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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Kopf gegen eine Wand oder einen Schrank.
Völlig überforderte Krankenpfleger eilten hierhin und dorthin, ohne wirklich für Ruhe sorgen zu
können.
»Die Band ist da!« schrie die Schwester. »Begebt euch schnell auf eure Plätze!«
Plötzlich trat eine buchstäblich atemlose Stille ein.
Dann stürzten alle los, um einen Stuhl zu ergattern. Orb sah sich in dem Saal um. überall
verstreut lagen Bücher und Zeitungen herum. Der Fernseher lief, zeigte aber nur Rauschen und
Flimmern.
»Wir müssen versuchen, eine Vorstellung zu geben, irgendwie!« murmelte der Gitarrist. »Nur kriege
ich leider keinen halbwegs vernünftigen Ton aus meiner Kehle, und ohne meine Gitarre bin ich zu
nichts zu gebrauchen...«
»Und ich weiß erst recht nicht, was ich hier soll«, brummte Jezebel. »Kochen und Putzen ist so
ziemlich das einzige, was ich beherrsche, bis auf eben, na ja...«
»Und ich habe keine Ahnung, was Punk ist«, stöhnte Orb. »Ich verstehe mich allein nur auf meine
Lieder...«
»Fangen Sie doch einfach an!« rief ein Pfleger. »Hauptsache Musik, vielleicht gefällt es ihnen
ja...«
»Ein Duett!« schoß es dem Gitarristen durch den Sinn.
»Vielleicht wenn wir wie der Drummer und Lou-Mae damals ein Duett singen!«
»Anfangen!« rief ein Chor von Patienten. Einer schlug mit der Faust rhythmisch auf einen Tisch,
und andere folgten seinem Beispiel.
»Tun Sie doch was, irgendwas.« zischte die Schwester.
»In der Nacht verstehe ich mich auf eines«, brummte Jezebel. »Und ich will dreimal verflucht und
verdammt sein, wenn ich hier eine Kostprobe davon gebe!«
»Paß auf«, sagte der Gitarrist und nahm den Succubus am Arm. »Du stellst dich hier vor mich und
siehst mich an. Ich sehe dich genauso an, und dann fängt Orb an zu singen. Wir bewegen die Lippen
zu ihrem Lied und tun auch sonst so, als würden wir hier eine Vorstellung geben. Mit der Hilfe
ihrer Magie haben wir vermutlich eine Chance.«
»ANFANGEN!« brüllte wieder ein Patient und begann, mit den Füßen zu stampfen. Die anderen
Insassen ließen sich nicht lange bitten, seinem Beispiel zu folgen.
»Maul halten, Ihr Freaks!« brüllte der Gitarrist, so laut er nur konnte. »Sonst können wir nicht
anfangen!« Für eine Minute senkte sich Stille über den Saal. »Okay, Orb, gib dein Bestes«, sagte
der junge Mann leise.
Orb nahm die Harfe auf, setzte die Finger an die Saiten und hielt inne. Ihr Kopf war wie
leergefegt.
»Ich... mir fällt einfach... einfach kein Lied ein«, stammelte sie.
»Nimm doch irgendeines aus unserem Programm!« drängte der Gitarrist.
Doch selbst diese Lieder waren wie fortgeweht.
Orb konnte sich an keine einzige Note erinnern.
Ob sie an Lampenfieber litt? War die Anstrengung zuviel für sie? Soviel war in den letzten
Stunden vorgefallen. Jonas' Verschwinden hatte sie all der Sicherheit beraubt, die sie in den
letzten Wochen aufgebaut hatte. Und ihr Lied, mit dem sie ihre beiden Freunde vor dem Entzug
bewahrt hatte, schien all ihre Magie aufgebraucht zu haben.
»Glauben Sie mir, ich scherze wirklich nicht. Wenn wir diese Herrschaften nicht ruhigstellen
können...« Das Gesicht der Schwester war aschgrau geworden. Ihr flackernder Blick wanderte über
die Patienten. Einige ballten schon wieder die Fäuste.
Orb senkte die Augen und versuchte, sich in sich selbst zu versenken. Und plötzlich bewegten sich
ihre Finger wie von Zauberhand gesteuert über die Saiten. Endlich kamen ihr auch Worte in den
Sinn, und sie fing an, ein uraltes Lied zu singen.
Irgendwo fern in sich bekam sie einen furchtbaren Schreck. Was sie da sang, war ein leises,
zartes Lied und damit kaum geeignet, die Wünsche dieses Publikums zu befriedigen. Doch etwas
anderes wollte ihr beim besten Willen nicht in den Sinn kommen. So blieb ihr nichts anderes
übrig, als ihr Bestes zu geben, mit Inbrunst zu singen und soviel Magie zu Hilfe zu nehmen, wie
ihr noch zur Verfügung stand.
Doch von den Patienten kam keinerlei Aufruhr.
Orb fragte sich, ob sie nur erstaunt darüber waren, eine solche Musik präsentiert zu bekommen.
Der Gitarrist und der Succubus sahen einander an, als hinge für sie der Himmel voller Geigen. Wie
lange ließ sich diese Illusion, dieses Possenspiel aufrechterhalten?
Sie sang tapfer weiter, und das Publikum blieb ruhig. Doch nun bannte nicht Erstaunen die
Patienten auf ihren Plätzen. Alle starrten auf den Gitarristen und den Succubus. Als Orb den
letzten Ton gesungen hatte, fiel ihr ein neues Lied von ähnlicher Art ein, und sie

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