Inkarnationen 04 - Das Schwert in meiner Hand - V3
trug ein Kind im Bauch. Das kommt bei sterblichen Frauen von Zeit zu Zeit vor.«
»Schwanger? Aber wie könnte das möglich sein?«
»Ich muß Euch doch wohl nicht aufklären, oder? Überzeugt Euch bei den Fäden des Schicksals, Mym.
Sie trug Ihre Tochter unter dem Herzen und hat sie einige Zeit nach der Trennung zur Welt
gebracht. Sie hat das Baby übrigens zur Adoption freigegeben. Damit dürften die letzten Gefühle
für Euch bei ihr verschwunden gewesen sein. Ich glaube kaum, daß sie sich wieder mit Euch
einlassen würde, um womöglich noch einmal die gleiche Geschichte mitzumachen.«
»Aber sie hat mir nie ein Wort davon gesagt!«
»Damals, als Ihr sie verlassen habt, wußte sie ja selbst noch nichts davon.«
Mym hieb eine Faust in die Hand. »Wenn ich doch nur eine Ahnung gehabt hätte!«
»Glücklicherweise neigen Frauen aus dem Nachleben nicht dazu, schwanger zu werden. Mit solchen
Frauen erlebt Ihr nur Vergnügen und müßt nie Konsequenzen befürchten. Also, warum gebt Ihr Euren
dummen kleinen Trotz nicht auf und genießt mit mir das, wonach Ihr Euch schon lange sehnt?« Ihre
Haut leuchtete, und das hauchdünne Gewand löste sich auf. »Ich bin sehr geschickt, Mym, und ich
stelle keinerlei Anforderungen.« Sie breitete die Arme aus.
Der Prinz sah sie vorsichtig an. Er wußte, daß diese Höllenkreatur ihn fast besiegt hatte. Lila
war wunderschön, doch sie diente nur einem Herrn, und das war Satan.
Er schmeckte wieder Blut in seinem Mund; diesmal hielt er seinen Berserkerzorn nicht
zurück.
Plötzlich lag das rote Schwert in seiner Hand, und schon wirbelte die Klinge durch die Luft.
Lilas Kopf flog vom Rumpf, doch der Körper blieb stehen.
Und kein Blut floß.
Wieder sauste die Klinge hinab. Mitten durch die Brüste trennte sie den oberen Rumpf vom
Restkörper. Wieder kein Blut.
Der dritte Hieb durchschnitt den Körper an der Hüfte, der vierte an der Scham und der letzte an
den Knien. Lila lag in sechs Teilen da.
»Wenn dich das scharf macht, so will ich dir auch auf diese Weise dienen«, raunte der Kopf.
»Ich will nichts anderes als dich loswerden!« sagte Mym.
»Dann packt meine Teile zusammen und schickt sie in die Hölle«, antwortete der Kopf.
»Wo soll ich denn ein passendes Gefäß herbekommen?« Der Blick des Prinzen fiel auf sein Schwert.
Nicht die geringste Spur von Blut war an der Klinge zu sehen. Sein Berserkerzorn war vergangen.
Er war jetzt nur noch verwundert. Ihm war klar geworden, daß sich Dämonen von normalen Menschen
unterscheiden, aber so etwas hatte er nun doch nicht erwartet.
»Nehmt doch den Sockel der Statue.«
Der Prinz trat vor das kopulierende Paar und hackte es mit dem roten Schwert ab. Dann trennte er
den Deckel vom Sockel. Darunter befand sich tatsächlich ein Hohlraum. Er schob sein Schwert in
die Scheide und packte den Sockel, der sich als gar nicht so schwer erwies.
Er trat damit zu Lila und packte das erste Körperfragment hinein. Das Fleisch der Dämonin war
warm und fühlte sich wie Wachs an. Die Schnittstelle unterschied sich in nichts vom Fleisch. Lila
schien weder ein Verdauungssystem, noch einen Kreislauf noch ein Atmungssystem zu besitzen. Sie
war nur ein Gebilde aus Pseudo- Fleisch, ein Körper ohne Persönlichkeit.
Aber sie war ihm doch wie ein Mensch erschienen.
Sie hatte sich ganz normal bewegt, hatte normal gesprochen. Und sie hatte Entzücken gefährliche
Gedanken eingegeben, die sogar einer gewissen, wenn auch infernalischen Logik nicht
entbehrten.
Sie war keine Persönlichkeit, doch sie war auch nicht unbelebte Materie.
Mym hielt zwei Beinteile in den Händen. Er setzte sie zusammen, und sie verwuchsen miteinander,
ohne eine Narbe zu hinterlassen.
»Ihr könnt mich ohne Schwierigkeiten wieder zusammensetzen«, rief der Kopf. »Nur noch ein Teil
auf das Bein drauf, und Ihr erreicht die interessanten Körperstellen.«
Mym warf das Bein in den Sockel. Er sammelte die weiteren Teile ein. Als er die unteren
Brusthälften erreichte, hielt er inne und befühlte sie.
Verblüffend, wie rund und fest sie waren.
»Ihr könnt Euch natürlich auch meine hübschesten Stellen aufheben und den Rest fortwerfen«,
schlug der Kopf vor.
»Eine richtige Frau wäre mir lieber!« brummte er und warf das nächste Teil in den Sockel.
»Eine richtige Frau wie die, die Euch sitzengelassen hat, um sich mit einem Sterblichen
zusammenzutun?« stichelte der Kopf. »Hier im Fegefeuer braucht Ihr eine Frau aus dem
Nachleben.«
Eine heimtückische Logik
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