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In feinen Kreisen

In feinen Kreisen

Titel: In feinen Kreisen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Perry
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von ihr wusste. In jedem Fall stellte sich – außer, sie wäre bewusstlos gewesen – immer noch die Frage, warum sie sich nicht bemüht hatte, die Stourbridges zu benachrichtigen. »Aber ich muss auch weiter nach der Kutsche suchen«, fuhr er fort. »Sie könnte mich möglicherweise zu der jungen Dame führen. Und um die Wahrheit zu sagen, der Diebstahl der Kutsche ist der einzige Tatbestand in dieser Angelegenheit, der das Gesetz betrifft.«
    »Natürlich«, antwortete der Sergeant mit wissender Miene.
    »Natürlich. Sergeant Robb ist im Augenblick sehr beschäftigt. Er hat einen Mordfall. Irgend so ein armer Kerl hat eins über die Rübe gekriegt, und dann haben sie ihn auf dem Weg vor dem Haus einer Frau da in der Nähe liegen gelassen. Aber ich weiß zufällig, dass Robb noch im Haus ist. Und ich bin sicher, er kann ein paar Minuten für Sie erübrigen.«
    »Ich bin Ihnen sehr zu Dank verbunden«, erwiderte Monk.
    »Ich werde ihn nicht lange belästigen.«
    »Warten Sie bitte dort drüben, Sir, dann sag ich ihm, dass Sie hier sind.« Mit diesen Worten erhob sich der Sergeant und verschwand. Als er wieder kam, folgte ihm ein schlanker junger Mann mit einem gutmütigen Gesicht und dunklen, intelligenten Augen. Er sah gehetzt aus, und es war offensichtlich, dass er Monk nur aus Höflichkeit etwas von seiner Zeit widmete. Er war mit seinen Gedanken kaum bei der Sache.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte er freundlich. »Sergeant Trebbins erzählte mir, Sie seien im Auftrag eines Freundes hier, dem eine Kutsche gestohlen wurde, wie es scheint, von seiner Verlobten. Ich fürchte, wenn sie beschlossen haben… durchzubrennen… ist das wahrscheinlich unklug und gewiss alles andere als ehrenhaft, aber es ist kein Verbrechen. Was den Diebstahl von Kutschen und Pferden betrifft, dieser Angelegenheit können wir natürlich nachgehen, wenn Sie Grund zu der Annahme haben, dass die beiden durch diese Gegend gekommen sind.«
    »Ja, ich denke, dass es sich so verhalten hat. Ich bin der Spur der Kutsche bis zum Rand der Heide gefolgt.«
    »War das gestern, Sir?«
    »Nein. Die Kutsche ist leider bereits vor fünf Tagen verschwunden.« Monk kam sich töricht vor, als er das eingestehen musste, und machte sich schon auf Desinteresse von Seiten des jungen Mannes gefasst, doch der Sergeant erstarrte und sog deutlich höher die Luft ein.
    »Könnten Sie den Fahrer dieser Kutsche beschreiben, Sir, und auch die Kutsche selbst? Vielleicht sogar die Pferde?«
    Monks Puls beschleunigte sich. »Haben Sie sie gesehen?« Er bedauerte sofort seine unprofessionelle Reaktion, aber es war zu spät für einen Rückzieher. Jede Bemerkung würde die Sache nur noch verschlimmern.
    Robbs Miene war verschlossen. »Ich weiß es nicht, Sir. Würden Sie sie mir bitte beschreiben?«
    Monk zählte alle Einzelheiten die Kutsche betreffend auf: Farbe, Bauart, Maße, Hersteller, und bei den Pferden habe es sich um einen Fuchs und einen Braunen ohne besondere Merkmale gehandelt, fünfzehn Handbreit in der Höhe sowie sieben und neun Jahre alt.
    Robb sah ihn sehr ernst an. »Und der Kutscher?«, fragte er leise.
    Monks Magen verkrampfte sich. »Durchschnittliche Größe, braunes Haar, blaue Augen, muskulöser Körperbau. Trug, als er das letzte Mal gesehen wurde, eine Livree.« Noch bevor er geendet hatte, war ihm klar, dass Robb eine ganze Menge über diese Sache wusste und nichts davon Gutes verhieß.
    Robb presste die Lippen fest zusammen, bevor er sprach.
    »Es tut mir Leid, Sir, aber ich denke, ich habe möglicherweise Ihre Kutsche und die Pferde gefunden… und auch Ihren Kutscher. Über die junge Dame weiß ich nichts. Wenn Sie mir bitte folgen würden, Sir?«
    Der diensthabende Sergeant verzog das Gesicht, als ihm bewusst wurde, dass ihm der Rest der Geschichte vorenthalten werden sollte.
    Monk fiel gerade noch rechtzeitig ein, sich bei ihm zu bedanken. Der Mann nickte, ließ sich aber seine Enttäuschung nicht anmerken.
    Robb führte Monk in ein winziges, mit Papieren vollgestopftes Büro, das ihm merkwürdig vertraut erschien. Er fühlte sich in die Anfänge seiner eigenen Laufbahn zurückversetzt, obwohl er noch immer nicht wusste, wie lange diese Zeit zurücklag.
    Robb räumte einen Stapel Bücher vom Besucherstuhl und stellte sie auf den Boden. Auf dem Schreibtisch, auf dem sich bereits mehrere Stapel türmten, war kein Platz mehr.
    »Nehmen Sie Platz, Sir«, forderte er ihn auf. Er hatte Monk noch nicht nach seinem Namen gefragt. Er selbst setzte sich

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