Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3
mir schließlich als das kleinere Übel.«
»Und wie ist es dir da ergangen?«
»Ich habe vor ihr auf dem Teppich gesessen. Sie hat ihre Knie und ihre Arme um mich
gelegt...«
»Was, du bist ihr so nahe gewesen!« rief der Drummer.
»Tja, nur hatte ich solche Angst, daß ich davon wirklich kaum etwas mitbekommen habe...«
»He, Mann, erzähl das deiner Großmutter. Sie preßt ihre Schenkel an dich, preßt dir die Brüste
ins Kreuz, und du willst von all dem nichts mitbekommen haben?«
»Verdammt, Leute, ich hatte eine Heidenangst, und mir war auf diesem verdammten Teppich ganz
schlecht. Ich konnte nur noch daran denken, die Balance zu halten und nicht hinunterzufallen. Sie
hat mir das Leben gerettet.«
»Mann, das hätte mir mal passieren müssen!« stöhnte der Organist.
»Ach was«, entgegnete der Gitarrist barsch. »Zwischen ihr und mir läuft nichts. Sie wollte mir
bloß das Leben retten und mich von dem verdammten H losbringen. Ich hab' ihr mein Päckchen
gegeben und es drei Stunden ohne ausgehalten. Aber dann ging es nicht mehr. Ich habe mich
gefühlt, als hätte man mich durch den Wolf gedreht. Und meine Hände haben gezittert wie
Wassertropfen auf einer heißen Herdplatte. Dabei mußte ich doch in die Saiten hauen, denn sie
wollte ja unserem Hotel hier etwas vortanzen...«
»Tanzen?«
»Und wie, Mann. So was habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. Da hat bei ihr alles
gewippt, gewackelt und geschwungen. Kein Sexfilm könnte heißer sein. Erst dachte ich, mir platzt
die Hose, doch später war ich einfach unfähig, selbst den kleinen Finger zu bewegen.«
»Was?« fragte der Drummer ungläubig. »Die fällt doch vor Scham schon halb in Ohnmacht, wenn mal
ein Stückchen von ihrem Knöchel entblößt wird. Bei der hat man doch den Eindruck, als hielte sie
Sex für das Schmutzigste und Widerlichste auf der Welt.«
»Was starrst du ihr auch immer auf den Rock«, sagte der Organist. »Wir können es uns nicht
erlauben, daß sie sauer auf uns wird. Wenn sie eben mit Männern nichts anfangen will, ist das ihr
Problem. Wir sollten uns danach richten.«
»Du hast es vielleicht nötig«, schimpfte der Drummer. »Wer starrt denn immer auf ihre Beine, wenn
sie die Harfe auf den Schoß setzt?«
»Hast ja recht«, winkte der Organist ab. »Ich bin ja nicht blind. Wenn sie bei den Proben vor mir
hockt, kann ich ihr manchmal in den Ausschnitt sehen. Doch wir sollten unsere heißen Gedanken für
uns behalten und sie nicht verärgern.«
»Ja, hast recht«, brummte der Drummer. »Ich kann es nur immer noch nicht glauben, daß sie einen
solchen Tanz aufgeführt hat...«
»Wenn ich es doch sage«, beharrte der Gitarrist.
»Gut, ich hatte vorher 'ne Prise genommen, und vielleicht habe ich deshalb mehr gesehen, als
wirklich da war, doch...«
» H arbeitet nicht so.«
»Trotzdem, wenn man ihren Tanz auf Flaschen aufziehen könnte, würden sich nach nur einem Schluck
todgeweihte Männer von ihrem Krankenlager erheben.«
»Also ist unser kleines Rührmichnichtan nicht immer so prüde. Wenn sie will, kann sie auch
anders«, dachte der Drummer laut. »Was mag sie bloß vom Llano wollen? Ich meine, wir müssen von
diesem verdammten Stoff runter, aber sie... Sie hat doch alles, was ein Mann sich von einer Frau
erträumt.«
»Seien wir doch einfach froh, daß sie uns hilft«, erklärte der Organist.
»Ja, sie ist wirklich eine fabelhafte Frau«, bestätigte der Gitarrist.
»Was läuft nun?« wollte der Drummer wissen. »Lassen wir hier heute nacht noch etwas steigen oder
nicht?«
Danach konnte Orb nichts mehr hören. Sie lag noch lange wach und fragte sich, welchem Umstand sie
es zu verdanken hatte, Zeuge dieser Unterhaltung geworden zu sein. Warum hatte sie nichts mehr
gehört, nachdem die drei jungen Männer sich offenbar einem anderen Thema zugewandt hatten?
Jemand klopfte leise an ihre Tür. »Bist du noch wach, Orb?«
»Komm rein, Lou-Mae«, antwortete Orb.
Das Mädchen öffnete die Tür und schloß sie leise hinter sich. »Ich störe wirklich nur ungern,
aber mir ist da eben etwas Komisches passiert.«
»Du hast Stimmen gehört?«
»Woher weißt du das? Ich lag im Bett und wollte gerade einschlafen, da hörte ich das Wort schwarze Flamme . Und dann haben die drei sich über mich unterhalten.«
»Ich denke, wir haben da eine weitere wunderbare Eigenschaft dieses Riesenfisches erlebt. Wenn in
ihm jemand über einen anderen spricht, hört der Betreffende alles mit. Ich habe eben nämlich
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