In Hadam wartet der Henker
der andere zuckte hoch und hämmerte schwer gegen Zimmos Brustkorb. Ein keuchendes Stöhnen kam aus Zimmos Kehle. Luxon sprang auf, hob den Schild und schlug damit nach Zimmos Kopf. Mit beiden Händen wehrte Zimmo den Angriff ab und umklammerte den Rand des Schildes. Die zugefeilten Fingernägel kamen nur einen Moment lang in Luxons Blickfeld, aber er erkannte die Zeichen. Über den Rand des Schildes hinweg traf ihn ein kalter, fast abwesender Blick. Er kannte ihn – es war wie der Blick eines Mannes, der seinem Dämon gehorchte. Aber sein Mörder war nicht dämonisiert; es war ein gedungener Assassine.
»Dich schickt Hadamur!« keuchte Luxon, riß den Schild nach oben und fing damit einen Hieb ab, den Zimmo mit steif ausgestreckten Fingern führte. Die Krallen kratzten über den Schild, mit einem häßlichen Geräusch. Wieder rammte Luxon den Schild nach vorn, wieder wich Zimmo aus und schlug zu. Eine Handbreit vor Luxons Stirn zischten die Krallen durch die Luft.
Die Kämpfer sprangen hin und her, aber bewußt näherte sich Luxon wieder seinen abgelegten Waffen. Ganz plötzlich hielt er sein Schwertgehänge in der Hand, führte eine schwungvolle Bewegung aus, und damit schleuderte er die Scheide und die Riemen weit von sich. Noch ehe sie auf den Boden rasselten, fuhr das Schwert durch die Luft. Der erste Hieb riß eine tiefe Wunde in Zimmos rechte Schulter. Luxon drang mit wuchtigen, kurzen Hieben auf Zimmo ein, der Fremde wich zurück, stolperte an einem Teppich, fing sich wieder und zog mit der linken Hand den kleinen Dolch aus der Scheide. Der nächste Schlag traf das linke Handgelenk des Assassinen, der jetzt wild den Kopf schüttelte, einen wilden Schrei ausstieß und sich zur Flucht wandte.
Er schrammte mit der Schulter gegen die Mauer und zog hinter sich eine breite Spur von Blutstropfen.
Dann blieb er plötzlich stehen, spreizte wieder seine Finger und stöhnte auf. Luxon kam heran, das Schwert hoch erhoben, und dann stutzte er. Zimmo griff mit allen zehn Fingern in seine Wunde und brachte sich tiefe Kratzer bei.
Er lief noch vier, fünf Schritte weiter. Luxon näherte sich ihm mit wachsam ausgestrecktem Schwert.
»Du sollst ver…«, begann Zimmo. Er keuchte auf, verdrehte die Augen und fiel zuckend zu Boden. Dort krümmte er sich zusammen wie eine Schlange und starb.
»Der zweite gedungene Mörder«, sagte Luxon erschüttert. »Ich werde mich mit Wachen umgeben müssen.«
Er senkte das Schwert und ging zurück in den Saal. Dort hämmerte er dreimal mit dem Schwertknauf an den Gong und wartete bis aus der dämmerigen Tiefe des Palasts einige Bewaffnete herangeeilt waren.
Vorsichtig schleppten sie den regunglosen Körper weg. Sehr viel später, als Luxon auf seinem Bett lag und mit offenen Augen in die Nacht hinausstarrte, kam eine alte Frau und wischte das Blut vom Boden.
Luxon dachte an Kalathee und fragte sich, was sie dazu getrieben hatte, ihn zu verlassen. Aber bald überkamen ihn wieder die lastenden Fragen, die mit seinem Anspruch auf den Thron des Shallad zu tun hatten.
4.
Zwei Tage später entdeckte ein Wächter, der seinen Dienst auf einem Turm im siebenten Wall der nördlichen Stadtgrenze versah, eine kleine Staubwolke. Sie kam näher und wurde größer, und schließlich schälten sich aus dem Staub sieben prächtig gekleidete Orhako-Reiter heraus. Der Türmer hob sein Horn an die Lippen und schmetterte ein Signal.
Zwei von ihnen trugen lange, flatternde Wimpel unterhalb der Spitzen ihrer Lanzen. Sie ritten furchtlos weiter, bis sie vor dem schmalen Tor anhielten. Das Tor war halb geöffnet, denn außerhalb der Mauern wurde gearbeitet.
Der Anführer ritt scharf heran und rief mit hallender Stimme:
»Wir kommen in Frieden und tragen eine Botschaft des Shallad.«
»Welcher Shallad?« schrien ein paar Nordländer höhnisch von den Zinnen herunter. Nicht ohne Würde gab der Reiter zurück:
»Der wahre Shallad Hadamur. Wir wollen mit Luxon sprechen.«
Die Orhaken kreischten aufgeregt. Einige Bewaffnete erschienen im Tor. Ein Reiter, vom Lärm alarmiert, stob in klapperndem Galopp heran. Man verständigte sich schnell. Sieben Hadamur-Soldaten waren keine Gefahr.
»He! Agashe! Bringe die Boten zu Luxon. Er ist beim Palast!«
Der Reiter ließ sein Pferd auf die Hinterbeine steigen, winkte den Boten und sprengte davon. Die Orhako-Reiter formierten sich zu einer Reihe, und die aufgeregten Vögel trabten hinter dem Reiter her. Sie fanden Luxon in der Alten Stadt, inmitten in
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