In feinen Kreisen
Beweisstücke vorgelegt werden.«
»Bei allem Respekt, Euer Ehren, das Gericht hat die Tatsache akzeptiert, dass während der letzten Monate Medikamente gestohlen wurden, ohne dass Mr. Tobias den Geschworenen irgendwelche Unterlagen vorgelegt hätte. In diesem Punkt haben die Zeugenaussagen ihm vollauf genügt.«
Tobias erhob sich. »Euer Ehren, Mrs. Monk ist in diesem Fall nicht unparteiisch, wie sie deutlich gezeigt hat. Ihre Beweise können kaum als unvoreingenommen akzeptiert werden!«
»Ich bin davon überzeugt, dass die Unterlagen sich beschaffen lassen«, sagte Rathbone widerstrebend. Ihm wäre es weit lieber gewesen, Cleos Diebstähle aus jüngster Zeit würden nicht mit Unterlagen belegt werden, sondern nur durch die Aussagen einzelner Zeugen, aber es hatte wenig Sinn, sie vor einer Anklage wegen Diebstahls zu retten, wenn sie dann wegen Mordes verurteilt wurde,…
»Vielen Dank, Euer Ehren«, sagte Tobias lächelnd.
»Nichtsdestoweniger«, fügte der Richter hinzu, »wollen wir hören, was Mrs. Monk zu sagen hat, Sir Oliver. Bitte, rufen Sie sie in den Zeugenstand.«
Hester erschien und wurde an ihren früheren Eid erinnert, die Wahrheit zu sagen und nichts als die Wahrheit. Sie hatte die Unterlagen des Apothekers dreißig Jahre zurückverfolgt, bis zu einer Zeit, als Cleo Anderson noch gar nicht am Krankenhaus arbeitete, und es gab keine Diskrepanz zwischen den Medikamenten, die das Hospital einkaufte, und denen, die Patienten dort verabreicht wurden.
»Zu der Zeit, da diese bedauernswerte Frau starb, gab es also keinen Grund, Mrs. Anderson oder sonst jemanden wegen der Medikamente im Krankenhaus zu erpressen?«, meinte Rathbone.
»So ist es«, stimmte sie zu.
Tobias stand auf und trat vor den Zeugenstand.
»Mrs. Monk, Sie scheinen geneigt zu sein, zu außerordentlichen Maßnahmen zu greifen, um Mrs. Andersens Unschuld zu beweisen, Maßnahmen, die weit über das hinausgehen, was Ihre Pflicht von Ihnen verlangt. Ich kann nur argwöhnen, dass Sie einen Kreuzzug aus dieser Angelegenheit machen, sei es, weil Sie darauf brennen, die Krankenpflege sowie die Meinung zu reformieren, die im Allgemeinen über Krankenschwestern vorherrscht – und ich werde Mr. Fermin Thorpe aufrufen, der Ihren Eifer in dieser Hinsicht bezeugen wird –, oder Sie handeln, was weniger schmeichelhaft wäre, aus einem gewissen Wunsch heraus, Aufmerksamkeit auf sich zu lenken und vielleicht auch Ihre Zeit und Ihr Leben sinnvoll zu gestalten, da Sie keine Kinder haben, für die Sie sorgen müssen.«
Das war ein taktischer Fehler. Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, wurde ihm das klar, aber er wusste nicht, wie er diesen Schnitzer wieder ausmerzen konnte.
»Ganz im Gegenteil, Mr. Tobias«, sagte Hester mit einem kalten Lächeln, »ich habe lediglich Fakten dargelegt. Sie sind derjenige, der sich bemüht, diesen Tatsachen eine emotionale Ursache zu Grunde zu legen, weil Sie es anscheinend nicht ertragen, wenn man Ihnen einen Irrtum nachweist, was ich nicht verstehen kann, da wir doch alle hier wissen, dass Sie sowohl als Staatsanwalt als auch als Strafverteidiger auftreten – je nachdem, für welches Amt Sie bestellt werden.
Es ist nicht Ihre Aufgabe, einen persönlichen Rachefeldzug gegen jemanden zu führen. Zumindest glaube ich, dass es so ist!« Sie ließ ihre Worte wie eine Frage klingen.
Unruhe kam auf, und leises, nervöses Gelächter war zu hören. Tobias errötete. »Natürlich ist es so! Aber ich nehme meine Aufgabe sehr ernst!«
»Das Gleiche tue ich!«, erwiderte sie spitz. »Und meine Gefühle sind genauso wenig ehrenrührig wie die Ihren, nur dass das Gesetz nicht mein Beruf ist.« Damit ließ sie es genug sein. Die Geschworenen konnten ihre eigenen Schlüsse ziehen, was sie damit sagen wollte – ob sie damit ihre Unterlegenheit auf diesem Gebiet zum Ausdruck bringen oder darauf hinweisen wollte, dass sie kein Geld dafür nahm und daher moralisch im Vorteil war.
»Wenn Sie keine weiteren Fragen haben, Mr. Tobias«, schaltete der Richter sich ein, »werde ich die Sitzung vertagen, bis diese unglückliche Frau identifiziert ist, und dann werden wir vielleicht die Unterlagen des Krankenhausapothekers in Augenschein nehmen, um uns Klarheit darüber zu verschaffen, was gestohlen wurde und wann.« Er klopfte einmal entschieden mit seinem Hammer auf den Tisch.
Monk verließ das Gericht, ohne Hester bis zum Schluss gehört zu haben. Er kehrte direkt zum Polizeirevier in Hampstead zurück, um mit Sergeant Robb zu
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