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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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Spuren.«
    »Vielleicht hatte er irgendwas Rituelles dabei? Eine kleine Götterfigur zum Beispiel? Die anderen drei hatten, wenn du dich erinnerst, auch Hämatome am Hinterkopf. Sieht doch sehr ähnlich aus, oder? Er schlägt sie nieder, erwürgt sie, zieht sie aus, übergießt sie mit Babyöl, vergewaltigt sie aber nicht. Auch bei den anderen dreien waren Haare abgeschnitten. Sonst fehlte nichts.«
    »Diesmal fehlt ein Goldkettchen mit einem Saphiranhänger. Ein Geburtstagsgeschenk vom Vater.« Solowjow atmete tief ein und wandte sich ab.
    »Ach ja!« Korob hob den Zeigefinger und runzelte die Stirn. »Bei den anderen dreien wurde auch keinerlei Schmuck gefunden. Aber ich bin sicher, sie haben welchen getragen. Die Ohren der Mädchen waren durchstochen, und sie hatten Piercinglöcher im Bauchnabel.«
    »Shenja Katschalowa könnte die Kette schon vor der Begegnung mit ihrem Mörder verloren haben«, sagte Solowjow zögernd, den Blick starr auf einen Punkt gerichtet.
    »Sie hat sie nicht verloren. Der Täter hat sie ihr abgenommen.«
    »Und warum hat er die Ohrringe dringelassen? Sie sind immerhin aus Gold.«
    »Aber ohne Steine.«
    »Na und?« Endlich sah Solowjow Korob an und bemerkte dessen seltsam trauriges, nachdenkliches Gesicht.
    »Weiß der Geier«, murmelte Korob nach einer langen Pause, klopfte sich eine Zigarette aus der Schachtel, fing sie geschickt mit dem Mund auf und ließ ein Feuerzeug klacken.
    »Die teure Cartier-Uhr hat er auch nicht angerührt«, sagte Solowjow und griff ebenfalls zur Zigarette.
    »Was soll er mit der Uhr?« Korob gab Solowjow Feuer. »Er raubt die Kinder nicht aus, er missbraucht sie nicht einmal. Er zieht sie nur aus, schlägt sie auf den Kopf und erwürgt sie. Er ist kein Raubmörder. Und kein Vergewaltiger. Er ist ein Missionar. Er hat eine Mission. Deine Filippowa hat recht.«
    Die letzten Worte murmelte Korob leise vor sich hin. Solowjow antwortete nicht darauf. Eine Weile rauchten sie schweigend, ohne sich anzusehen. Schließlich sagte Korob: »Dima, es ist wieder derselbe.«
    »Wer?«
    »Moloch. Was siehst du mich so an?«
    Der Serienmörder, der anderthalb Jahre zuvor mehrere Kinder getötet hatte, lief bei ihnen dank Olga Filippowa unter dem Namen Moloch. Ihrer Hypothese war damals niemand gefolgt, aber der Spitzname war haftengeblieben.
    Olga hatte im Internet einen Pornographen mit dem Pseudonym Mark Moloch entdeckt und behauptet, der habe irgendwie mit den Morden zu tun. Natürlich hatten sie versucht, den Mann ausfindig zu machen, doch die Website war im Ausland registriert. Sie hatten es in Chatrooms versucht, sich mit Moloch verabredet und einen verdeckten Ermittler als Käufer von Kinderpornos auftreten lassen, aber der Verkäufer war zum Treff nicht erschienen. Anschließend hatte sich ein Spezialteam für Internetkriminalität noch eine Zeitlang mit ihm beschäftigt, leider ohne Erfolg.
    Moloch brachte seine Produktion noch immer an den Mann, genau wie Tausende anderer dieser Bastarde, die Kinderpornos produzierten. Russland lag mit der Anzahl der Pornoseiten nach den USA weltweit an zweiter Stelle. Die im Internet angebotenen Videos und Kinder wurden von Pädophilen aus England, Frankreich und Italien nachgefragt. Sogar aus Amerika kamen Interessenten, weil Kinderpornographie in Russland billiger und risikofreier zu haben war.
    »Deine Filippowa hat von Kinderpornographie gesprochen, erinnerst du dich? Und darauf verweist ein weiteres Detail: Die Schamhaare des Mädchens waren genau wie bei den vorigen Kindern vollkommen abrasiert. Durchaus möglich, dass die Kinder tatsächlich mit Pornoproduktionen zu tun hatten. Hast du sie angerufen?«
    »Wen?«
    »Olga. Ich an deiner Stelle würde es tun.«
    »Wozu? Sie befasst sich nicht mehr damit.«
    »Schade. Die meisten Psychiater sind Langweiler, aber sie hat Phantasie. Die Arbeit mit ihr war interessant.«
     
    Mark nahm heimlich den fremden Apfelsaft aus dem Nachtschrank, riss mit den Zähnen die Ecke der Tüte ab und trank. Beim Frühstück hatte er nichts angerührt, nur dagesessen und zugeschaut, wie die Verrückten ihr Essen herunterschlangen. Dann war er ins Zimmer zurückgekehrt, hatte sich auf sein Bett gelegt, den Kopf ins Kissen gepresst und wehmütig an die Schweinerippchen, den Rucola-Salat und die Karamellcreme gedacht – wie gut hatte er in dem stillen Restaurant »Parus« gegessen! Nicht einmal die Gegenwart des dreisten Beschatterpärchens hatte ihm den Appetit verdorben.
    Sie hatten ihn nicht von

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