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In ewiger Nacht

In ewiger Nacht

Titel: In ewiger Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Polina Daschkowa
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oder du wirst bedroht und willst wissen, wer der Anrufer ist. Der offizielleWeg über die Miliz dauert endlos lange und ist praktisch aussichtslos. Also gehst du zu einem unserer Mädchen und einigst dich mit ihr privat. Du verstehst? Tja, und solche Fälle werden hier gerade überprüft. Diese Kontrollen sind selten, und normalerweise wissen wir vorher Bescheid. Aber diesmal – wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Jedenfalls, du musst entschuldigen, aber ich kann dir nicht helfen.«
    »Moment mal, die Überprüfung betrifft doch nur illegale Anfragen, meine ist ja offiziell.«
    »Offiziell ja, aber nicht dringend. Wir hatten hier schon angebliche offizielle Anfragen von der Miliz oder der Staatsanwaltschaft, auf Vordruck, mit Stempel und Unterschrift, und dann stellte sich heraus, dass sie in Wirklichkeit von Kriminellen kamen.« Dymow war nervös und flüsterte, im Hintergrund hörte Solowjow Geräusche und Stimmen.
    »So ein Blödsinn!«, sagte Solowjow. »Du weißt doch, dass ich kein Krimineller bin!«
    »Dima, sei mir nicht böse, aber sie haben ausgerechnet dich rausgepickt. Ich hab ihnen die offizielle Anfrage gezeigt, aber sie meinten, da stünde nichts von dringend und warum wir das gleich bearbeiteten, wo die Anfrage doch erst heute gekommen sei. Sie wollten wissen, ob ich vielleicht geschmiert wurde. Also, deine Anfrage wird innerhalb der üblichen Fristen bearbeitet, innerhalb von zehn Arbeitstagen.«
    »Warte, Pawel, wer genau macht diese Überprüfung?«
    Die Stimmen im Hintergrund wurden immer lauter, Dima hörte jemanden rufen: »Pawel, wir warten auf Sie!«
    »Tut mir leid, Dima, ich muss Schluss machen«, sagte Dymow und setzte flüsternd hinzu: »Du brauchst jemanden von der Föderalen Agentur für Information und Telekommunikation, die erledigen das in vierundzwanzig Stunden und hören obendrein noch ab, wen immer du willst.«
    Solowjow lauschte eine Weile reglos dem Tuten im Telefon.
    Verrückt. Ich als Kriminalist komme einfach nicht an notwendige Informationen für die Ermittlungen in einem Mordfallran, ich muss tricksen, Leute bestechen, betteln und kriege trotzdem nicht, was ich brauche. Ich kenne niemanden bei der Föderalen Agentur. Pech für mich. Diese solide Behörde wird sich wohl kaum auf meine Bitte hin mit dem Mord an Shenja Katschalowa beschäftigen. Komisch, wieso kommt diese Überprüfung ausgerechnet jetzt, warum hat meine offizielle Anfrage einen solchen Wirbel ausgelöst? Was ist hier eigentlich los?
    Ihm fiel ein, wie bei Olgas Computer zu Hause plötzlich der Internetzugang gesperrt gewesen war. Genau an dem Tag, als sie bei einer Operativsitzung zum ersten Mal ihre Kinderporno-Hypothese geäußert hatte. Als sie am Abend den Computer anschaltete, war der Internetzugang blockiert. Der Spezialist von ihrem Provider zuckte nur die Achseln und konnte ihr nicht weiterhelfen. »Irgendwer hat Sie gesperrt. Aber nicht wir.«
    Die Verbindung war wieder freigeschaltet worden, brach aber ständig zusammen, bis Guschtschenkos Team aufgelöst wurde.
    »Aber ich kann doch jeden anderen Computer benutzen, im Institut, in deinem Büro oder in einem Internetcafé«, sagte Olga. »Ich verstehe nicht, was das soll!«
    »Vielleicht ist es ja nur Zufall?«, versuchte Solowjow sie zu beruhigen. »Wir beide sind schließlich keine Spezialisten.«
    »Nein, aber der Spezialist sagt, dass mich jemand ständig abschaltet.«
    »Wer, Olga? Wem sollte das nützen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    Er wusste es auch nicht. Er wollte nicht darüber nachdenken. Wo war die Grenze zwischen Zufall und böser Absicht? Wenn man hinter allem eine Verschwörung witterte, konnte man leicht verrückt werden. Wie jetzt. Warum waren die dringend benötigten Informationen auf einmal unerreichbar?
    »Sagen Sie Ihrer Schulfreundin, sie soll ihre alberne Suche in Richtung Kinderporno unterlassen!«, hatte damals derStellvertreter des Generalstaatsanwalts gesagt. Übrigens war er in Pension gegangen, nachdem
Verbene
aufgeflogen war.
    Fast genauso hatte sich Sawidow heute auf der Sitzung ausgedrückt. »Ihre ganze Wühlerei in Richtung Kinderporno …«
    Das Grau vorm Fenster, der Nieselregen, die kahlen Pappeln, die nasse fette Krähe auf dem Mauersims – das alles machte Solowjows Stimmung noch trüber. Die Suppe schmeckte nicht. Er dachte: Moloch kriegen wir nie. Der Mord an Shenja Katschalowa gehört zweifellos zu seiner Serie. Nachahmer, so ein Quatsch! Das ist anderthalb Jahre her. Nachahmer hätten damals auftauchen

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