In fremderen Gezeiten
Geschäfte gemacht haben – damit niemand übrig bleibt, der«, Shandy zwinkerte, » aussagen kann.« Shandy begann beinahe zu lachen bei der Vorstellung, dass die Piraten von New Providence bei irgendetwas methodisch vorgehen könnten, aber er zwang sich, eine traurige Miene beizubehalten.
Lapin schluckte. » Sie töten die Kaufleute?«
» Das ist richtig. Die Piraten warten nur, bis die Kaufleute Verbindung mit ihnen aufnehmen. Sobald einer ihrer alten Kunden sich bei ihnen meldet oder sich bereitfindet, sie zu empfangen, wenn sie sich ihm nähern«, Shandy zuckte die Achseln, » ist dieser Mann genauso tot wie Sebastian.«
» Mon Dieu!« Lapin stand hastig auf und verschüttete dabei seinen Brandy. Er warf einen furchtsamen Blick auf den Hafen, als erwarte er, dass in eben diesem Moment Seeräuber an Land stürmten. » Es ist – später als ich dachte. Es war mir ein Vergnügen, mich mit Euch zu unterhalten, Monsieur Chandagnac, aber ich fürchte, ich muss jetzt Adieu sagen.«
Shandy stand nicht auf, hob jedoch sein Glas. » Auf Eure gute und anhaltende Gesundheit, Monsieur Lapin.«
Aber nachdem Lapin davongestolpert war, machte Shandys für den Moment gehobene Stimmung Niedergeschlagenheit Platz. Es würde keine Rache geben und kein Schiff. Er mietete ein Zimmer für die Nacht und am nächsten Morgen ließ er sich nach Arcahaie und zu der wartenden Jenny zurückkutschieren.
Während der beiden nächsten Wochen lief er mit der Jenny auf einer hektischen Rundreise durch die Karibik so viele Häfen wie möglich an, selbst die englischen, wo er ein Gesuchter war, aber in keinem der Hafenregister war die Carmichael oder die Charlotte Bailey verzeichnet.
Am Ende der zweiten Woche fruchtloser Suche stand seine Besatzung kurz vor der Meuterei, und die Frist, um die Begnadigung des Königs anzunehmen, lief nur noch zwei Tage. Also befahl Shandy seinen Männern, die alte Schaluppe nach New Providence zu segeln.
Sie trafen am Dienstagnachmittag ein, am fünften September, und als Shandy von Bord der Jenny ging, schaute er nicht zurück; Venner konnte von jetzt an ihr Kaptitän sein und sie in die Hölle fahren oder ins himmlische Königreich, ihm war es gleich. Es blieb Shandy noch genug Zeit, zur Festung zu gehen und offiziell die von Gouverneur Rogers angebotene Begnadigung anzunehmen und danach am Strand ein gewaltiges Abendessen zu kochen. Und wie es im Laufe der nächsten drei Monate zur Tradition werden sollte, aß er selbst fast nichts und begnügte sich stattdessen mit großen Mengen besten Weins.
Kapitel 23
Ja, Skank, dachte Shandy einmal mehr, während er jemanden draußen im Hafen beobachtete, der versuchte, die Gaffel der Jenny höherzuziehen, ja, ich war in jenen Tagen entschiedener. Damals gab es Dinge, die ich zu erledigen hatte; jetzt bleibt nur noch eine Aufgabe, und die ist … vergessen. Er streckte sich behaglicher im Sand aus und ließ den von der Sonne gewärmten Rum liebevoll in seinem Becher kreisen.
Ein Fähnrich der Navy kam zögernd näher. » Verzeihung … seid Ihr Jack Shandy?«
Shandy leerte den Becher und starrte den jungen Mann über den Rand hinweg eulenhaft an. » Stimmt«, sagte er und ließ den Becher schließlich sinken.
» Ihr seid derjenige – Verzeihung –, der die Whitney versenkt hat, nicht wahr?«
» Das glaube ich nicht. Was war denn die Whitney für ein Schiff?«
» Ein Kriegsschiff, das in diesem Juni explodiert und gesunken ist. Sie hatte Philip Davies gefangen, und …«
» Oh.« Shandy bemerkte, dass sein Becher leer war, und stand auf. » Richtig. Ich wusste bis jetzt nicht, wie das Schiff hieß. Es war allerdings Davies, der es in die Luft gesprengt hat – ich habe nur geholfen.« Er stellte seinen Becher auf den Tisch vor dem Schankzelt und nickte dem Mann zu, der es betrieb.
» Und Ihr habt den Kapitän erschossen?«, fuhr der junge Offizier fort.
Shandy griff nach seinem wieder aufgefüllten Becher. » Das ist lange her. Ich erinnere mich nicht.«
Der Fähnrich wirkte enttäuscht. » Ich bin auf der Delicia hier angekommen, mit Gouverneur Rogers«, erklärte er. » Ich, ähm … schätze, dies war früher ein ziemlich wilder Ort, hm? Kämpfe mit der blanken Klinge, Schießereien, Schätze …«
Shandy lachte leise und beschloss, die romantische Luftblase des Jungen nicht platzen zu lassen. » Oh, aye, all das.«
Solchermaßen ermutigt drängte der junge Mann weiter. » Und Ihr seid mit Schwarzbart selbst gesegelt, höre ich, auf dieser
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