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Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3

Titel: Inkarnationen 05 - Sing ein Lied fuer Satan - V3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Anthony
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Gesichtszüge wirkten ein wenig zu grob. In einer Menge wäre er wohl kaum
aufgefallen, doch seine Stimme betörte alles.
Seit dem Tod ihres Vaters hatte Orb nie wieder magische Musik von einem Mann gehört.
Natasha besaß die Magie, doch auch ohne sie wäre seine Stimme die schönste auf der Welt
gewesen.
Satan hatte einen rauhen Baß gesungen. Natasha hingegen führte einen vollen Tenor vor, und
zusammen mit der Magie überwand dieser Gesang alles, was sich ihm in den Weg stellte. Als Orb
sich ihm näherte, kam sie sich vor, als würde sie auf Wolken schweben.
Natasha ließ den letzten Ton erklingen, und auch Orb begann zu schweigen. Einen endlosen Moment
sahen die beiden sich an.
Dann warf Orb einen Blick über die Schulter.
Nichts war mehr von der Kirche des Bösen zu sehen.
»Sie haben ein gefährliches Spiel gespielt«, sagte Natasha sanft.
»Ich konnte es mir nicht aussuchen«, erwiderte Orb. »Der Teufel... Satan wollte mich zwingen, ihn
zu heiraten.«
Natasha sah sie mit großen Augen an. »Dann müssen Sie die junge Frau aus der Prophezeiung
sein!«
»Hat sich das alles schon herumgesprochen?« fragte Orb in gespieltem Entsetzen.
Er lächelte. »Als ich mit der Suche nach dem Llano begann, erfuhr ich bald, daß es eine Frau
gäbe, die genauso gut singen könnte wie ich. Aber Satan würde sein Augenmerk auf sie richten und
sie für sich gewinnen wollen, bevor ich ihr zum ersten Mal begegnen könnte. Als ich nun Ihr Lied
hörte, hatte ich das längst vergessen. Ich habe Ihnen nur geantwortet, weil dieses Lied
zweistimmig gesungen werden muß, will man nicht dem Wahnsinn anheimfallen. Hätte ich aber gewußt,
wer Sie sind oder daß Sie von so großer Schönheit sind oder daß Sie nicht nur die Magie besitzen,
sondern auch so unglaublich betörend singen können, hätte sich meine Eifersucht sicher
gelegt.«
»Eifersucht?« fragte Orb verwundert.
»Ich war überall, wo ich aufgetreten bin, der gefeiertste Sänger«, antwortete er. »In meinem
Hochmut bildete ich mir ein, der Größte zu sein, und niemand könnte mir auch nur das Wasser
reichen. Und als ich dann erfuhr, daß irgendeine Frau von irgendwoher...« Er zuckte die Achseln
und lächelte. »Wie sollte ich etwas gegen jemanden haben können, der so bezaubernd ist wie Sie?
Ich denke, ich habe nie wirklich begriffen, warum das Publikum mir stets so atemlos gelauscht
hat. Bis eben habe ich es nicht verstanden, dann kamen Sie auf mich zu und haben gesungen. Ich
muß gestehen, das Duett mit Ihnen eben war die aufregendste Erfahrung meines Lebens. Und dabei
kenne ich nicht einmal Ihren Namen.«
»Ich heiße Orb Kaftan und bin aus Irland«, sagte sie und spürte im selben Moment, daß sie die
Begeisterung, die er bei ihr empfand, ebenso erlebte. Nie zuvor hatte sie zusammen mit jemandem
gesungen, der ihr ebenbürtig war.
»Ich heiße Natasha und bin aus den USA.«
»Verzeihen Sie meine Neugier, aber wie kommt es, daß...«
Er lachte gewinnend. »Mein Vater wollte unbedingt eine Tochter. Meine Mutter hingegen wollte
einen Jungen. Mutter hat gewonnen, aber Vater hat seine Rache genommen. Er gab mir den Namen
eines Mädchens, in das er sich einmal unsterblich verliebt hatte. Sie hat ihn wohl abgewiesen,
denn später heiratete er meine Mutter.« Er grinste breit.
»Wenn Sie möchten, dürfen Sie mich auch gern Nat nennen.«
Orb stellte fest, daß ihr dieser Mann schon jetzt sehr sympathisch war. Sie hätte ihn wohl auch
gemocht, wenn er sie nicht aus den Klauen Satans befreit hätte. »Ich bin Ihnen sehr dankbar, daß
Sie mich vor dem Teufel bewahrt haben«, erklärte sie.
»Ich selbst kann mich nur glücklich preisen, Sie gerettet zu haben«, lächelte er. »Ich kann mir
kaum etwas Schöneres vorstellen, als von einer Frau wie Ihnen Dank zu erfahren.«
Orb wurde von dem Kompliment verlegen und wechselte lieber rasch das Thema: »Was soll ich denn
machen, wenn Satan sich mir erneut nähert, nachdem Sie gegangen sind?«
»Davor brauchen Sie sich nun wirklich nicht zu fürchten!« lächelte Natasha gütig. »Es ist ganz
einfach, ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen, wenn man den Trick kennt. Ich selbst habe
diesen Trick nur durch einen Zufall entdeckt, sozusagen als Nebenprodukt meiner Suche nach dem
Llano.«
»Das kann ich mir kaum vorstellen. Ich stand eben absolut unter dem Bann des Teufels. Was ist das
denn für ein Trick?«
»Sie müssen einfach seine zweite Stimme singen. Damit hebt man die Willenlosigkeit auf, statt

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