In Hadam wartet der Henker
Blätter angesetzt, waren größer und mächtiger geworden.
Entweder waren es Schößlinge von dämonisierten Pflanzen, oder es handelte sich um einen anderen Betrug der Loggharder, sagte sich Algajar. Daß es Bäume waren, wie er sie kannte, daran glaubte er nicht.
»Noch Fragen?«
Mit seinen Unterführern war jedes einzelne Signal, die Stärke und die Art des Angriffs einer jeden Heeresgruppe, die Rückzugswege und die verschiedenen Zangenbewegungen abgesprochen worden. Algajar richtete sich auf eine lange Belagerung ein und auf Kämpfe, die mit aller nur vorstellbaren Verbissenheit geführt werden würden, von beiden Seiten. Er hob die Schultern, spannte seine Muskeln und stemmte sich aus den Sitzfellen hoch. Etwa ein Dutzend Krieger bewachten den Hügel. Laut sagte Algajar:
»Ich will schlafen. Bringt mir einen Krug Wein und stört mich nur, wenn es Dinge von großer Wichtigkeit gibt.«
In seinem Zelt streckte er sich aus, nachdem er einen langen Schluck des dicken Weines getrunken hatte. Es dauerte lange, bis er Schlaf fand.
*
Ein schwacher Wind hatte sich erhoben. Zuerst sahen die wartenden Soldaten nur dünne Schleier, die sich dicht über dem Boden der Halbwüste bewegten. Dann brodelte ein trichterförmiger Sandschleier hoch und wurde nach Osten getrieben. Aus dem Schleier tauchten funkelnde Feldzeichen auf, Schilde und Lanzen. Dann die Körper riesiger Orhaken, die in ihrem raumgreifenden Trab näherkamen.
Die Abordnung Hadamurs ritt auf Logghard zu.
Polternd fielen zwischen den Mauern aus lose geschichteten Ziegeln und schweren Quadern. Bohlen über einen tiefen Graben. Über die Gruben, deren Boden mit spitzen Holzpflöcken und eisernen Eggen gespickt war, ratterten nacheinander drei Kampfwagen. Sie waren hochbordig und bestanden aus Flechtwerk. Vier Schilde, aus mehreren Lagen Holz, Leder und Metall gefertigt, hingen unterhalb der Brüstung und sollten verhindern, daß Pfeile oder Lanzen sich durch das Geflecht bohren konnten. Der Krieger, der die drei Pferde lenkte, war mit dünnen Gurten rechts und links mit dem Gespann verbunden. Aus den Radnaben wuchsen lange, mehrfach gekrümmte. Dornen hervor, die sich bei jeder Drehung der Räder mit messerscharfen Schneiden umeinander wanden. Das vordere Ende der Doppeldeichsel lief in zwei mehrfach gezackte Rammsporne aus. Selbst die Stirnplatten der Pferde trugen Rammen aus Lanzenspitzen.
Im ersten Wagen stand Luxon, im zweiten hielt Gamhed in seiner funkelnden Silberrüstung die überlange Lanze mit dem weißen Wimpel hoch, im dritten Wagen klammerten sich hinter dem Lenker die beiden Stellvertreter Gamheds und Luxons fest.
Die Wagen rasten in die Ebene hinaus, lösten sich aus der Linie und fuhren nebeneinander, in größerem Abstand, auf die Orhaken-Reiterei zu.
Auch hinter den Kampfwagen erhoben sich auseinanderbrodelnde Säulen aus feinem Sand. Als Luxon mit seinem Gespann den Wald passierte, wandte er den Kopf unaufhörlich von links nach rechts und zurück.
»Unfaßbar«, murmelte er, obwohl er das Werk der Magier schon seit Tagen bestaunt hatte, »niemand wird glauben, daß es kein Wald ist.«
Sogar die Blätter raschelten und zitterten im Wind des frühen Morgens. Weit draußen in der Steppe trafen die beiden Gruppen aufeinander.
Die Reiter mit ihren Orhaken bildeten einen Halbkreis. Die drei Gespanne hielten nebeneinander, aber so weit voneinander entfernt, daß sich die Sicheldornen der Naben nicht berührten. Luxon erkannte augenblicklich den breitschultrigen Anführer mit den Kerben in seinem Antlitz.
»Algajar!« stieß er hervor und bemühte sich, seinen Zorn im Zaum zu halten. »Und wieder stehen wir uns als Feinde gegenüber.«
Algajar musterte die silberglänzende Rüstung Gamheds und sah, daß dieser Kriegsherr von Logghard ihm mindestens ebenbürtig war. Da er Logghard wie sein Leben verteidigen würde, war er gefährlich. Algajar sagte laut, aber in ruhigem Ton:
»Shallad Hadamur will, daß sich Luxon stellt und dem Verlangen abschwört, den Thron zu besteigen. Ergib dich, Luxon, und es wird keinen Kampf geben! Gehst du nicht freiwillig mit mir, werde ich zweihundert Mal tausend Männer gegen Logghard führen. So will es der Shallad.«
Luxon erwiderte ebenso laut und noch immer voller Beherrschtheit:
»Du, Algajar, Hadamur und ich, wir wissen genau, daß ich Rhiads Sohn bin. Was du sagst, ist eines, was du denkst, eine andere Sache. Hadamur sitzt auf dem Thron meines Vaters und damit auf meinem Thron. Ihr habt
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