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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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neben der Straße.«
    Und tatsächlich: Kaum
     hatten wir die Porte Saint-Honore durchquert, erblickten wir Pierre de
     Grande-Rue, der im Schatten unter einer Ulme saß und döste.
    »Da ist er!«,
     rief der Sergeant — was nicht nur überflüssig war, da wir
     doch alle den Vaganten schon erblickt hatten, sondern auch dumm. Denn
     Pierre de Grande-Rue öffnete die Augen, kaum dass er den Ruf
     vernommen hatte, sprang auf — und rannte davon. »Hinterher!«,
     rief der Inquisitor. »Ewige Verdammnis droht Euch, wenn Ihr ihn
     wieder entkommen lasst!«
    GOTT selbst hatte uns den
     jungen Wächter geschickt. Denn wir waren, nachdem wir bereits durch
     ganz Paris geeilt waren, außer Atem und müde in den Beinen.
     Doch der Soldat war ausgeruht und flink.
    Mit großen Sprüngen
     rannte er uns davon. Und ich, der ich mich keuchend mühte, sah, dass
     er auch schneller war als der massige Vagant.
    Die Straße war jenseits
     der Stadtmauern ungepflastert. Gelber Staub wurde vom heißen
     Sommerwind aufgewirbelt und verklebte uns die Augen und kratzte in der
     Lunge. Doch wir ließen nicht nach. Ich dachte an Jacquette und die
     schreckliche Wunde in ihrer Brust und verdoppelte meine Anstrengungen. So
     schnell wie der Torwächter war ich nicht, doch schneller als der
     Sergeant und selbst als Meister Philippe — und schneller als Pierre
     de Grande-Rue. »Du wirst für deine Untaten büßen!«,
     dachte ich und ein Zorn, der eines Christen und eines Mönches erst
     recht nicht würdig ist, loderte in meiner Seele.
    So eilten wir wohl einige
     Hundert Schritte dahin, bis der Mann, den wir jagten, plötzlich nach
     rechts von der Straße abbog. Pierre de Grande-Rue hatte sich
     mehrmals nach uns umgesehen und wohl erkannt, dass wir ihm immer näher
     kamen. Ich sah, dass etwas in seiner Rechten blitzte.
    »Er hat ein Messer!«,
     schrie ich mit letzter Kraft dem Torwächter zu, damit dieser gewarnt
     war. Doch der hob im Lauf nur seine Hellebarde und rief etwas Unverständliches.
    Der Vagant taumelte, dann
     sprang er vom Weg hinunter in einen staubigen, roterdigen Schlund am Rand
     der Straße: Wir waren in den Tuilerien, den Gruben, in denen Ziegel
     aus Ton geformt und in großen, rauchenden Ofen gebrannt wurden. Wir
     erblickten ein paar Arbeiter, die schweren, feuchten Ton in hölzerne
     Formen pressten. Schwitzende Lastenträger kamen uns entgegen, die auf
     ihren Rücken Paletten gebrannter Steine schleppten.
    Und einer jener Träger
     besiegelte das Schicksal des Vaganten. Denn Pierre de Grande-Rue rannte
     einige Schritte weit durch die Grube, blickte sich kurz nach uns um, kam
     dabei jedoch ins Stolpern— und stieß mit einem der
     Ziegelschlepper zusammen. Beide Männer stürzten, wobei Dutzende
     Ziegel polternd auf den Flüchtenden fielen.
    Der Vagant wand sich blutend
     und benommen im Staub - zu schwach, um wieder auf die Beine zu kommen.
     Sein Messer lag einige Schritte neben ihm im Dreck. Er wollte noch dorthin
     kriechen, um es zu ergreifen — und hätte es wohl unweigerlich
     nach dem ersten von uns geschleudert, wenn der Wächter nicht
     schneller gewesen wäre. Mit Riesensätzen sprang er heran, schrie
     unartikuliert auf - und schlug Pierre de Grande-Rue mit dem
     eisenbeschlagenen Stiel seiner Hellebarde auf den Kopf, dass der Vagant
     das Bewusstsein verlor und in den Staub sank.
    »Meinen Segen - und
     zwei Livres Belohnung für dich, mein Sohn!«, rief der
     Inquisitor keuchend, als er uns ein paar Augenblicke später erreicht
     hatte. Wir alle standen außer Atem um den Vaganten. Der Sergeant
     beeilte sich, das todbringende Messer an sich zu nehmen. »Fesselt
     ihn, dann holt Verstärkung«, befahl Meister Philippe. »Wir
     wollen ihn fortschaffen.«
    »Wohin?«, fragte
     der Sergeant.
    »Ins Kloster
     Saint-Martin-des-Champs«, kam die Antwort. »Zum Kerker der
     Inquisition.«
    Da bekreuzigten sich die
     beiden Bewaffneten und sprachen fortan kein Wort mehr.
    »Esto consentiens
     adversario tuo cito dum es in via cum eo ne forte tradat te adversarius
     iudici et iudex tradat te ministro et in carcerem mittaris. Amen dico tibi
     non exies inde donec reddas novissimum quadrantem«, sagte Meister Philippe zu mir und
     klopfte sich den Staub aus der Kutte.
    »Was geschieht nun?«,
     fragte ich und mühte mich, wieder zu Atem zu kommen. Mein Herz raste
     - und das nicht nur wegen der Verfolgungsjagd.
    »Wir werden zum Kloster
     Saint-Martin-des-Champs gehen, wie es Mönchen geziemt«,
    

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