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Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Inés meines Herzens: Roman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Gebirge und die Wüste, die Chile von der übrigen bekannten Welt trennen, erst einmal hinter einem liegen, auf sanfte Hügel trifft, auf würzige Wälder, fruchtbare Täler, rauschende Flüsse und ein Klima, das freundlicher ist als in Spanien oder irgendwo sonst auf der Welt. Chile ist ein Paradies, Don Pedro. Dort sollten wir unsere Städte gründen und uns mehren.«
    »Und die chilenischen Indios? Was wißt Ihr von denen zu berichten?«
    »Erst trafen wir auf Wilde, die uns freundlich gesinnt waren, Promaucas werden sie genannt. Sie sind den Mapuche ähnlich, die sich später gegen uns wandten, gehören aber zu anderen Stämmen. Sie sind gemischt mit Völkern aus Peru und Ecuador und dem Inkareich hörig, aber dessen Einfluß endet am Bío Bío. Mit einigen der inkatreuen Kaziken konnten wir uns verständigen, doch weiter im Süden wurden wir von diesen Mapuche aufgehalten, die sehr kriegerisch sind. Ihr dürft mir glauben, Don Pedro, auf keiner meiner gewagten Erkundungsfahrten und in keiner Schlacht traf ich je einen Gegner, der es mit diesen Wilden und ihren Knüppeln und Steinen aufnehmen könnte.«
    »Schon daß sie Euch und Eure Soldaten aufhalten konnten, gibt Euch recht …«
    »Die Mapuche verstehen sich nur auf den Krieg und die Freiheit. Sie haben keinen König und wissen nichts von Obrigkeit, ihren Toquis gehorchen sie nur während der Schlacht. Danach sind sie wieder frei. Freiheit, nichts als Freiheit. Sie geht ihnen über alles, deshalb konnten wir sienicht unterwerfen, sowenig wie die Inkas es vermochten. Alle tägliche Arbeit erledigen ihre Frauen, die Männer tun nichts, als sich im Kampf zu üben.«
    Diego de Almagros Todesurteil wurde an einem Julimorgen des Jahres 1538 vollstreckt. Im letzten Moment änderte Pizarro die Strafe aus Furcht davor, was die Soldaten täten, sollte er Almagro vor aller Augen enthaupten lassen. Die Hinrichtung fand im Kerker statt. Der Henker legte dem Adelantado den Strick der Würgschraube um den Hals und erdrosselte ihn langsam, dann brachte man den Leichnam auf den Platz von Cuzco und schlug ihm den Kopf ab, wagte jedoch nicht, ihn, wie ursprünglich vorgesehen, an einem Fleischerhaken zur Schau zu stellen. Allmählich dämmerte Hernando Pizarro die Tragweite seiner Tat, und er begann sich zu fragen, wie Kaiser Karl V. sie aufnehmen würde. Er entschied, Diego de Almagro würdig zu bestatten, und schritt selbst, in strenge Trauer gekleidet, an der Spitze des Leichenzugs. Jahre später sollten die Brüder Pizarro für ihre Verbrechen bezahlen, doch ist das eine andere Geschichte.
    Ich mußte diese Vorgänge etwas ausführlicher schildern, weil sich aus ihnen Pedro de Valdivias Entschluß erklärt, das von Intrigen und Korruption zerfressene Peru zu verlassen und sich an die Eroberung der noch unberührten Gebiete von Chile zu wagen, die unsere gemeinsame Unternehmung werden sollte.
    Die Schlacht von Las Salinas und der Tod von Diego de Almagro ereigneten sich einige Monate vor meiner Reise nach Cuzco. Noch hielt ich mich in Panama auf, wo mir etliche Personen berichtet hatten, sie seien Juan de Málaga begegnet, und so hoffte ich auf Nachricht von ihm. Im Hafen traf sich, wer aus Spanien kam oder dorthin unterwegs war. Es herrschte ein stetes Kommen und Gehen von Soldaten, Beauftragten der Krone, Ordensbrüdern, Chronisten, Wissenschaftlern, Glücksrittern und Banditen, diehier im schwülen Dunst der Tropen garten. Mit Hilfe der Reisenden sandte ich in alle Himmelsrichtungen Nachrichten für meinen Mann aus, aber die Zeit verstrich, und es kam keine Antwort. Derweil verdingte ich mich mit dem, was ich konnte: nähen, kochen, gebrochene Knochen richten, Wunden verarzten. Oft war ich machtlos, vermochte nichts gegen die Pest, gegen Fieber, die das Blut in Melasse verwandeln, oder gegen die Franzosenkrankheit, zu schweigen von den Bissen giftigen Getiers, von dem es dort wimmelt und gegen das kein Kraut gewachsen scheint. Ich selbst habe die eherne Gesundheit meiner Mutter und meiner Großmutter geerbt und konnte in den Tropen leben, ohne krank zu werden. Später, in Chile, überstand ich unbeschadet die Gluthitze der Wüste und die ständige Nässe im Winter, wenn selbst die stärksten Männer der Grippe erlagen, und ich blieb sogar verschont, als Typhus und Pocken wüteten, obwohl ich die Kranken versorgte und die Toten begrub.
    Eines Tages erfuhr ich von der Besatzung eines im Hafen liegenden Schoners, daß Juan sich bereits vor geraumer Zeit nach Peru

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