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Inferno

Inferno

Titel: Inferno Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edward Lee
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Teufel hinter ihr her. Sie hängte Cassie locker ab.
    »Lissa! Komm doch zurück!«
    Eine riesige Kutsche rumpelte aus der Querstraße heran; sie wurde nicht von Pferden gezogen, sondern von stämmigen Nashorn-ähnlichen Tieren mit glänzender, körniger Haut. Lissa rannte vor ihnen über die Kreuzung und bog in eine Gasse, doch ausgerechnet da blieb die Kutsche stehen, da die Tiere sich an einem toten Dämon gütlich taten, der auf der Straße lag.
    Die Gasse war blockiert.
    »Verdammt!«, schrie Cassie. »Lissa, komm zurück!«
    Doch ihre Schwester war verschwunden.
    Cassie wagte nicht, ihr zu folgen, denn das hieße, an diesen aufgedunsenen Biestern vorbeizugehen, und sie hatte den bösen Verdacht, dass die einen lebendigen Menschen dem toten Dämon vorziehen würden.
    Die anderen holten sie atemlos an der Ecke ein.
    »Cassie, tu das nie wieder!«, drohte Via.
    »Du musst immer bei uns bleiben«, sagte Xeke. »Du kennst dich hier nicht aus; du würdest allein keine Minute überleben.«
    Cassie wusste, dass sie Recht hatten, aber …
    Sie war den Tränen nah. »Das war meine Schwester! Sie stand direkt vor mir, und jetzt ist sie weg!«
    »Wir finden sie wieder.« Xeke wirkte zuversichtlich. »Sie glaubt, sie hätte dich abgehängt.«
    »Aber sie weiß nicht, dass wir wissen, wo sie arbeitet«, fügte Via hinzu. Selbst Hushs zaghaftes Lächeln wirkte optimistisch.
    Cassie drehte sich der Kopf. »Ich hab aber vergessen, was der Barkeeper gesagt hat. Wo arbeitet sie? In einer Art Club?«
    »Im S&N Club«, bestätigte Via. »Sid und Nancys Bar. Am Boniface Square.«
    »Da wird es dir bestimmt gefallen«, versicherte Xeke.
    »Warum?«

    »Es ist ein Gothic Club.« Xeke grinste. »In der Hölle.«

II

    Ein ächzender Aufzug brachte sie unter die Straße, wo die Temperatur auf einen Schlag um dreißig Grad gestiegen schien; es war wie in einer Sauna. Man hörte Feuer hinter verschimmelten, gekachelten Wänden wüten. Ihre Fahrscheine galten auch hier – hier bedeutete die U-Bahnstation Rasputin Kreis. Eine dicke, lepröse Frau am Ticketschalter winkte sie mit einem skelettierten Arm durch das Drehkreuz.
    Cassie bemerkte diese neueste Sehenswürdigkeit kaum; sie war zu aufgewühlt wegen Lissa.
    Warum ist sie nur weggelaufen? Diese Frage ließ sie nicht los.
    Doch Via klärte sie über ein paar traurige Tatsachen auf: »Dieser Ort verändert Menschen. Die meisten kommen überhaupt nicht damit klar. Es verändert jeden Aspekt ihrer Persönlichkeit. Darüber musst du dir bewusst sein.«
    »Du kannst wirklich nicht erwarten, dass Lissa sich darüber freut, dich zu sehen«, ergänzte Xeke.
    »Überleg mal, was sie durchgemacht hat, seit sie hierher kam. Und auf welche Weise sie hierher kam.«
    Cassie schlurfte niedergeschlagen Richtung Bahnsteig. »Ich weiß ja. Sie ist in der Hölle, und das ist meine Schuld.«
    »Es ist doch nicht deine Schuld. Sie hat sich selbst getötet.«
    Ja, aber es war meinetwegen.
    »Eine Sache ist hier aber sehr wichtig«, sagte Xeke nun. »Wenn wir sie finden, musst du sie glauben machen, du seiest auch tot.«
    »Ja, sie darf auf keinen Fall erfahren, dass du eine Tochter des Äthers bist«, warnte Via. »Das gäbe einen Aufstand. Wenn Luzifer jemals Wind davon bekäme, dass hier ein Ätherkind rumläuft, würde er dich mit allen verfügbaren Mitteln jagen. Er würde die gesamte Constablerarmee mobil machen, um dich zu kriegen.«
    »Aber warum?«, fragte Cassie.
    »Der Legende nach könnten Luzifers Erzmagier an der Hochschule für Bannsprüche und Beschwörungsformeln den Körper eines Ätherkinds, wenn es lebend gefangen wird, für einen Bewegungszauber benutzen. Satan könnte Dämonen vollständig in die Welt der Lebenden schicken. Er könnte sogar sich selbst inkarnieren.«
    »Soll das heißen«, Cassie war erstaunt, »dass Satan noch niemals wirklich einen Fuß in die Welt der Lebenden gesetzt hat?«
    »O doch, ein paarmal schon.« Via tippte ungeduldig mit dem Stiefel auf den Boden, während sie auf die U-Bahn warteten. »Aber nur als Subkarnat, nicht vollkommen und leibhaftig. Und die Subkarnat-Riten halten nie besonders lange, sie sind sehr schwer durchzuführen und richtig teuer.«
    Xeke fuhr fort. »Deshalb müssen wir äußerst vorsichtig sein. Niemand darf wissen, dass du ein Ätherkind bist. Eine vollständige Inkarnation ist Luzifers heiliger Gral, und wenn er die Wahrheit über dich herausfindet, wird er absolut alles versuchen, um dich in die Finger zu bekommen.«
    Jetzt erst kam

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