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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Schützen hinter den Brustwehren der schweren Tiere ihre Sehnen. Schauer von langen, gefiederten Geschossen heulten hin und her. Manche Pfeile verfehlten ihr Ziel, aber die ungeheure Menge der Projektile war so groß, daß die meisten Pfeile einschlugen. Sie prallten klappernd von den Panzern der Yarls ab, spickten die Korbgeflechte der Brustwehren und Türme, hämmerten in die Schilde und trafen Krieger. Die Pfeile steckten aber auch in den Hälsen und Köpfen der Orhaken, in den Körpern der Schwertmond-Reiter und in deren Schilden. Ein ungeheurer Schrei ging durch beide Heere. Dutzende von Orhaken überschlugen sich in vollem Lauf, brachen sich die Beine und schleuderten ihre Reiter unter die säulenartigen Beine der Yarls. Die riesigen Tiere stapften weiter und schüttelten zornig die Pfeile aus ihrer dicken Haut.
    Dann, auf ein Zeichen Luxons, tauchten Hunderte Bogenschützen ihre Pfeilspitzen in heißes Öl und hielten sie dann an die Flammen. Als die Köpfe und die Pfeile sich über die Brustwehren erhoben, brannten und rauchten die Geschosse. Ein langgezogenes Geräusch ging über die Türme der Yarls hinweg, ein bösartiges Summen, als sämtliche Pfeile auf die Orhaken abgeschossen wurden. Zwei Drittel fanden ihr Ziel, und kurz darauf stand das Gefieder der Reitvögel in Flammen. Eine Wolke von Gestank breitete sich aus, und die Reiter konnten der Tiere nicht mehr Herr werden. Jetzt hämmerten die Schützen auf den Türmen die Zapfen aus den Klammern heraus. Die Wurfarme zuckten hoch, schlugen gegen die Widerlager, und ein gewaltiger Hagel von Steinbrocken schmetterte unzählige Reiter und Tiere nieder, weit jenseits der eigenen Reihen.
    Trompeter gaben helle, trillernde Signale.
    Unter den Kampfschreien der Loggharder zogen sich alle Schwertmondreiter, die dazu noch fähig waren, nach Norden zurück. Dumpfe Hornstöße ließen die Verteidiger auf der Stelle anhalten.
    Ein zweites Signal trieb sie langsam zurück, bis sie auf einer Linie standen, hinter der sich die Fallgruben, der Pechsee und der schüttere Wald befanden.
    Auf einer Länge von fünfzig Bogenschüssen, zwei, drei Bogenschüsse tief, lagen die toten oder sterbenden Orhaken als dunkle Bündel auf der Steppe. Einige von ihnen brannten und rauchten noch. Hunderte toter oder verwundeter Reiter lagen neben und zwischen ihnen. Die Loggharder senkten ihre Waffen.
    »Sagt es weiter«, schrie Luxon, der dicht vor der Kampfreihe entlangfuhr. »Bringt die eigenen Verwundeten in die Stadt, helft den verwundeten Schwertmondkriegern. Aber in ganz kurzer Zeit greift Algajar wieder an, diesmal mit doppelter Wucht.«
    Luxons Anordnungen wurden blitzschnell weitergegeben.
    Er trug einen schwarzen Helm, der weit in den Nacken reichte und dessen Steg zwischen den Augen die Nase schützte. Auch seine Rüstung mit halbkugeligen Schulterschalen und weit heraufgezogenen Unterarmschutz war schwarz. Silberne Nieten und Ringe hielten die Teile zusammen. Der Rücken der Handschuhe Luxons bestand aus geschwärzten Platten, deren Glieder ineinander übergriffen. Die Schilde an dem Kampfwagen waren ebenso gefärbt, und selbst die Pfeile in seinem Köcher trugen schwarze Befiederung.
    Zwischen den Durchgängen der Wälle und dem Schlachtfeld rannten Menschen hin und her, einige Wagen ratterten hinaus, und die Verwundeten wurden in größter Eile auf die Wagen gebettet. Aber noch während dieser Versuche ertönten wieder die Hornsignale von den Türmen herunter.
    Algajar kam mit einer noch größeren Streitmacht zurück.
    Yarls, Diromen und Diatren kamen heran. Zwischen ihnen, in gleichem Tempo, ritten die Krieger auf Orhaken. Die Ebene dröhnte unter den wuchtigen Schritten der schweren Tiere. Ununterbrochen gellten schmetternde Signale. Fünfhundert Schritt trennten jetzt beide Heere, als auch Luxon sein Signal gab. Der Lenker seines Wagens riß die drei Rappen herum und jagte schräg zwischen zwei Yarls hindurch, auf die hinteren Reihen des eigenen Heeres zu.
    »Bleibt stehen und wehrt euch. Wartet auf das Signal! Und dann erst zurück!« schrie Luxon. Sein Ruf wurde von Kampfeinheit zu Kampfgruppe weitergegeben. Dann stießen die beiden Heere aufeinander.
    Die Speere schwirrten in flachen Bögen durch den Staub. Die Steine der Schleuderer heulten über die Köpfe der Krieger hinweg und zerschmetterten Knochen von Tieren und Kämpfern. Die Yarls beider Heere, deren Köpfe und Beine bald voller abgebrochener Speere und Pfeile starrten, spürten den Schmerz und rannten

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