heißt, ich habe ihr Klamotten gekauft und ihr Geld gegeben.«
    Sazepa wurde schwindlig. Er hatte weder den Kaffee noch den Toast angerührt. Sein Herz hüpfte und zuckte. Darin litt Castroni.
    »Du bist also sicher, dass du in den zwei Jahren keine Spuren hinterlassen hast?«
    »Ich weiß nicht. Darum habe ich mich ja an dich gewandt, damit du das überprüfst.«
    Groschew schwieg eine Weile, dann sagte er: »Na schön. Ich werde versuchen, meinen Auftrag zu Ende zu bringen.« Er griff nach seinem Handy und wählte eine Nummer. »Ja! Verstehe. Du hast alles richtig gemacht. Den Ausweis behalt einstweilen und finde raus, was sich da tut, wo er gemeldet ist. Zweiundzwanzig? Interessant … Gut, ich komme selber vorbei und rede mit ihr. Wann? In einer oder anderthalb Stunden. Ich habe noch zu tun.«
    »Mit

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