Inferno
Cassie einen unendlichen Vorrat besorgen. Wir können reich werden!«
Via stieß ihm den Ellbogen in die Seite. »Hör gar nicht hin. Es ist uns nicht gestattet, uns an einem Ätherkind zu bereichern. Wir dürfen dich um nichts bitten.«
Knochen aus dem Müll zu fischen schien so einfach. »Ihr müsst mich nicht bitten. Ihr könnt alle Gräten haben, die ihr wollt.«
»Wir sind reich!«, wiederholte Xeke.
Vias Missbilligung war deutlich. »Eines Tages«, wandte sie sich an Xeke, »sagst du mal ein Wort zu viel und verletzt den Eid der Bürgerschaft. Die Schergen machen Blutpudding aus dir, und dann ist es deine Seele, die in einen Exkre-Wurm verbannt wird.«
»Ich hab ja solche Angst«, meinte Xeke großspurig. »Ich hab schon haufenweise Schergen getötet, und ich werd’s wieder tun. Das ist doch nur eine Horde großer, hässlicher Trampel.«
»Was sind Schergen?«, wollte Cassie wissen.
»Das sind Hierarchen aus der Arbeiterklasse, Dämonen, die dazu da sind, für Luzifer zu foltern und zu morden«, sagte Via. »Stell dir einen psychotischen, mordgierigen Gorilla ohne Haare vor, dessen einziger Instinkt es ist, zu töten. Sie haben Fangzähne wie Löwen und Klauen, die durch Stein hauen können.«
»Na wunderbar«, erwiderte Cassie. »Ich kann es kaum erwarten, einen kennen zu lernen.« Sie wechselte das makabere Thema. »Gut, ich hab’s begriffen. Knochen aus der realen Welt sind bares Geld. Aber was ist mit dem Schmuck, den ich dabei habe?«
»Der dient vor allem deinem Schutz«, sagte Via. »Wir haben eigentlich unseren eigenen.« Xeke zeigte auf seine Ohrringe, an denen diesmal mit Steinen besetzte Totenschädel baumelten. Via hob keck ihr T-Shirt und zeigte ähnlich winzige Steine, die an Brustwarzenpiercings befestigt waren. Hush trug ebenfalls Ohrringe mit seltsamen Edelsteinen darin, und zusätzlich streckte sie noch mit einem stummen Kichern ihre Zunge heraus. Ein schwarz gestreifter Stein zierte einen Stecker durch ihre Zunge.
»Außerdem hab ich noch ein paar Köstlichkeiten hier drin.« Via schaukelte einen kleinen Beutel an ihrem Gürtel. »Ein paar besondere Steine, unterschiedliche Sorten von magischem Staub und einige Talismane. Sehr praktisch.«
Xeke grinste. »Via ist eine Punkrock-Hexe.«
»Worauf du dich verlassen kannst. Silber kann man im Notfall immer brauchen, für einen Abwehr- oder Verteidigungszauber. Und die Monatssteine schützen einen vor verschiedenen Dämonen. Das siehst du dann noch früh genug.«
Die letzte Bemerkung fand Cassie nicht sehr tröstlich. Doch in ihr wachsendes Unbehagen hinein sagte Via: »Dieser Onyx, den du dabei hast, ist wirklich mächtig.«
Cassie suchte in ihrer Tasche, bis sie den winzigen schwarzen Stein fand. »Der schwarze hier? Der hat wahrscheinlich weniger als zwanzig Dollar gekostet.«
»Es spielt keine Rolle, was er in deiner Welt gekostet hat: in der Hölle ist er unbezahlbar und wird dir einzigartigen Schutz gewähren. Du bist eine Tochter des Äthers; du hast eine lebendige Aura, und jede extreme Emotion, die du empfindest, kann deine Aura sichtbar machen. Jetzt zum Beispiel hast du plötzlich eine starke Aura, irgendwie gelblich. Das heißt, du hast Angst. Stimmt das?«
»Na ja«, gab Cassie zu. »Ein bisschen schon.«
»Jedes Gefühl kann deine Aura verstärken: Furcht, Wut, Aufregung. Der Onyx unterdrückt deine Aura, er verbirgt sie, aber du wirst dich bemühen müssen, deine Emotionen zu kontrollieren.«
»Das verstehe ich nicht«, meinte Cassie.
Xeke lachte. »Unsere Auren sind tot. Aber du bist eine Tochter des Äthers, ein lebendiges Wesen, das in der Hölle herumspaziert. Deine Aura leuchtet wie ein Flipperautomat. Die Leute werden sie sehen, und das wird dich verraten.«
Via erläuterte weiter. »Wenn sich herumspricht, dass ein Ätherkind unterwegs ist, werden die Constabler vollkommen durchdrehen. Die setzen ein Kopfgeld auf dich aus.«
Cassies Schritte verlangsamten sich, als ihr die Bedeutung der Worte allmählich bewusst wurde.
»Du musst nicht mitkommen«, wiederholte Via. »Du kannst auch sofort kehrtmachen und zurückgehen. Wir würden dir bestimmt keinen Vorwurf machen.«
Xeke stand still da. Hush sah fragend zu ihr auf. Als Cassie über die Schulter den rauchenden Hügel hinaufblickte, konnte sie Blackwell Hall immer noch erkennen.
»Sie kommt mit«, sagte Xeke. »Halt jetzt endlich mal die Klappe!«, schnauzte Via. »Du darfst sie nicht beeinflussen.«
Xeke ignorierte sie. »Klar, Cassie, es ist toll,
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