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In Furcht erwachen

In Furcht erwachen

Titel: In Furcht erwachen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kenneth Cook
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hätte er sich absichüich darangemacht, sich selbst zu zerstören, und
    dann hatte ein Ereignis zum nächsten geführt.
    Aber er hätte nichts davon tun müssen.
    Er schüttelte den Kopf, dann ließ er ihn gegen die rauhe Rinde des Baumes sinken und verschloß die Augen vor den
    Sternen.
    Er hätte nichts davon tun müssen. Er hätte nicht Two‐up spielen müssen. Und nachdem er gewonnen hatte, hätte
    ihn nichts dazu gezwungen zurückzugehen. Er hätte sich
    nicht mit Tim Hynes betrinken müssen; dafür gab es wirklich keinen Grund. Und obwohl er betrunken gewesen war, hatte er aus eigenem Willen beschlossen, Janette Hynes zu verführen − versucht, Janette Hynes zu verführen.
    Er hätte nicht mit den Minenarbeitern auf die Jagd ge‐
    hen müssen, nicht, das da irgend etwas dabei gewesen
    wäre, aber es hatte keinen Grund gegeben, sich wieder zu betrinken und bei der Schlachtorgie mitzumachen. Hätte er
    das nicht getan, gäbe es in seinem Innern nun keinen
    Widerhall des Entsetzens über das, was danach gefolgt war.
    Eigenartig, aber jetzt machte es ihm nichts mehr aus,
    über alles nachzudenken. Vielleicht weil nun nichts mehr eine Rolle spielte; alles war vorbei, es gab nichts, was er tun konnte.
    Natürlich war er in jener Nacht an den Punkt gekom‐
    men, an dem es nichts mehr zu entscheiden gab. Die Geschichte mit den Lichtexplosionen und die Abscheulich‐

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    keit, die − wie er befürchtete − dazugehörte, hatte nicht viel
    mit seinen Entscheidungen zu tun, doch wäre selbst dies nicht passiert, hätte er vorher nicht getrunken.
    Eins war zum andern gekommen. Für nichts davon
    hatte eine Notwendigkeit bestanden, aber jedes Ereignis
    hatte bereits den Samen für das nächste in sich getragen.
    Der Zufall hatte eine gewisse Rolle gespielt, die lächerliche Angelegenheit mit dem Sattelschlepper war kaum
    seine Wahl gewesen; aber auch das wäre nicht passiert,
    wäre er nicht so mitgenommen vom Trinken gewesen.
    In fast jedem Stadium seiner persönlichen kleinen Tra‐
    gödie konnte er sich an einen Punkt erinnern, wo er sich hätte anders entscheiden können.
    Und hier war er nun also, mit sieben Pence, einem
    Gewehr ohne Munition und einigen Schachteln Streich‐
    hölzern. Ihm war schlecht, er fühlte sich schwach und wäre
    bestimmt völlig verzweifelt gewesen, hätte irgendein Ge‐
    fühl die Wolke aus Leere und Nichts durchdringen können,
    die ihn umgab.
    Alles, was er tun würde, war hier zu sitzen und zu warten. Wenn nichts geschah, würde er vermutlich sterben. Na
    und?
    Er steckte die Hände in die Taschen und ließ sich zu Boden gleiten, bis er beinahe flach dalag.
    Dann ertastete seine rechte Hand einen kleinen, zylin‐
    derförmigen Gegenstand, hart und kühl. Er befühlte ihn. Es
    war eine Patrone, er mußte sie wohl übersehen haben, als er die anderen im Hotel dem Fahrer gegeben hatte. Er
    nahm sie heraus und setzte sich auf, um sie zu untersuchen.
    Er hatte eine Patrone.
    Im Licht der Sterne sah sie aus wie ein harmloses klei-172
    nes Stück Metall, aber sie konnte benutzt werden, um zu töten.
    Warum tötete er nicht John Grant?
    Andere Leute brachten sich um. Daran war nichts
    Außergewöhnliches.
    Das würde seine unmittelbaren Schwierigkeiten lösen
    und gleichzeitig alle Probleme, die in der Zukunft auftreten
    mochten.
    Warum also nicht?
    Er betrachtete die Patrone und ließ sie durch seine Finger rollen. Sie war sehr klein.
    Warum nicht?
    Er wollte eine Weile darüber nachdenken, während er
    das Gewehr herausnahm und lud, um zu sehen, wie sich
    der Plan dann anfühlte.
    Die präzise Arbeit, das Gewehr zusammenzusetzen, war
    auf eigenartige Weise tröstlich. Er legte die Patrone in den Verschluß und stieß den Bolzen zurück.
    Die geladene Waffe auf den Knien, überlegte er, wie sie dazu dienen könnte, John Grant für immer aus Bundanyabba, Tiboonda und sich selbst fortzuschaffen.
    Er brauchte sie bloß an seinen Kopf zu halten und den Abzug zu drücken, das war alles.
    Er drehte das Gewehr um und hielt die Mündung an
    seine Stirn. Sie war ziemlich kühl. Kühl und hart.
    Aber so konnte er den Abzug nicht bequem erreichen.
    Er probierte verschiedene Stellungen mit seinem Finger
    aus. Er mußte den Abzug stoßen, nicht ziehen.
    Viele Selbstmörder − Selbstmörder, das Wort hatte eine
    frostige Qualität − steckten sich den Lauf in den Mund. Er versuchte es. Der Geschmack des Metalls war ziemlich aus-173
    geprägt. Aber so würde die Kugel seinen Gaumen

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