Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
sich hier
einiges verändert.«
»Oh, wie wunderbar! Diese Blumen, diese Statuen... Was hast du eben gesagt?«
»Daß sich hier einiges verändert hat.«
»Nein, das meine ich nicht!« rief sie erregt. »Du stotterst nicht mehr!«
»Ich sagte doch eben, daß sich hier einiges verändert hat.«
»Aber gerade noch... warum hast du gesungen, wenn du doch den Sprachfehler überwunden
hast!«
»Ich habe ihn nicht überwunden. Es ist nur ein Geschenk dieses Parks. Hier kann ich normal
sprechen, aber nur hier.«
»Was ist dies denn für ein Ort?«
Satan erschien, mit Lila an seiner Seite; jetzt waren beide bekleidet. »Dieser Ort ist ein Teil
meines Reichs«, erklärte er freundlich. »Ich hoffe, er gefällt Euch.«
Entzücken stieß Mym verborgen in die Seite und flüsterte: »Wer ist das denn?«
»Entzücken, darf ich dir Satan vorstellen«, sagte der Prinz laut. »Er ist so etwas wie das
abendländische Äquivalent zu unserem Schiwa.«
»Schiwa!« ächzte Entzücken.
»Satan, ich möchte Euch meine Verlobte, Entzücken, vorstellen.«
Der Teufel verbeugte sich. »Ist mir ein außerordentliches Vergnügen, edle Sterbliche.«
»Aber Schiwa ist der Gott der Zerstörung, der...«
»Der Gott der Fleischeslust«, ergänzte der Teufel.
»Und damit wären wir schon bei Lila hier an meiner Seite. Sie ist eine Dämonin meines Reiches.
Ich muß gestehen, ich habe mir einige Gedanken darüber gemacht, wie man Euren Verlobten hier im
Fegefeuer passend ausstaffieren könnte. Natürlich besitzt er als Amtsneuling noch keine
Konkubinen, sagte ich mir, und daher habe ich, Euer Einverständnis vorausgesetzt, Lila gleich
mitgebracht.«
Entzücken dachte rasch und gründlich nach. Im Westen pflegte man andere Sitten und Gebräuche,
doch in Indien erwartete man von Fürsten und Radschahs, über eine ausreichende Anzahl von
Konkubinen zu verfügen, die allerdings der Ehefrau untergeordnet waren. Ein Fürst, der keine
Konkubinen hatte, genoß nicht sehr viel Ansehen, und damit einhergehend verlor auch seine Gattin
an Achtung. Schlimmer noch, das Volk würde in einem solchen Fall annehmen, seinem Fürsten
gebreche es an der Manneskraft. Andererseits befanden sie sich nicht mehr in Indien; es kam
Entzücken für Mym ein wenig verfrüht war, sich schon jetzt nach Konkubinen umzusehen.
Zumindest konnte er noch so lange warten, bis sie mit einem Sohn schwanger wäre. Danach mochte er
sich einen ganzen Harem zulegen. Immerhin fand die Ehefrau dann auch etwas Ruhe und Zeit für sich
selbst. Allerdings war Entzücken eine sehr abhängige Gemahlin, und die Vorstellung, künftig
alleingelassen zu werden, behagte ihr überhaupt nicht.
»Wir wollen in dieser Frage noch einige Monate warten«, antwortete die Prinzessin
schließlich.
»Euer Wunsch ist mir Befehl«, verbeugte sich der Teufel. Er winkte kurz, und Lila
verschwand.
Mym schwieg zu dieser Angelegenheit, doch in seinem Innern war er erleichtert. Konkubinen
erinnerten ihn immer noch an das Spiel seines Vaters, mit dem er ihn zum Gehorsam zwingen wollte.
Wenn Mym an Konkubinen dachte, hatte er immer das Bild von abgeschlagenen Köpfen auf langen
Spießen vor Augen. Da Entzücken nun Satans freundliches Angebot auf einen späteren Zeitpunkt
verschoben hatte, brauchte der Prinz sich im Moment nicht mit seinen Schreckensvisionen
abzuplagen. Davon ganz abgesehen genoß er das Zusammensein mit der Prinzessin noch viel zu
sehr.
Er liebte sie über alle Maßen und wollte keine andere Frau an seiner Seite wissen.
Plötzlich erschien eine gedeckte Tafel aus der Luft.
»Eine kleine Aufmerksamkeit für Euch, edle Dame«, sagte Satan.
»Aber ich vertrage die hiesigen Speisen nicht...«
»Der Teufel hat mir versichert, daß dieses Essen dich nährt«, erklärte Mym, »genau so, wie ich
hier nicht mehr stottere.«
Sie lächelte vorsichtig. »Heißt das, daß ich auf diese Weise immer hier bei dir bleiben
kann?«
Er nickte, und die beiden machten sich über die Speisen her. Das Mahl war wirklich köstlich, aber
in Mym regten sich dennoch Zweifel. Der Teufel überschüttete ihn mit solchen Annehmlichkeiten,
daß er fürchten mußte, sein Gastgeber würde genau wie Schiwa zu einem späteren Zeitpunkt seine
Schuld einfordern.
Als er wieder allein war, dachte er gründlicher nach. Er wußte, daß der Gottlose ihn in
Versuchung führen wollte und dazu Gaben und Geschenke anbot, die man kaum zurückweisen konnte.
Zum Beispiel das Angebot, daß Entzücken immer bei ihm bleiben konnte - wie
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