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In Hadam wartet der Henker

In Hadam wartet der Henker

Titel: In Hadam wartet der Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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Heeren gehörten, was die Truppen auf Wagen mitschleppten, welche Katapulte sie nach Logghard mitgenommen hatten, und viele andere Einzelheiten.
    Schließlich schwieg Samed und gähnte wieder. Der Magier weckte ihn aus dem magischen Halbschlaf auf, und verdutzt blickte Samed um sich.
    »Habe ich alles gesagt?« fragte er.
    »Mehr als genug. Ruhe dich aus«, sagte der Kommandant. Samed schüttelte den Kopf und erwiderte:
    »Ich habe Hrobon versprochen, nach Hadam zurückzukommen und ihm Nachrichten zu bringen. Aber zuerst muß ich ausschlafen. Ich habe Blasen an den Füßen!«
    Er grinste Luxon an, mit seinem jungen, mutigen Gesicht. Luxon wußte, daß Samed selbst im größten Getümmel zu überleben wußte. Er fürchtete nicht um Sameds Leben, aber das, was er gehört hatte, machte ihn zutiefst nachdenklich. So viele Krieger, nur um ihn, Luxon, zu packen!
    »Versprichst du mir, daß du nicht nach Hadam verschwindest, ehe du mit mir gesprochen hast?« fragte er in gespielter Strenge. Samed nickte nur und ließ sich von den Soldaten zum Palast bringen.
    Gamhed legte Luxon schwer die Hand auf die Schulter.
    »Sie werden einen Mann mit weißer Flagge schicken und Hadamurs Feldzeichen«, sagte er. »Dann erst beginnt die große Schlacht.«
    »Ich kenne Algajar. Er ist auf seine Art ein großer Kämpfer ohne Todesfurcht und von großer Klugheit!« entgegnete Luxon. »Das Glück wird auch diesmal auf unserer Seite sein. Nein! Ich verlasse mich nicht darauf. Wir sind in der besseren Lage, denn in jeder Nacht können wir uns hinter die Wälle zurückziehen.«
    »Tausende werden sterben müssen!« murmelte Gamhed. »Ich verlasse mich auch nicht auf die Hilfe der Magier, obwohl sie uns versprochen haben, unentwegt ihren Zauber anzuwenden.«
    Luxon stieß ein heiseres Lachen aus und wünschte sich in eine Zeit zurück, in der die Waffen des Lichtboten in seiner Faust noch ihre volle Wirkung gehabt hatten.
    »Ich verlasse mich nur auf mich!« sagte er entschlossen. »Sollen sie angreifen!«
    Schwermütig gingen die Männer im sinkenden Abend durch die Gassen der Stadt. Sie beantworteten zahllose Fragen und versuchten, den Logghardern Mut zuzusprechen. Es würde ein schwerer Kampf werden.
     
    8.
     
    Am westlichen Ende der großen Ebene, dem Meer zu, erhob sich ein Hügel. Er war nicht sonderlich hoch, nur etwa hundert logghardsche Ellen oder knapp zwanzig Mannslängen hoch, und von niedrigem Gestrüpp und raschelndem Wüstengras bewachsen. Genau am Scheitelpunkt hatte einst ein mächtiger Baum seine riesigen Äste in alle Richtungen gestreckt. Jetzt war das Holz weiß und verwittert und glich den ausgebleichten Knochen eines Skeletts. Von den untersten Ästen bis zu den Schäften von Lanzen waren Leinensegel gespannt worden. Schnüre und Seile waren mit Knoten an den Stangen festgemacht, die man in den Boden gerammt hatte.
    Eine Plattform aus dicken Brettern befand sich im Schatten. Auf dem Holz lagen staubige Teppiche, die von den Sporen der Reiter zerschlissen waren. In der Mitte, vor einem einfachen Tisch, stand ein bequemer Sessel, in dem der Kommandant über zweimal hunderttausend Krieger kauerte: Algajar.
    Ständig kamen und gingen Boten, selbst jetzt, in der Nacht.
    So gut, wie Algajar das steigende und fallende Feuer der Neuen Flamme sehen konnte, sahen auch die Loggharder die Fackeln und Feuer, die rund um den Befehlshügel loderten. Das kleine Zelt – nichts anderes als ein hartes Lager, ein Stuhl und eine Puppe, an der seine Waffen hingen, befand sich darin – war leer.
    »Morgen früh«, sagte Algajar finster und warf ein Pergament auf den Tisch. Das helle Blatt rollte sich raschelnd von selbst zusammen wie eine seltsame Schlange. »Beim ersten Licht reiten wir an die Wälle. Die Männer mit den Hörnern sollen sich bereit halten.«
    Einer der Unterführer antwortete:
    »Es ist alles bereit, Algajar. Auch dein Orhako. Es ist Sturmschrei mit den blauen Federn.«
    »Gut. Habt ihr etwas über diese Pflanzen herausgefunden?«
    »Nein. Wenn wir nahe genug heranreiten, erheben sich Krieger aus dem Sand und schießen mit Pfeilen nach uns. Du selbst hast gesagt, daß…«
    Algajar winkte ab.
    »Schon gut.«
    Vor den Trümmern und den zungenförmigen Flächen aus Mauerschutt und zerfallenden Ziegeln des siebenten Walles erstreckte sich, von Tag zu Tag größer und dunkelgrüner, eine Art Wald. Die Bäume waren zuerst dürr und kahl gewesen. Als ob sie in nie gekannter Eile gewachsen wären, hatten sie von Tag zu Tag mehr

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