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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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auffangen, trocknen und es dem Mann ins
     Essen mischen. Unweigerlich wird er ihr alsbald verfallen.«
    Ich blickte sie entsetzt an.
     »Das hast du getan?«, verwunderte ich mich und schauderte.
    Klara lachte. »Oh nein.
     Zwar weiß ich um diese Künste, doch muss ich sie nicht
     anwenden. Ich kann auch ohne Magie einen Mann erobern, wenn er mir gefällt.«
    »Hattest du etwa schon
     viele Männer?«, fragte ich und spürte den eisigen Dolch
     der Eifersucht in meinem Herzen.
    Da lachte Klara wieder. Es
     war ein herausforderndes, wollüstiges Lachen. »Ranulf!«,
     rief sie. »Sei nicht zornig deshalb, sondern freue dich darüber:
     Bete für jeden Mann, der mir statt meines würdigen, doch alten
     Gatten das Bett gewärmt hat. Segne jede meiner begangenen Sünden.
     Denn wäre ich eine sittsame Kaufmannsfrau, würdest du dann hier
     an meiner Seite liegen? Und wäre ich unerfahren, wie sollte ich dich
     dann in der Liebe unterweisen? So gräme dich nicht wegen meiner
     Vergangenheit, sondern genieße meine Gegenwart!« Dann ließ
     Klara ihren Worten Taten folgen - und ich betete für ihre früheren
     Liebhaber, segnete all ihre Sünden und genoss ihre Gegenwart, ohne
     noch einen weiteren Gedanken an Vergangenheit oder Zukunft zu
     verschwenden.
    Der heiße Sommerwind
     wehte den Klang der Mittagsglocken ins Zimmer, als ich mich endlich aus
     Klaras Bett erhob. »Du musst dich eilen«, drängte meine
     Geliebte. »Mein Mann wird bald zum Mittagsmahl nach Hause kommen!«
    Während wir uns hastig
     ankleideten, drangen all die Sorgen und Bedrängnisse, die Klara für
     ein paar Stunden vertrieben hatte, wieder in meinen Geist. Ich war schon
     fast an der Tür, als ich mich noch einmal umdrehte, einer plötzlichen
     Eingebung folgend. »Kennst du ein Land, das man terra perioeci nennt?«, wollte ich wissen.
    Falls es Klara erstaunte,
     dass ihr nach einem Liebesabenteuer eine derartige Frage gestellt wurde,
     dann ließ sie es sich nicht anmerken. Sie folgte mir bis zur Zimmertür.
    »Nein«, sagte
     sie, »davon habe ich noch nie gehört.« Doch sie sprach
     diese Worte zögernd aus, unsicher, so, als klänge dieser Name
     doch in ihrem Innern nach.
    Ich küsste sie. »Denk
     darüber nach«, flüsterte ich. »Es ist sehr wichtig.«
    »Nun«, seufzte
     sie, »wer sich einen Inquisitor zum Liebhaber erwählt, muss
     wohl mit solchen Fragen rechnen.«
    Sie sinnierte lange. »Mir
     ist«, sagte sie schließlich, »als hätte ich diesen
     Namen doch schon einmal gehört. Ich kann mich aber beim besten Willen
     nicht mehr erinnern, wann und wo das gewesen sein mag oder was er bedeuten
     soll.«
    So wähnte ich mich denn
     an diesem Mittag zwar um vieles glücklicher, doch um nichts klüger
     als am Morgen. Wir nahmen kurz, doch zärtlich voneinander Abschied.
    »Ich werde dir meine
     Dienerin schicken, wenn ich dich wieder empfangen kann«, versprach
     mir Klara.
    »Und ich werde jeden
     Tag vors Kloster gehen und nach ihr Ausschau halten«, rief ich
     hoffnungsfroh.
    Dann ging ich langsam die
     Stiege hinab, während meine Geliebte oben im Rahmen der geöffneten
     Tür stehen blieb und mir nachsah. »Ranulfl«, rief sie,
     als ich schon an der Hinterpforte war. Ich drehte mich um.
    »Ich weiß es
     wieder«, sagte Klara. »Erinnerst du dich, dass ich dir sagte,
     dass wir alles verbrannten, was die ›Kreuz der Trave‹ nach
     ihrer unglückseligen Fahrt an Bord gehabt hatte?«
    Starr blieb ich stehen. Mein
     Mund war plötzlich trocken, als wäre ich durch Ägyptens Wüste
     gezogen. Unfähig war ich, auch nur ein Wort hervorzustoßen. So
     nickte ich nur.
    »Nun«, sagte
     Klara. »Wie ich dir erzählt habe, verbrannten wir auch einige Bögen
     Pergament. Was darauf war, weiß ich nicht, denn ich habe sie mir
     nicht genau angesehen. Doch an ein Blatt erinnere ich mich, da es mir
     aufgefallen war, als ich es in die Flammen schleuderte. Denn in großer,
     steiler Schrift — so, als ob jemand in aller Eile oder höchster
     Erregung etwas hatte festhalten wollen, jemand zudem, der womöglich
     nicht allzu häufig zur Schreibfeder griff - standen dort nur zwei
     Worte quer über der Seite.«
    » Terra perioeci«, keuchte ich. »Terra perioeci«, antwortete meine Geliebte.
    Wie gerne wäre ich die
     Treppe wieder hinaufgeeilt, um Klara nach Einzelheiten zu fragen! Doch in
     diesem Moment vernahm ich Geräusche, die vom anderen Ende des Hauses
     bis zu mir drangen. Dann sah ich am Ende eines dunklen Flurs das Gesicht
    

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