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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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entdeckte bestürzt, wie grau und mitgenommen er aussah.
»Was ist mit dir? War der Fußmarsch so anstrengend?«
»Nee... ich bin sicher kein geübter Läufer, aber im Moment plagt mich etwas ganz anderes.«
Sie begriff sofort. »Das Rauschgift. Du leidest an Entzugssymptomen!«
»Ins Schwarze getroffen.«
»Du siehst furchtbar aus.«
»Ich fühle mich auch so. Aber es gibt leider keine andere Möglichkeit, von dem Zeug loszukommen.
Fang du mal lieber mit dem Tanzen an, bevor der Fisch es sich wieder anders überlegt.«
Orb zögerte noch.
»Du brauchst Musik, nicht wahr?« stöhnte der Gitarrist. »Und deine Harfe kannst du nicht spielen,
weil du ja tanzen mußt.«
Er holte sein Instrument vom Teppich.
»Wenigstens zu etwas bin ich nutze.«
Er griff in die Saiten und gab sich alle Mühe, aber seine Hände zitterten so sehr, daß er kaum
eine ordentliche Melodie zustande brachte.
»Wie kann man so schnell so fertig sein!« entfuhr es Orb.
» H ist eine schnelle Droge, in jeglicher Hinsicht.«
Nein, so ging es nicht. Aus einer plötzlichen Eingebung heraus warf sie ihm das Päckchen
zu.
Er konnte es nicht einmal auffangen. Er bückte sich und hob es auf. »Gott, ich habe es ehrlich
versucht«, murmelte er. »Aber es läßt mich einfach nicht aus seinen Klauen.« Er schüttete eine
kleine Prise auf die Handfläche zwischen Daumen und Zeigefinger und sog sie durch die Nase
ein.
Die Wirkung war erstaunlich. Binnen Sekunden straffte sich seine Gestalt, wurde sein Atem ruhiger
und hörten die Finger auf zu zittern. »Also, was soll ich spielen?« fragte er mit einem matten
Lächeln.
»Spiel irgendeine Melodie«, antwortete sie. »Was ich tun muß, fällt mir so schwer wie dir der
Entzug.«
Er schlug wieder in die Saiten, und diesmal klang es gut. Allerdings war ohne Orbs Unterstützung
keine Magie in seiner Musik.
Doch Orb brauchte Magie. Sie mußte so tanzen, daß der Fisch sie für eine Zigeunerin hielt. Ihr
Widerwille gegen verführerische Gesten und Bewegungen würde ohne Unterstützung durch die Magie
alles zunichte machen.
»Bemüh dich um Magie!« drängte sie den Freund.
»Das kann ich nicht«, sagte er. »Ohne dich bin ich in dieser Hinsicht nichts.«
Sie packte ihn fest an den Schultern und konzentrierte sich auf ihn.
Und plötzlich war Magie in seinem Spiel. Seine Melodie brachte die Gräser zum Schwingen und ließ
die Bäume im Takt schaukeln. Selbst durch den mächtigen Leib des Wals fuhren Vibrationen.
Orb zog vorsichtig ihre Hände zurück. Der Effekt hielt an. Der Fisch schwebte immer noch über ihr
und blickte neugierig auf sie hinab.
Orb entblößte die Schultern und schob den Rock zurecht. Das gefiel ihr alles ganz und gar nicht,
aber der Tanana verlangte es.
Sie begann ihren Tanz und bewegte sich so, als sei Jonas ihr Partner. Ihre Arme, Beine und Hüften
bewegten sich schwerfällig, denn sie war müde und hatte diesen Tanz noch nie vorgeführt. Doch
dann wurde sie vom Rhythmus erfaßt, und bald fühlte sie sich wie eine junge Zigeunerin, die in
ihrem Mann alle Glut entfachen wollte.
Sie wackelte mit den Hüften, drehte sich auf der Stelle, warf verstohlene Blicke auf Jonas,
atmete tief ein, um ihre Brüste besser zur Geltung kommen zu lassen, kreiste mit dem Becken und
schwang die Beine. Sie ergab sich ganz dem Tanana, ließ sich von dessen eigenem Rhythmus
treiben und erregte alle Sinne ihres Partners. Nie zuvor hatte sie sich so sinnlich gegeben, auch
nicht in der Zeit, in der sie mit Mym zusammengewesen war. Sie führte Posen vor, die sie nie von
sich erwartet hätte. Sie verwandelte sich in eine andere Orb, in eine leidenschaftliche, laszive
Orb, die sie nie in sich vermutet hätte.
Endlich hörte sie erschöpft auf. Sie hatte ihr Bestes gegeben (oder hatte sie sich von ihrer
schlechtesten Seite gezeigt?), mochte der Fisch nun darauf reagieren, wie es ihn verlangte.
Der Gitarrist stand wie hypnotisiert da. Seine Finger bewegten sich wie bei einer automatischen
Puppe, als sie die letzten Töne anschlugen.
»Wir wollen das Llano finden!« rief sie dem Wal zu.
Jonas blieb zunächst starr, doch dann senkte er sich hinab, bis sein Bauch den Boden berührte. Er
sank weiter, bis die Bauchunterseite in der Erde versunken war und sein Maul auf den Gräsern
lag.
Erde und Boden setzten ihm genauso wenig Widerstand entgegen wie Wasser.
Er öffnete das riesige Maul. Hinter den Zähnen erstreckte sich ein langer, trockener und
erleuchteter Gang.
»Ob er will, daß wir dort

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