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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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»Und dieses Zeugs ist rein?«
»Der reinste Stoff auf dem ganzen Markt, keine Unze ist gestreckt!«
»Wunderbar! Mit diesem Vorrat kommen wir gut durch die Nacht. Wieviel wollen Sie dafür
haben?«
Der Gitarrist schluckte wieder. »Es gehört Ihnen... kostet nichts.«
Der Arzt lachte glücklich. »Ich weiß nicht, wie ich Ihnen danken soll. Meine Patienten werden Sie
segnen.« Er eilte davon und hielt das Päckchen wie eine Siegestrophäe.
»Du hast deinen ganzen Vorrat verschenkt«, sagte Orb und konnte es noch gar nicht fassen.
»Na ja, es hilft gegen die Schmerzen«, brummte er nur.
»Aber was wird nun aus dir?«
»Wer bin ich schon? Wenn es darum geht, ein Dutzend Kranker oder ich, muß ich wohl
zurücktreten.«
»Ja, genau so fühle ich mich auch, verdammt wertlos«, sagte Jezebel düster. »Ich hasse mich für
das, was ich gleich tun muß.«
Orb ballte die Fäuste. »Warum hat Jonas uns das angetan? Alles, was wir unter Mühen aufgebaut
haben, bricht in dieser Nacht zusammen!«
Jezebel sah sie an. »Wenn du singst, wird alles von deiner Magie erfaßt. Ich muß gerade daran
denken, daß Jonas sich davon vielleicht herbeilocken ließe.«
»Ja!« rief der Gitarrist. »Versuch es doch wenigstens!«
Jetzt erinnerte sich Orb wieder an die eigenartige Kraft, die sie auf dem Llano Estacado verspürt
hatte. »Wir wollen uns an den Händen anfassen«, erklärte sie.
Sie sang das Lied, das aus den Tiefen ihrer selbst kam, und in ihm lag Magie. Doch die Magie
breitete sich nur langsam aus, so als stieße sie auf Widerstand. Orb konzentrierte sich vor ihrem
geistigen Auge auf die Wüste. Sie durchwanderte in ihrer Phantasie ein Tal und führte dabei die
an, die ohne sie nicht weitergekonnt hätten. Die anderen machten nur vorsichtige Schritte, und
selbst das hätten sie nie gewagt, wenn Orb ihnen nicht Stärke geschenkt hätte. Es war nicht das
Llano, das sie da sang, aber ihr Lied war sehr mächtig.
»Der Schmerz läßt nach!« rief der Gitarrist, und erst jetzt wurde sich Orb bewußt, daß sie nicht
mehr sang. »Ich kann es jetzt aushalten!« freute sich der junge Mann.
»Ja, ich fühle mich auch frei«, sagte Jezebel. »Der Drang in mir ist zwar nicht so schwach wie im
Bauch von Jonas, aber er plagt mich kaum noch.«
Orb wußte nicht so recht, was sie getan hatte.
Eigentlich hatte sie ja Jonas rufen wollen, doch statt dessen war es ihr gelungen, ihre beiden
verdammten Freunde für eine Weile von ihrem Fluch zu befreien.
Sie liefen weiter durch den Korridor. Endlich erreichten sie die Anmeldestelle.
»Oh, da sind Sie ja«, freute sich die diensttuende Schwester. »Der Saal ist schon am Kochen. Alle
warten auf die Band. Wir haben den Patienten versprochen, ihnen ein Rockkonzert zu bieten. Doch
bei diesem miserablen Wetter befürchteten wir, Sie würden gar nicht durchkommen. Wenn Sie mir
jetzt bitte folgen wollen...«
»Was für Rockmusik?« fragte Orb. »Ich fürchte, ich habe nicht ganz verstanden.«
»Ach, eigentlich wollen sie Punk hören, ein furchtbarer Lärm«, erklärte die Schwester.
»Verzeihung, ich wollte Ihnen natürlich nicht zu nahe treten. Über Geschmack läßt sich eben nicht
streiten.«
»Kennst du dich mit Punk aus?« raunte Orb dem Gitarristen zu.
»Na ja, gehört hab' ich so etwas schon«, antwortete er flüsternd.
»Was fehlt den Leuten denn?« fragte Orb die Schwester.
Aber die gab keine Antwort, sondern marschierte zielstrebig auf eine verschlossene Tür zu.
»Bitte sehr, die Abteilung für gefährliche Geisteskranke«, sagte sie, als sie dort angekommen
war.
»Nein!« rief Orb. »Das können wir nicht tun. wir...«
»Ich bitte Sie«, entgegnete die Schwester. »Wenn Sie nicht auftreten, bricht hier die Hölle
aus.«
»Hier liegt offenbar ein Mißverständnis vor«, erklärte Orb hastig. »Ich bin die einzige von uns,
die ein Instrument dabei hat, und ich habe nicht die geringste Ahnung von Punk oder was auch
immer...«
»Nein, Sie scheinen nicht zu verstehen«, entgegnete die Schwester. »Die Witterung und das
Schneetreiben haben die Insassen dieser Abteilung in einen Zustand versetzt, in dem die kleinste
Störung eine Explosion auslösen kann. Und sollte es dazu kommen, wären wir absolut hilflos.« Sie
schloß die Tür auf.
Der Lärm, der ihnen entgegenscholl, war schlimmer als die Brandung eines Ozeans. Überall liefen
Patienten ziellos herum, einige rissen und zerrten an ihren Kleidern, andere schrien nur vor sich
hin und wieder andere schlugen unentwegt ihren

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