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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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Kopf und sprach einen Segen. »Auch du sollst keine
     Furcht mehr haben«, sagte er dann und fügte noch hinzu: »Der
     Segen des Mönches wird dieses Schiff fortan vor Unglück
     bewahren.« Seine letzten Worte überraschten mich nicht wenig,
     schließlich war Heinrich von Lübeck, um den es sich doch
     unzweifelhaft handelte, so grausam aus dieser Welt geschieden.                  
    Nach weiteren Worten der Tröstung
     wandten wir uns zum Gehen. Meister Philippe war nun begierig darauf, ins
     »Haus zum Hahn« zu gehen und dem Reeder aus Lübeck von
     Angesicht zu Angesicht gegenüberzutreten.
    Wir waren schon an der
     Laufplanke, als sich der Inquisitor noch einmal umdrehte und den
     Steuermann wie beiläufig fragte: »War die Kogge eigentlich
     unbeladen, als sie mit dem sterbenden Kapitän in den Hafen segelte?«
    Gernot blickte einen Moment
     verwirrt drein, dann zuckte er die Achseln. »Ich habe es selbst
     nicht gesehen, doch man sagt, dass einige Felle an Bord gewesen seien,
     dazu ein paar Säcke, die vielleicht Linsen enthielten oder Erbsen
     oder etwas Ahnliches, da widersprechen sich die Leute in Lübeck.
     Losgesegelt ist sie mit einer ganzen Ladung Bier für Oslo. Dort
     allerdings ist die Kogge nie eingelaufen. Die Fässer jedoch waren
     nicht mehr im Frachtraum, als die ›Kreuz der Trave‹ endlich
     in ihre Heimat zurückkehrte.«
    »Und in Paris? Habt ihr
     etwas gebracht? Habt ihr etwas geladen?« Gernot schüttelte den
     Kopf. »Wir sind mit Ballast hierher gesegelt. Bisher haben wir auch
     noch nichts geladen. Weiß der Himmel, was mein Herr hier zu laden wünscht.«
    »Er hat dir nichts
     gesagt?«, forschte der Inquisitor nach. »Keine Andeutung?
     Keine Anweisung, etwa Fässer zu kaufen oder Kisten oder Säcke?«
    »Nein, nichts bislang.
     Die Laderäume sind leer.«
    »Bis auf ein sündiges
     Weib«, sagte Meister Philippe und lächelte dünn, »obwohl
     du dir doch so viele Sorgen machst über das Schicksal dieses Schiffes
     und du doch weißt, dass Frauen an Bord Unglück bringen.«
     Als ich dies übersetzt hatte, wurde Gernot dunkelrot und begann zu
     zittern — doch da war der Inquisitor schon die Laufplanke
     hinuntergestiegen und ich beeilte mich, ihm zu folgen.
    *
    Wir schritten ein Stück
     die Seine entlang, stromab, bis wir nach rechts in die Rue Saint-Denis
     einbogen, die große Straße, die von Nord nach Süd ganz
     Paris durchquert.
    Hier drängten sich Bürgersleute
     und Mägde, Händler und Mönche, Ritter und Bettler, Vaganten
     und Juden. Das Pflaster war beschmutzt vom Kot der Ochsen, welche die
     schweren Karren der Fuhrleute zogen, und der Esel, auf denen Wandertrödler
     allerlei Waren zu Markte brachten. Schweine und Hunde flitzten zwischen
     den Menschen dahin, wühlten im Dreck und bekamen wohl mancherlei
     Tritte, wenn sie nicht schnell genug beiseite sprangen. Das Quieken,
     Bellen und Heulen der Tiere mischte sich mit dem Rattern der
     eisenbeschlagenen Karrenräder und dem Geschrei der Marketender und
     dem Flehen der Bettler; auch hörte ich manch lästerlichen Fluch.
     Vor einem Haus hatte sich ein zerlumpter Mann auf ein leeres Fass gestellt
     und redete wirr. Er war laut und gestikulierte, als wären seine Arme
     die Flügel einer Windmühle im Sturm. Er sprach vom Ende der Welt
     und davon, dass die Juden die Brunnen vergiften, um gute Christenmenschen
     zu töten. Kaum jemand hörte ihm zu. Plötzlich öffnete
     sich in einem der oberen Stockwerke des Hauses, vor dem er sich
     aufgestellt hatte, ein Fenster und auf den selbst ernannten
     apokalyptischen Prediger regneten die Exkremente einer zehnköpfigen
     Familie herab. Und holla, nun war ihm alle Aufmerksamkeit sicher!
     Schadenfreude ist eine Sünde, der HERR möge sie mir nachsehen -
     zumal ich doch viel schwerere Schuld auf mich geladen habe —, doch
     freute ich mich kaum weniger als die Kerle und Dirnen, die sich nun um den
     Unglücklichen, gewaltig Fluchenden scharten und ihn verhöhnten.
     Unter Schimpf und Schande schlich er davon, stinkend wie ein Aussätziger,
     verfolgt von Kindern, die ihn mit Steinen und Stöcken bewarfen.
    Si me persecuti sunt et
     vos persequentur si sermonem meum servaverunt et vestrum servabunt.
    Wir bogen nach einigen
     hundert Schritt links in die Rue Saint-Martin, die schmaler war als die
     große Straße und deren Häuserzeilen mir etwas weniger
     hoch und prachtvoll dünkten. Doch schoben sich auch hier Menschen
     ohne Zahl und scheinbar

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