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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Wesen.«
    »Wenn jemand dir den Kopf abschneidet zum Beispiel«, sagte Via, »dann lebt und denkt und spricht der Kopf weiter, bis er von Ungeziefer aufgefressen oder von einem Altstoffsammeltrupp aufgegriffen wird.«
    Doch noch bevor Cassie sich darüber Gedanken machen konnte, was ein »Altstoffsammeltrupp« sein mochte, ertönte plötzlich irgendwo aus dem Zug ein Schrei. »Wa-was war das?«
    »Hmmmmm … vielleicht ein Schrei?«, fragte Xeke leichthin.
    Noch ein Schrei, diesmal schriller. Cassie knirschte mit den Zähnen.
    Es war eindeutig ein Schmerzensschrei.
    Sie stand auf und sah in das Abteil gegenüber, dann setzte sie sich wieder und schüttelte sich. »Meine Güte! Da im Abteil ist eine schwangere Frau, sieht aus, als würde sie gleich ihr Kind bekommen!«
    Via warf einen kurzen Blick hinüber. »Ach ja? Und?«
    Cassie konnte es nicht fassen. » Und ? Ist das alles, was dir einfällt? Und ?«
    Jetzt sah auch Xeke durch die Scheibe. »Wow. Die kriegt nicht nur ein Kind, da muss eine ganze Fußballmannschaft drin sein! Die platzt gleich!« Dann setzte er sich wieder hin.
    »Ich glaub, ich spinne!«, rief Cassie. »Sie hat Wehen! Wollt ihr der armen Frau nicht helfen?«
    Ein weiterer Schrei gellte. »Verdammt noch mal«, rebellierte Cassie. »Wenn ihr nicht helfen wollt, dann mache ich das eben.« Sie sprang auf und rannte in das gegenüberliegende Abteil. Die Frau mit den strähnigen Haaren lag mit ausgestreckten Armen und Beinen auf dem Boden, das Gesicht schmerzverzerrt. Cassie hatte wenig Ahnung, wie sie helfen konnte; sie kniete sich hin, nahm die Hand der Frau und versuchte, sie zu trösten. »Keine Angst, alles wird gut«, plapperte sie drauflos. »Tief atmen. Versuchen Sie zu pressen …«
    Im Hintergrund hörte sie Via sagen: »Xeke, sie weiß es doch nicht. Hol sie zurück.«
    »Sie muss es lernen«, entgegnete er gleichmütig. »Und das ist eine gute Gelegenheit.«
    Hush kam in das Abteil und tippte Cassie auf die Schulter. Sie sah traurig aus und bedeutete Cassie, mit ihr zurückzukommen.
    »Ich kann sie doch nicht einfach allein lassen!«, widersprach Cassie störrisch.
    Hush kritzelte hastig etwas auf einen Notizblock und zeigte ihn Cassie. Dort stand:
    du kannst nichts tun
    »Aber sie braucht Hilfe!«
    Hush schlich zurück, da …
    Wieder zerriss ein Schrei aus der Kehle der Frau die Luft. Ihre angeschwollenen Brüste zitterten, als sie den Schrei ausstieß. Cassie zog den fadenscheinigen Rock hoch und sah, dass die Vagina bereits gedehnt war.
    Der Kopf des Babys war zu sehen.
    »Pressen! Pressen!«, befahl Cassie.
    Plötzlich stieß Cassie selbst einen Schrei aus.
    Der kleine Kopf, der herausdrängte, gehörte nicht zu einem Baby – zumindest zu keinem menschlichen Baby. Er war grau und zerdrückt, mit Beulen auf der Stirn wie kleine Hörner. Als das Neugeborene den Mund öffnete, sah Cassie, dass er voller Fangzähne war. Blutrote Augen sahen ihr direkt ins Gesicht.
    Und dann fing der Säugling an zu bellen.
    Cassies eigene Schreie verfolgten sie zurück in ihr Abteil. Der Kopf hatte ihr vollkommen gereicht, den Rest musste sie sich nicht mehr ansehen.
    »Das war kein Baby«, erklärte Via.
    Und Xeke ergänzte: »Menschen können sich hier nicht fortpflanzen; nichts Menschliches kann jemals in der Hölle geboren werden. Was du da gesehen hast, war nur ein Hybrid.«
    »Sie wurde wahrscheinlich von einem Gargoyle oder einem Stadt-Imp vergewaltigt.«
    »Das Ding da in dem Abteil hat keine Seele.« Xeke sagte das so emotionslos, als sei dadurch alles wieder in Ordnung.
    Nun hörte man das Schreien, ein Ausbruch infantilen Bedürfnisses, doch schon bald gingen die Schreie in ein emsig schmatzendes Geräusch über – wie ein Tier, das gierig aus einem Trog frisst.
    »Erst wird es das Blut aus der Nabelschnur saugen«, erläuterte Via. »Danach frisst es die Nachgeburt.«
    »Und dann«, fuhr Xeke fort, »fängt es an zu nuckeln.«
    Cassie sprang auf, riss das Abteilfenster auf und übergab sich.
    Xeke zog eine Augenbraue hoch und sah Via an. »Sieht aus, als würde das eine lange Fahrt …«

DIE MEPHISTOPOLIS

KAPITEL SIEBEN

I

    Obwohl Cassie immer wieder der Ekel überkam, konnte sie sich gelegentliche Blicke aus dem Fenster nicht verkneifen. Hinter dem Ödland sah sie bald bizarre Ackerflächen, auf denen Sklaven verdrehte Getreidesorten anbauten. Außerdem gab es riesige Weideflächen, mit Schlachthäusern übersät, in denen Vieh aus der Hölle verarbeitet wurde, das man besser nicht näher

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