In Liebe und Tod
einfach krank, daran zu denken, was mit den beiden geschehen ist.«
»Hat sie Ihnen irgendwelche Sorgen oder Probleme anvertraut? Da Sie beide einander so nahe standen, hätte sie Ihnen doch bestimmt erzählt, wenn sie etwas belastet hätte, oder?«
»Ich hätte angenommen, dass sie zu mir kommt, wenn sie Probleme hat, aber das hat sie nicht getan. Dabei konnte ich deutlich sehen, dass irgendwas nicht stimmt.«
»Inwiefern haben Sie ihr das angesehen?«
»Weil ich sie gut kannte. Ich habe es ihr einfach angemerkt. Aber sie wollte nicht darüber reden. Meinte, ich sollte mir keine Sorgen machen, sie käme schon damit zurecht. Ich habe sie damit aufgezogen, dass sie Angst vor ihrer eigenen Courage kriegt und bestimmt noch vor der Hochzeit durchbrennt, und sie hat mitgespielt. Aber wissen Sie, das war es nicht.« Er schüttelte den Kopf. »Sie war nervös wegen der Hochzeitsfeier, aber nicht wegen der Hochzeit selbst, falls Sie verstehen, was ich damit sagen will.«
»Was war es dann?«
»Ich glaube, dass es um einen Kunden ging. Dass es Probleme mit einem ihrer Konten gab.«
»Warum?«
»In den letzten Wochen hat sie oft die Tür ihres Büros von innen abgesperrt. Was völlig untypisch für sie war.«
»Haben Sie eine Vorstellung, welches Konto das gewesen sein könnte?«
Er schüttelte erneut den Kopf. »Ich habe sie nicht bedrängt. Wir alle haben ein paar Konten, über die wir nicht mit anderen reden können. Ich schätze, ich dachte, sie stünde im Begriff, einen Großkunden zu verlieren, und versuche, das Feuer zu löschen. So etwas kommt manchmal vor.«
Wieder wandte er sich ab und starrte auf den blauen Kreis in dem roten Dreieck. »Wir hätten diesen Samstag zusammen ausgehen wollen. Alle vier. Es will mir immer noch nicht in den Kopf, dass sie nicht mehr am Leben sind.«
Es klopfte an der Tür, dann machte jemand auf. »Jake. Oh, Verzeihung. Ich wollte nicht stören.«
»Dad.« Jake sprang eilig auf. »Äh, das hier ist Lieutenant Dallas von der Polizei. Mein Vater, Randall Sloan.«
»Lieutenant.« Randall nahm ihre Hand und hielt sie fest. »Sie sprechen sicher gerade über Natalie und Bick. Wir sind alle - ich schätze, wir haben alle noch gar nicht richtig begriffen, was geschehen ist.«
»Sie haben die beiden gekannt.«
»Ja, und zwar sehr gut. Es ist ein unglaublicher Schock, ein schrecklicher Verlust. Ich komme einfach später noch mal wieder, Jake. Ich wollte nur sehen, wie es dir geht.«
»Schon gut«, erklärte Eve. »Ich bin sowieso gerade fertig.« Sie durchforstete ihre Erinnerung nach der Hackordnung der Firma und blickte Randall an. »Sie sind einer der Vizepräsidenten dieses Unternehmens.«
»Das ist richtig.«
Aber er war kein Partner, dachte Eve, trotz seines teuren Anzugs, seines stattlichen Erscheinungsbilds und obwohl er der Sohn des Firmengründers war. »Hatten Sie in dieser Funktion viel Kontakt zu den beiden Opfern?«
»Nein. Aber Nat und Bick waren mit meinem Sohn befreundet, deshalb kannte ich sie besser als die meisten anderen Angestellten.« Randall trat vor seinen Sohn und legte eine Hand auf seine Schulter. »Die beiden waren ein ganz reizendes Paar.«
»Hat einer der beiden Ihnen gegenüber angedeutet, dass er berufliche oder private Probleme hat?«
»Nein.« Randall runzelte die Stirn. »Sie haben ihre Arbeit beide hervorragend gemacht, und soweit ich weiß, haben sie ein glückliches Privatleben geführt.«
»Ich muss Sie routinemäßig fragen, wo Sie in der Nacht der Morde waren.«
»Ich war mit Kunden unterwegs. Sasha Zinka und Lola Warfield. Erst haben wir im Enchantment in der City Cocktails getrunken und zu Abend gegessen, und dann haben wir uns noch im Club One eine Jazzband angehört. «
»Wann haben Sie sich von den beiden verabschiedet?«
»Es muss gegen zwei gewesen sein, als wir den Club verlassen haben. Wir haben zusammen ein Taxi genommen und ich habe die beiden vor ihrer Haustür abgesetzt. Ich bin mir nicht ganz sicher, aber ich nehme an, es war beinahe drei, bis ich zu Hause war.«
»Danke.«
»Meine Freundin und ich waren bei meinem Großvater«, erklärte Jake, als Eve ihn ansah. »Ich schätze, dass wir gegen zwölf, halb eins gegangen sind. Von dort aus sind wir zu mir gefahren, und sie hat bei mir übernachtet. «
»Danke, dass Sie mir Ihre Zeit geopfert haben. Falls ich noch Fragen habe, melde ich mich noch einmal.« Damit stand sie auf, wandte sich zum Gehen und klapperte nacheinander die Büros von Natalies Kollegen ab.
Sie
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