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In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition)

Titel: In stiller Wut: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Fux
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Mayonnaise ihres Krabbenbrötchens von den Fingern. Theo grinste. Sie bemerkte seinen Blick, wurde ein bisschen rot und griff nach einer Serviette.
    »Theo Matthies«, sagte sie, »das wird wohl langsam zur Gewohnheit.«
    »Was denn?«
    »Dass du Mörder jagst.« Der Alkohol entspannte sie nach einem langen Tag an der Tastatur. »Und diese Senatorin hat dich also auflaufen lassen?«
    »Schon. Aber ich hoffe, ich konnte ihr ein bisschen Angst einjagen.«
    »Und was machst du jetzt?«
    Er seufzte. »Keine Ahnung. Ich wünschte, Hadice wäre im Dienst.« Er trank seinen letzten Schluck Wein. »Als Erstes werden Lars und ich morgen die Augen offen halten. Da haben wir nämlich Abitreffen.« Er verzog das Gesicht.
    Hanna lachte ihn aus. »Du tust gerade, als wär es ein unheimliches Opfer, da hinzugehen.«
    »Die werden alle ihre Fotos zeigen. Von ihren hässlichen Sprösslingen und langweiligen Ehegefährten …« Theo rümpfte die Nase.
    »Du bist ja richtig zynisch.« Dann begriff sie. Sie nahm seine Hand. »Du hast nur keine Lust, allen von Nadeshda zu erzählen und warum du nicht mehr Arzt bist«, sagte sie leise.
    Statt einer Antwort drückte er ihre Hand. »Willst du noch einen Wein?«
    »Besser nicht. Dann werde ich immer so anlehnungsbedürftig.«
    Theo winkte dem Kellner. »Noch zwei Chardonnay.«
    Als sie auch diese Gläser geleert hatten, war es dunkel geworden. Der frühsommerliche Abend war selbst am Wasser noch immer lau.
    »Komm, ich bring dich nach Hause.« Theo legte den Arm um ihre Hüfte und zog sie an sich.
    Hanna lachte. »Ich bin mit dem Fahrrad da.«
    »Macht nichts. Ich nehm dich hinten drauf.«
    Eng umschlungen schlenderten sie zu Hannas Fahrrad, das an einem Baum lehnte. Hanna ließ sich damenhaft auf dem Gepäckträger nieder und Theo trat in die Pedale.
    »Hilfe!« Hanna klammerte sich an ihm fest, als das Gefährt bedrohlich schwankte.
    »Immer schön festhalten.« Theo strampelte verbissen weiter. »Das ging früher auch irgendwie einfacher«, stöhnte er und versuchte, einigermaßen geradeaus zu fahren. Die Tatsache, dass Hanna sich auf dem Gepäckträger vor Lachen bog, machte die Sache auch nicht einfacher. »Hör auf zu lachen, sonst kippen wir um.«
    »Und was soll das hier werden, wenn’s mal fertig ist?« Vor ihnen stand ein Polizist mit eingestützten Armen breitbeinig auf dem Weg. Theo musste abrupt bremsen. Hanna konnte gerade noch rechtzeitig abspringen.
    »Ich wollte nur die Dame nach Hause bringen«, sagte Theo und verbiss sich das Lachen.
    »Ihnen ist aber schon klar, dass dieses Vehikel kein geeignetes Transportmittel ist?« Der Polizist hob streng die Brauen, aber seine Augen funkelten belustigt.
    »Sie haben natürlich vollkommen recht. Das hatten wir auch gerade festgestellt.« Theo bemühte sich um ein seriöses Auftreten, ein Unterfangen, das durch das pinkfarbene Damenfahrrad etwas getrübt wurde.
    »Insbesondere nach Alkoholgenuss«, sagte der Polizist. Er hat enorm buschige, schwarze Augenbrauen, stellte Theo gerade fest. »Von jetzt an wird geschoben, Herrschaften.«
    »Geht klar.« Theo vermied es, Hanna anzusehen. Seine Seriosität wäre dahin gewesen.
    Ihr Gelächter im Zaum haltend, zogen sie von dannen.
    »Ist aber ein ganz schönes Stück bis nach Eimsbüttel«, warnte Hanna.
    »Macht nichts, ich hab Zeit.«
    Sie brauchten eine gute Dreiviertelstunde, bis sie Hannas Haustür am Stellinger Weg erreichten. Er schob ihr Fahrrad in den Hinterhof und schloss es sorgfältig ab. Dann ging er zurück zu Hanna, die mit überkreuzten Armen vor der Haustür wartete.
    »Und? – Nimmst du mich noch mit rauf?«
    Hanna lachte. »Ausnahmsweise.«

DER SCHATTEN
    Ein Klick auf die Tastatur und die digitale Aufzeichnung startete. Es war die letzte und inzwischen mehrere Tage alt. Im grünlichen Schimmer des Zwielichts hockte der Verurteilte an eine Wand gepresst. Die Kamera zoomte sich an sein Gesicht heran. Vor den Mundwinkeln schäumte der Speichel. Er hatte etwas von einem verängstigten Tier. Er war ein verängstigtes Tier. »Weißt du, warum du hier bist?«, fragte die Stimme aus dem Lautsprecher. Aber das geduckte Wesen antwortete nicht. Vor ein paar Tagen hatte es noch getobt und gepöbelt und irgendwann gefleht. Unhaltbare Versprechen gemacht, für den Fall, dass man es gehen lassen würde. »Weißt du, warum du hier bist? Erinnerst du dich? Wie waren die Namen deiner Opfer?«
    Die Bestie in der Ecke duckte sich und wimmerte. Dann fletschte sie die Zähne in die Kamera:

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