In Gottes Namen
Hochglanzfotos, und malt sich die Reaktion der nächsten Angehörigen aus, die seiner eigenen ähneln muss: Nichts, absolut nichts kann schrecklicher sein.
Manchmal weist er jegliche Schuld von sich. Es gibt tatsächlich Zeiten, da packt ihn die Wut auf Joyce, und er wirft seiner Frau einen Mangel an Verantwortungsgefühl und Selbstkontrolle vor; aber im Grunde seines Herzens weiß er sehr genau, dass sie beides schon lange nicht mehr besaß.
Meistens treffen seine Vorwürfe jedoch den Richtigen. Viel früher schon hätte er die negative Entwicklung in ihrer Psyche erkennen müssen. Er hätte auf einer intensiveren Behandlung und Betreuung bestehen müssen.
Und was die Nacht vor ihrem Tod und den nächsten Morgen betraf – das konnte er definitiv niemand anders als sich selbst zuschreiben.
Komisch, dass er in der ganzen Zeit nie daran gedacht hat, seinen Job an den Nagel zu hängen. Es gäbe eine Menge guter Gründe dafür. Ein Detective der Mordkommission, der den Anblick von Tatorten nicht verkraftet, ist wie ein Artist mit Höhenangst. Aber er ist nun mal der Sohn und der Enkel eines Cops. Von diesem Job hat er immer geträumt. Für ihn hat es nie was anderes gegeben. Und er erledigt seinen Job nach wie vor zuverlässig. Da ist er sich sicher. Er ist immer noch ein guter Cop.
Genau, ein guter Polizist, aufgeschlossen und mit viel Intuition, der dummerweise nicht mitbekam, wie seine eigene Frau langsam den Verstand verlor.
»Diese ganze Geschichte«, sagt Stoletti, »ergibt einfach keinen Sinn.«
McDermott schreckt aus seinen Gedanken auf. »Was?« »Ich kann mir einfach keinen Reim drauf machen, Mike. Es ist zu merkwürdig.«
Er holt tief Luft und lässt sich in einen Stuhl fallen. Okay. Fallbesprechung. Vertrautes Terrain.
»Wie lief das Gespräch mit Albany?«, fragt McDermott.
»Gut. Erstaunlich gut«, gibt sie zu. »Riley ist es besser als mir gelungen, den Professor zum Reden zu bringen. Es ist sein Verdienst, dass Albany mit der Geschichte über die Schwangerschaft und die Abtreibung rausrückte.«
McDermott überlegt kurz. »Ich schätze, die neuen Informationen verändern deine Sichtweise ein wenig.«
Detective Koessl kommt in den Konferenzraum und schlägt seinen Notizblock auf. »Mike, wir haben acht Händler, die Trim-Meter-Kettensägen verkaufen. Zwei davon hier in der Stadt, sechs in der Umgebung.«
»Nur acht?«
»Trim-Meter hat schon vor zehn Jahre die Produktion von Kettensägen eingestellt. Nur ein paar Läden verkaufen noch gebrauchte Modelle. In den letzten drei Monaten ist allerdings keine einzige über den Ladentisch gegangen.«
»Okay, Tom.« McDermott seufzt. »Und alle Läden haben Anweisung, uns zu verständigen, falls jemand eine kaufen will?«
»Versteht sich.«
Nachdem der Detective verschwunden ist, nehmen sie den Faden wieder auf.
»Lass also in Zukunft deine persönlichen Gefühle aus dem Spiel«, sagt er zu ihr.
Sie funkelt ihn an. Das hat sie nicht verdient. Egal wie sie über Riley denken mag, Stoletti hat McDermott immer als fähige und verlässliche Polizistin zur Seite gestanden. Er arbeitet zum ersten Mal mit einer Frau zusammen, und obwohl ihn diese Aussicht anfänglich wenig begeistert hat, schätzt er sie inzwischen als seinen bisher besten Partner. Vielleicht hängt es mit dem Mangel an überschüssigem Testosteron zusammen oder mit dem weniger aufgeblasenen Ego, jedenfalls bewahrt sie immer einen kühlen Kopf. Und auf ihren Instinkt kann er sich verlassen wie auf seinen eigenen.
»Die Frage ist«, sagt sie, »ob diese neue Geschichte eine Einzeltat ist. Ohne jeden Zusammenhang.«
Er nickt. »Schwer vorstellbar, dass da kein Zusammenhang besteht.«
»Aber das würde bedeuten, Paul Riley ist ein Mörder«, sagt sie.
Ein weiterer Detective, Bax, steckt den Kopf durch die Tür. »Chief, Neuigkeiten über Fred Ciancio. Kommen Sie mal schnell und werfen einen Blick drauf.«
Stoletti wirft McDermott einen Blick zu. »Fortsetzung folgt«, sagt sie, während sie sich erheben.
Auf dem Weg nach draußen hält McDermott sie am Arm zurück. »Im Labor müssten sie eigentlich immer noch die Blutund Spermaproben von Burgos haben, oder?«
Sie bestätigt das. Die Abteilung für Spurentechnik der Bezirksstaatsanwaltschaft drüben in der West Side verfügt über ein riesiges Archiv.
»Heute haben wir was, das die 1989 noch nicht hatten«, sagt er.
Sie starrt ihn kurz an, dann versteht sie und nickt langsam. »Du willst einen DNS-Test für Burgos und die
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