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In Nomine Mortis

In Nomine Mortis

Titel: In Nomine Mortis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cay Rademacher
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war.
    Der Inquisitor setzte sich
     auf einen Schemel, obwohl ihm Richard Helmstede mit einer Geste den
     zweiten hochlehnigen Stuhl im Raum angeboten hatte. Dabei sah er den
     Reeder aufmerksam an. Der Mönch war freundlich, ja man hätte
     meinen können, er warte demütig auf jedes Wort des Lübeckers.
     Doch ich war sicher, dass sein bescheidenes Auftreten Richard Helmstede
     nicht zu täuschen vermochte: Der Reeder wusste genau, wie gefährlich
     es war, von einem Inquisitor befragt zu werden.
    So wurde ich denn die nächste
     halbe Stunde Zeuge eines Duells der Worte: Meister Philippe war höflich,
     aber beharrlich. Richard Helmstede war zurückhaltend und übte
     sich in der Kunst, in langen Sätzen wenig zu sagen.
    Der Reeder erzählte uns
     von der Kogge und dem Schicksal ihrer Besatzung - das, was wir schon
     andernorts gehört hatten. Meister Philippe vermied es jedoch, zu erwähnen,
     dass wir schon mit dem Steuermann Gernot gesprochen hatten. Mochte der
     Reeder selbst irgendwann herausfinden, woher wir wussten, was wir wussten.
     »Ich habe meine Ladung verloren, GOTT allein weiß, wo. Und ich
     habe meinen Bruder verloren sowie zwei Dutzend tüchtiger Seeleute.
     Ohne Zweifel liegt ein Fluch auf dem Schiff«, lamentierte Richard
     Helmstede.   
    »Ohne Zweifel«,
     gab der Inquisitor ungerührt zurück. »Doch wer mag ihn
     ausgesprochen haben? Und warum?«
    Der Reeder hob die Hände
     zum Himmel. »Ein Schiffsherr aus Lübeck oder einer anderen
     Hansestadt? Jemand, der mir meinen Erfolg missgönnt? Oder eine Hexe?
     Oder ein Jude? Ich weiß es nicht.«
    »Und Ihr habt nicht die
     leiseste Ahnung, wo die ›Kreuz der Trave‹ in all den Wochen,
     die sie verschollen war, gewesen sein könnte?«, fragte Meister
     Philippe.
    Richard Helmstede schüttelte
     betrübt den Kopf. Ich mühte mich, ihn unauffällig zu
     mustern, doch vermochte ich in jenem Moment wahrhaftig nicht zu sagen, ob
     der Reeder uns anlog oder die Wahrheit sprach.                  
    »Hat Euch Bruder
     Heinrich denn nie etwas gesagt? Eine Andeutung? Ein unbedachtes Wort?«,
     wollte der Inquisitor wissen. »Nein, nie«, seufzte Richard
     Helmstede.
    »Meint Ihr denn, dass
     unser verstorbener Mitbruder überhaupt mehr gewusst haben könnte?«
    Der Reeder blickte Meister
     Philippe lange schweigend an. Dann seufzte er. »Wie ich ja schon
     sagte: Bruder Heinrich hat nie etwas Derartiges gesagt. Doch ich glaube,
     ich spüre es eher, als dass ich es weiß, er muss etwas gewusst
     haben. Er war so«, er suchte lange nach Worten, »so
     schweigsam, selbst für einen Mönch, so niedergedrückt.
     Irgendetwas muss auf seiner Seele gelastet haben — und was könnte
     dies anderes sein als sein Wissen um das Schicksal meines Schiffes?«
    »In der Tat«,
     murmelte Meister Philippe, »was könnte dies anderes sein? Wenn
     diese Vermutung stimmt, dann ist der einzige Mensch, der weiß, wohin
     die ›Kreuz der Trave‹ gesegelt sein mag und was ihrer
     Besatzung zugestoßen ist, nun tot. Mag sein, dass dies ein Zufall
     ist, doch als Inquisitor habe ich gelernt, dass hinter jedem Zufall der
     Teufel steckt.«
    Richard Helmstede bekreuzigte
     sich hastig bei der Nennung von Satans Namen.
    »Warum seid Ihr nach
     Paris gereist? Und warum ausgerechnet mit diesem Schiff?«, fuhr der
     Inquisitor mit seiner Befragung fort. Schweißperlen standen auf der
     Stirn des Reeders. Er wischte sie mit einem spitzenbesetzten Tuch fort.
     Einen Moment lang glaubte ich, er würde verzweifelt nach einer
     Ausrede suchen, doch dann schien er sich eines Besseren zu besinnen und
     zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht«, gestand er
     müde. Helmstedes Stimme klang schwach.
    »Was soll das heißen:
     Ihr wisst es nicht?«, hakte der Inquisitor nach. Seine Miene war die
     eines skeptischen Weisen, dem ein amüsantes Rätsel gestellt
     wird. Doch ich ließ mich nicht täuschen: Es war eine Frage auf
     Leben und Tod. Hätte der Reeder jetzt die falsche Antwort gegeben, so
     wäre er auf dem Scheiterhaufen verbrannt worden. Doch Helmstede sagte
     einen Satz, der ihm, zumindest in diesem Augenblick, das Leben rettete:
     »Bruder Heinrich bat mich eines Tages im vergangenen Winter inständig
     darum, mit der Kogge nach Paris zu segeln. Er sagte mir nicht, warum, und
     auch nicht, warum er gerade dieses Schiff haben wollte. Ich bot ihm sogar
     andere an. Er jedoch bestand auf der ›Kreuz der Trave‹. Das
     einzige, was er mir in Aussicht

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