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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Mal geliebt
     hatte, sodass ich ihren Körper, wiewohl mir dünkte, ihn schon
     tausendfach geküsst und gestreichelt zu haben, noch nie wahrhaftig
     gesehen hatte. Klaras helle Haut war rein und glatt. Zwei Grübchen
     zierten ihre Schultern am Halsansatz. Ihr Körper war kräftig,
     doch verunstaltete kein Fett die kleine Wölbung ihres Bauches. Ihre
     Brüste waren groß und fest, ihre Hüften voll und
     wohlgeformt.
    Noch immer hatte sie kein
     Wort an mich gerichtet. Nun hob sie in einer spielerischen Geste die Hand
     und ich verstand: Sie wollte, dass nun auch ich mich entkleidete.
    Mir schoss die Röte ins
     Gesicht, doch war ich ihr zu Willen. Ungeschickt nestelte ich an meiner
     Kutte und wusste dabei sehr wohl, dass ich mich meines einzigen Gewandes längst
     nicht so elegant entledigte wie sie sich ihres halben Dutzends.
    Doch schließlich stand
     auch ich so vor ihr, wie ER mich erschaffen hatte. Für einen Moment
     hielt ich schamhaft die Hände vor meine Männlichkeit, doch dann
     zog ich sie zurück. Klara sollte sehen, dass ich mich nach ihr
     verzehrte.
    Sie bedeutete mir, mich auf
     ihr Bett zu legen. Erst als ich mich dort- selbst lang ausgestreckt hatte,
     kam sie näher. Sie ging langsam und wiegte sich in den Hüften,
     als genieße sie jeden Schritt. Dann kniete sie sich auf das Bett und
     ich spürte, wie Kissen und Decken unter ihrem Gewicht ganz leicht
     nachgaben. Schließlich schwang sie sich in einer fließenden, tänzerischen
     Bewegung über mich. Doch ihre Knie hatte sie weit gespreizt, ihre Hände
     ruhten auf zwei Kissen. So lag ich unter ihr, hörte ihren Atem, sah
     jede Pore ihrer weißen Haut, sog den Duft ihrer Haare ein - und
     hatte doch noch nicht einmal eine ihrer Fingerkuppen berührt. 
    Ich vermag nicht mehr zu
     sagen, wie lange sie sich wohl so über mich gebeugt hatte und mein
     wollüstiges und quälendes Verlangen genoss. Doch endlich,
     endlich erlöste sie mich mit einem Kuss und nahm all mein Sehnen in
     sich auf.                  
    Unde enim scis mulier si
     virum salvum facies aut unde scis vir si mulierem salvam facies.
    *
    Für eine Zeitspanne, die
     man nicht zu messen vermag, nahm Klara mich mit in ein anderes Reich. Weit
     weg vom lauten, stinkenden Paris, von den Gerüchten über die
     schreckliche Krankheit im Lande, weit weg von meinem Orden, von Meister
     Philippe, ja sogar vom toten Heinrich von Lübeck und den quälenden
     Fragen, die sein Hinscheiden unbeantwortet gelassen hatte.
    Später, da ich erschöpft
     und glücklich auf den Kissen lag und mich Klaras Duft noch einhüllte
     wie eine unsichtbare Decke, glitt die Reedersgattin aus dem Bett und ging
     zu dem kleinen Tisch an der Wand hinüber. Dort öffnete sie das
     kostbare Kästchen und holte einen Flakon aus rotem Glas hervor, der
     eine farblose Flüssigkeit enthielt. Damit benetzte sie sich zwischen
     ihren Beinen. »Was tust du da?«, fragte ich erstaunt.
    Sie lächelte. »Keine
     Angst, mein Geliebter«, antwortete sie, »dies ist ein Kräutersud
     nach einem Geheimrezept meiner alten Magd. Er wird verhindern, dass aus
     Bruder Ranulf Vater Ranulf wird.« Es dauerte ein paar Augenblicke,
     bis ich den Sinn ihrer Worte verstanden hatte.
    »Aber das ist
     Hexenkunst!«, rief ich dann — und war doch, ich gestehe es,
     zugleich erleichtert darüber, dass sie über derartige
     Zaubermittel verfügte. Denn wie groß erst wäre die
     Schande, wenn ich, der Mönch und Inquisitor, mit einer verheirateten
     Frau ein Kind zeugen würde? Und Klara hätte für immer Rang,
     Vermögen und Ehre verloren. Klara lachte, dann legte sie sich wieder
     zu mir und schlang einen Arm um mich. »Ihr Männer wisst nichts
     vom Liebeszauber«, flüsterte sie in mein Ohr. »Und ihr Mönche
     am wenigsten von allen.«
    »Es stünde auch
     schlimm um die Welt, wenn es anders wäre«, erwiderte ich.
    »Es stünde besser
     um die Welt«, antwortete sie mir schnippisch. »Kennst du viele
     Geheimnisse der Schwarzen Magie?« Sie richtete sich auf und blickte
     mir forschend ins Gesicht. »Fragst du mich dies als Inquisitor?«
    »Nein«, wehrte
     ich erschrocken ab, »ich frage dies als dein Geliebter, der will,
     dass es um die Welt besser steht.«
    Da lachte sie und liebkoste
     mich. »Jakobsmuscheln sind nicht nur Symbol der frommen Pilger. Ihr
     Fleisch stärkt auch die Leidenschaft«, flüsterte sie.
     »Und wenn sich ein Weib einen Mann erobern will, so soll sie an
     ihren unreinen Tagen ihr Blut

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