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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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einer Menge von Hauptleuten. Die Vogelreiter blickten sich sehr genau um und versuchten, möglichst viel Einzelheiten zu erkennen.
    Die Reiter kletterten aus den Sätteln. Ein prächtig gekleideter Hauptmann mit der weißen Armbinde kam auf Luxon zu, als kenne er ihn seit Jahren.
    »Ich bin Cleol, der Gesandte des Shallad Hadamur«, sagte er stolz. Luxon grinste und erwiderte sarkastisch: »Ich bin der Sohn Shallad Rhiads und der nächste Shallad. Was sollst du mir ausrichten?«
    Die Anführer scharten sich um die beiden Männer. Eine gespannte Stimmung kam auf. Aber selbst Hadamurs Gesandte waren unverletzlich, und ihr Mut wurde respektiert.
    »Wisse«, begann der Bote, »daß Shallad Hadamur folgendes verkünden läßt: Wenn sich Logghard ergibt und seinen Anspruch, die Residenz des Shallad zu sein, aufgibt, wenn ferner Luxon von der Ewigen Stadt an Hadamur – gepriesen sei seine Klugheit – ausgeliefert wird…«
    »Niemals!«, rief der Silberne heiser. Der Gesandte überhörte den Einwurf und fuhr fort:
    »…wenn dies also geschieht, binnen einen halben Mondes, dann wird Shallad Hadamur gnädig die Stadt verschonen.«
    »Und wenn wir den Sieger gegen das Dunkle nicht ausliefern?« fragte Gamhed mit lauernden Blicken, die Hand am Schwertgriff.
    Der Gesandte richtete sich auf, bedachte ihn mit einem kalten Blick voller Hochmut und Arroganz und entgegnete:
    »Dann werden die Truppen Hadamurs die Stadt angreifen. Eure Wälle werden niedergeworfen, und die Abtrünnigen werden im furchtbaren Blutgericht getötet.«
    »So, wie es Hadamurs Reiter mit Alten, Schwachen und Verwundeten getan haben, die in ihre Heimat zurückgehen wollten«, sagte Luxon kalt. »Dein Herr ist ein blutgieriger Tyrann. Geh zu Hadamur und seinem Knecht Algajar und sage ihm: Luxon wird sich nicht ergeben.
    Logghard ist frei und bleibt frei. Ich will den Thron, der mir rechtmäßig zusteht. Jeder meiner Krieger wird bis zum Äußersten kämpfen, denn wir kennen Hadamurs Grausamkeit. Diejenigen, die zu euch überlaufen wollen, werde ich gehen lassen.
    Sage Hadamur, daß er zittern soll! Der Tag, an dem ich auf seinem Thron sitzen werde, ist nicht mehr fern. Wenn er den Kampf will – wir werden kämpfen. Er selbst ist zu feige, um selbst vor den Mauern zu erscheinen. Aber ich werde in seinen Palast in Hadam eindringen.
    Sage ihm dies, Bote.
    Und nun verlaßt die Stadt.«
    Er wandte sich um und ließ den Gesandten stehen. Die Hauptleute brachen in Gelächter und Drohungen aus, die Hadamur ein grauenhaftes Ende versprachen. Gamhed hob beide Hände und dämpfte das Geschrei.
    »Wenn wir kämpfen, werden wir nicht feige sein. Es gibt keinen Grund, sich zu freuen, wenn ein Bruderkrieg vor den Mauern steht. Geht jetzt, Boten. Richtet aus, was Luxon sagte.«
    Auch er drehte den Männern aus Hadam den Rücken zu und folgte Luxon.
     
    *
     
    Das Gerücht durchlief die Stadt so schnell wie ein Wirbelwind. Noch während die Reiter auf den kreischenden Vögeln durch die engen Gassen der Altstadt trabten und sich unter den Bögen und Brücken tief auf die Hälse ihrer Orhaken duckten, meldeten sich die ersten Loggharder, die freies Geleit aus der Stadt verlangten.
    Luxon machte keinen Versuch, sie zu halten. Gamhed sprach aus, was auch Luxon dachte, und wovon die meisten Krieger überzeugt waren:
    »Wenn es wirklich zu einer Schlacht kommt, dann würden sie uns in den Rücken fallen. Lassen wir sie gehen, mit ihren Frauen!«
    »Es werden nicht viele sein. Die wenigen Überlebenden haben ihnen gezeigt, was sie von Hadam zu erwarten haben.«
    »So ist es.«
    In den folgenden drei Tagen sickerten schmale Rinnsale von Menschen aus der Stadt. Es waren nur wenige Krieger unter ihnen. Einige Kaufleute sah man in der bunt gemischten Menge, die ein halbes Tausend nicht überstieg.
    Sie alle verließen Logghard durch die geöffneten Tore und verloren sich in der Unendlichkeit des menschenleeren Landes außerhalb der Wälle. Diejenigen, die selbst unter dieser furchtbaren Drohung Hadamurs in Logghard blieben, ließen sich nicht beeindrucken. Sie wußten, daß die Stadt ihren Beinamen die Ewige nicht zu Unrecht trug. Mochte gehen, wer wollte; es änderte nichts daran, daß man weiter für Logghard arbeitete und sich auf den nächsten Angriff vorbereitete.
    Auf den freien Plätzen, auf denen es gutes Erdreich gab, und auch an einigen leicht zugänglichen Stellen außerhalb der verschachtelten nördlichen Mauern und Wälle wurden jene Schößlinge eingesetzt, die vor

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