Inkarnationen 02 - Der Sand der Zeit - V3
sein, wenngleich Norton sich
sicher war, daß hier das Paradox schon in den Schatten lauerte.
Wie weit ging seine Immunität?
»Kann ich Ihnen etwas anbieten?« fragte Orlene.
»Nein, danke. Ich glaube, ich sollte Ihnen lieber einfach erzählen, worum es mir geht.« Er nahm
sich einen Stuhl und setzte sich an den Tisch.
Sie setzte sich ihm gegenüber. »Sie benehmen sich wirklich so, als würden Sie mich kennen.«
»Lassen Sie mich Ihnen meine wahre Natur offenbaren«, sagte er. »Wenn Sie die erst einmal
verstanden haben, erscheint das, was ich Ihnen sagen werde, glaubwürdiger.«
»Vielleicht«, meinte sie neutral.
Er fragte sich, ob sie ihn wohl auf sein Leuchten überprüfte, doch wahrscheinlich war es gar
nicht vorhanden. Schließlich war er noch kein potentieller Ehepartner für sie, auch wenn er sie
liebte.
»Ich bin Chronos, die Inkarnation der Zeit.« Diesmal wich sie nicht zurück. Sie war bezaubernd
genug, um ihn anzuhören. »Ich kann den Fluß der Zeit umkehren, teilweise oder als Ganzes. Hier.«
Er fischte in seiner Tasche nach einem kleinen Stein, den er aufgrund seiner hübschen Gestalt auf
dem Mars aufgehoben hatte. Er ließ den roten Stein auf den Tisch fallen.
»Sehen Sie mal, wie er fällt.«
»In gerader Linie in die Tiefe«, sagte sie und hob eine Augenbraue, unsicher, worauf er
hinauswollte.
»Ich werde die Zeit für einen Augenblick für mich selbst umkehren«, verkündete er. Er hob die
Sanduhr hoch, drehte sie jedoch nicht um; er wollte nur einen begrenzten Effekt haben. Dann ließ
er den Sand rot werden und befahl die Umkehr des Ereignisses.
Der Sand änderte seine Richtung, und einen Augenblick später machte der Stein auf dem Tisch einen
Satz und sprang in seine rechte Hand empor. Dann ließ Norton den Sand grün werden und vereinigte
damit wieder die normale Weltzeit. Er hatte die Umkehr sehr begrenzt gehalten, so daß Orlene
davon nicht persönlich betroffen worden war.
Orlene griff nach ihrem Schlangenring. In ihrer Eile bekam sie beide Ringe zu packen, die sich
jeweils um einen Finger wanden. »Ist er des Satans?« fragte sie angespannt.
Ohne die Reaktionen der Schlangen zu sehen, wußte Norton, was passierte. »Ist er wirklich
Chronos?« fragte sie als nächstes. Und schließlich: »Warum trägt er dann ein Amulett
Satans?«
Erschrocken blickte Norton auf das kleine Horn an der Kette hinunter, das Satan ihm gegeben
hatte. »Satan hat mir dies tatsächlich gegeben«, sagte er, »aber ich bin nicht sein Diener. Er
hat mich darum gebeten, ihm einen Gefallen zu tun, und dieses Amulett sollte dazu dienen, ihn
herbeizurufen, falls ich ihn brauche.« Er hob das Horn und stellte fest, daß ein Teil davon
fehlte.
»Der Rahmen muß bei einer früheren Anpassungsphase abgefallen sein.«
»Werfen Sie es weg!« sagte Orlene.
Norton entfernte die Kette und legte das Amulett auf den Tisch.
»Wenn ich es hier wegwerfen sollte, würde es in Ihrer Nähe bleiben. Da ist es besser, es zu
vernichten. Haben Sie einen Verbrenner?«
»Flammen können kein Ding vernichten, das dem Teufel gehört!« sagte sie. »Ich habe etwas
Weihwasser.« Sie stand auf, um es zu holen. Norton versuchte, sie nicht allzu aufdringlich
anzustarren; sie war so wunderschön, so fast-vertraut - und doch hatte er sie auch tot gesehen,
Jahre in der Zukunft entfernt.
Einen Augenblick später kehrte sie mit einem Fläschchen zurück und träufelte ein paar Tropfen auf
das Horn. Das lief schwarz an und erzitterte, wobei es einen üblen Gestank von sich gab. Die
Kette wand sich wie ein Lebewesen und verpuffte in einem Rauchring.
Orlene entspannte sich wieder. »Ich mag Satan nicht«, sagte sie.
»Ich auch nicht«, sagte Norton. »Er ist die Inkarnation des Bösen. Ich bin die Inkarnation der
Zeit. Ich schätze, ich muß wohl mit ihm zusammenarbeiten, aber einen Gefallen brauche ich ihm
eigentlich nicht zu tun.«
»Ja«, sagte sie. »Also gut«, fuhr sie fort. »Ich akzeptiere Sie als Zeit. Was wollen Sie von
mir?«
Er wollte sein ganzes Leben mit ihr verbringen! Doch das konnte er nicht sagen.
Plötzlich begriff Norton. »Sning!« rief er. »Du hast versucht, mich vor Satans Amulett zu warnen,
nicht wahr! Du wußtest, daß es mir hier nichts helfen würde!«
»Sning?« fragte Orlene.
»So nenne ich ihn. Eine Verbindung aus Schlange und Ring. Als Sie ihn mir gegeben haben. Das wird
in zwei Jahren der Fall gewesen sein.«
Sie lachte. »Sning meint, daß dem so ist! Aber er schien Zweifel an dem zu haben,
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