Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
nicht eingeladen ist, begibt sich je zu ihm. Am besten ruft
Ihr ihn und wartet ab, bis er sich meldet. Es kann eine Weile dauern, aber er kommt immer, wenn
man ihn ruft.«
Orb seufzte. »Wenigstens treffe ich auf jemanden, der helfen könnte. Ich danke Euch beiden sehr
für Eure Bemühungen.«
»Nein, wir sind in Eurer Schuld«, entgegnete die Dämonin. »Ihr habt Mym zu dem gemacht, was er
heute ist, und uns bedeutet er...« Sie hielt inne, weil sie sahen, daß jedes Wort über ihre Liebe
zu Mym Orb Schmerzen bereitete.
Hastig verabschiedete sich Orb von ihnen und kehrte auf die Erde zurück.
Sie begab sich in Jonas' Bauch auf ihr Zimmer.
Hier fühlte sie sich immer noch am wohlsten.
Leider würde sie sich auch an ihre Residenz in Fegefeuer gewöhnen müssen. Wenn dieser Riesenbaum
sie bloß nicht immer an die Wasserreiche der Hamadryade erinnern würde. In der Küche traf sie
Jezebel.
»Das Wetter wird wieder schlechter«, erklärte die Dämonin.
Orb sah aus dem Fenster und reiste nach Miami.
Zwar hatte der Regen aufgehört und war das Wasser zurückgegangen, doch dafür tobten heftige
Stürme. Sie fegten mit gigantischer Kraft über das Land, und Orb sah viele Häuser
einstürzen.
Sie begab sich zu Lou-Mae. Mittlerweile waren viele Menschen am Fieber erkrankt. Auch Lou-Maes
Mutter hatte es erwischt. Die Freundin selbst war dank des Amuletts kerngesund. Sie versorgte
unermüdlich die Kranken.
Orb wußte nicht, wie sie den Leuten hier helfen konnte. Sie durfte nur hoffen, daß Lou-Mae die
Kranken nicht im Stich lassen würde. Und sie betete darum, daß die Winde bald nachließen.
Von Lou-Mae reiste sie nach Südfrankreich. Auch hier wüteten Stürme, auch hier sanken die
Temperaturen. Doch Tinka und ihre Familie schienen keine Not zu leiden.
In Indien zog sich die Flur ebenfalls zurück, doch auch hier tobten Stürme, und die Meerjungfrau
mußte sich aus ihrer Höhle in tieferes Wasser begeben.
Die Stürme rasten um die ganze Welt und machten den Menschen schwer zu schaffen. Und so viele
lagen schon krank danieder, litten am Fieber.
Orb gelangte jetzt zum Schluß, daß das Chaos ganz und gar nicht geendet hatte. Es hatte sich nur
für einen neuen Weg entschieden. Die Luft, die sich vorher so aufgeheizt hatte, kühlte rasch ab,
wodurch schreckliche Stürme entstanden. Das Eis an den Polen bildete sich wieder neu, und die
Polkappen wuchsen an.
Orb kehrte nach Miami zurück. Die Stadt wirkte wie ein Ort, auf den Bomben niedergegangen waren.
Gewaltige, von den Winden aufgewühlte Wogen donnerten unablässig gegen alles an, was noch stand.
Betonbrocken wurden vom Wasser herausgebrochen und gegen andere Häuser geschleudert.
Orb suchte Lou-Mae auf. Einige der Kranken waren bereits gestorben. Die Zahl der Gesunden, die
den Fiebernden helfen konnte, verringerte sich so sehr, daß an eine ausreichende Versorgung nicht
mehr zu denken war. Es gab nur noch eine, die keinerlei Krankheitsanzeichen zeigte:
Lou-Mae.
Die Freundin hockte gerade neben dem Drummer und hielt seinen Kopf in ihrem Schoß. Orb sah, daß
er nicht mehr bei Besinnung war. Seine Haut war gelb, und sein Gesicht war so geschwollen, daß er
weder Augen noch Mund öffnen konnte.
Der Sturm wütete unablässig gegen das Haus.
Irgendwo stürzte etwas und zerschellte mit lautem Knall. Orb hatte eine bestürzende Vorahnung:
Dieses Haus würde nicht mehr lange standhalten.
»Lou-Mae, Ihr müßt hier fort!« rief sie.
»Ich kann nicht fort. Mutter ist tot, und der Drummer liegt im Sterben. Ich will ihn nicht
alleinlassen!«
»Aber du kannst ihm nicht mehr helfen. Die Pest hält die ganze Welt im Griff.«
Lou-Mae wandte den Blick von ihr ab und hielt den Kopf ihres Freundes.
Ein gewaltiger Windstoß erfaßte das Haus und riß ein großes Stück aus der Außenwand. Alles in
seinem Innern geriet ins Wanken. Die Stahlträger ächzten, und die Decke stürzte herab und der
Boden neigte sich.
Die Kranken, die auf Matten am Boden lagen, gerieten ins Rutschen. Auch der Drummer. Lou-Mae
wollte ihn halten, wurde aber von ihm mitgerissen. Die Außenwand barst, und die ersten Kranken
stürzten hinaus ins Freie.
Orb eilte zu Lou-Mae, packte ihre Schultern und versetzte sie an einen anderen Ort.
Doch dort kam sie allein an. Es war ihr immer noch nicht möglich, Menschen zu
transportieren.
Sie kehrte zu Lou-Mae zurück und rief nach Jonas.
Sie hielt die Freundin fest, doch zusammen rutschten sie immer mehr auf das Loch in der Mauer
zu.
Als sie schon
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