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Innerste Sphaere

Innerste Sphaere

Titel: Innerste Sphaere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Fine
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wehtut.«
    »Nein, es sah aus wie … nichts. Wie nicht existieren. Ein paar Sekunden lang war es wirklich verlockend. Ich wollte, dass alles aufhört. Aber dann hast du mit mir gesprochen.« Er zog die Brauen hoch und ich hielt inne. »Hast du nicht mit mir gesprochen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast
meine
Stimme gehört? Weißt du bestimmt, dass es meine war?«
    »Ja. Das hat mich gerettet. Du hast gesagt, ich soll weitergehen. Und du …« Ich verstummte, nicht sicher, ob ich den Rest erzählen wollte, jetzt sah es ja so aus, als wäre alles ein Hirngespinst gewesen.
    Ich spürte sein Zittern. »Vergiss es«, sagte ich schnell. »Ist bei dir wirklich alles okay?«
    »Jetzt, wo du da bist, geht es mir schon besser. Ich schätze, ich sollte mich geehrt fühlen, dass du meine Stimme gewählt hast, um es da durch zu schaffen.«
    Ich ließ vor Scham den Kopf hängen. »Sicher, gern geschehen.« Ich sah mich um. »Wo ist Ana?«
    »Sie rennt immer durch und braucht dann etwas Zeit, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen. Gleich ist sie wieder da.«
    Mehr und mehr wurde mir bewusst, wie nah wir einander waren, wie eng er die Arme um mich geschlungen hatte, wie wenig es noch brauchte, um den Abstand zwischen uns zu schließen. Meine Wangen glühten.
    »Ich glaube, mir geht es jetzt gut«, sagte ich leise. Fragend runzelte er die Stirn, als wäre ihm die Intimität unserer Position gar nicht aufgefallen. Dann fiel sein Blick auf meine Wangen und er sah die Schamesröte.
    »Tschuldige«, murmelte er, setzte mich auf dem Randstein ab und stand auf, als brauche er auf einmal Distanz. Er ging zu seiner Ausrüstung, die er auf dem Gehweg abgelegt hatte, und zog mitgeschmeidigen Bewegungen seine Rüstung wieder an. Seine Anmut war völlig natürlich, jeder Handgriff hatte seinen Zweck. Seufzend fuhr ich mir über den Mund und fragte mich, ob ihm auffiel, wie ich sabberte.
    »Ah, Lela hat es geschafft. Braves Mädchen«, rief Ana, als sie näher kam. Ihr Gesicht sah ein bisschen gerötet aus, als hätte sie es gründlich abgeschrubbt. Was hatte sie im Turm gesehen? Sie bemerkte meinen Blick und strich mit der Hand über ihre Wange, wie um eine hartnäckige Träne wegzuwischen. Sie lächelte mich verkrampft an. »Freut mich zu sehen, dass du nicht völlig kaputt bist.«
    Ich zuckte bei ihrer Umschreibung zusammen. Aus irgendeinem Grund wünschte ich, Malachi hätte das nicht gehört. Er tat so, als hätte er nichts mitbekommen, und schien sich voll konzentriert auf den Marsch durch die Stadt vorzubereiten.
    Ana streckte mir die Hand entgegen, um mir vom Randstein aufzuhelfen. »Das erste Mal ist immer am schlimmsten. Jetzt weißt du, was dich erwartet. Und du weißt, dass du stärker bist als das.« Ich nahm die Hilfe an. Ana musterte mich. »Wir müssen dein Haar neu flechten, Mädel. Du hast dir da drinnen ziemlich übel mitgespielt.«
    Ich tastete nach meinen Haaren, plötzlich wurde mir bewusst, dass ich wahrscheinlich völlig bekloppt aussah. Ich hatte nicht darüber nachgedacht, als Malachi mich gehalten hatte. Wenn er mich ansah, fühlte ich mich … schön. Jetzt fühlte ich mich wie eine Vogelscheuche.
    Hektisch zog ich den Gummi vom Zopf und fuhr mir mit den Fingern durchs Haar. Ich beugte mich vor, schüttelte den Kopf und ließ es um mich herum wirbeln. Es hüpfte glücklich um mein Gesicht, froh, befreit zu sein.
    Als ich mich wieder aufrichtete, beobachtete Malachi mich. Sein Gesichtsausdruck ließ meinen Atem stocken und trieb mir wieder die Hitze in die Wangen … und nicht nur in die Wangen.
    Schnell drehte er sich weg. »Es geht weiter, Ladys. Wir müssen einen Zahn zulegen, wenn wir heute Abend in Harag sein wollen.« Er schulterte seine Tasche und ging die Straße hinunter.

19
    Mit Anas Hilfe zog ich die Rüstung aus, die ich den ganzen Tag getragen hatte. Sie war beim Laufen geschmeidiger geworden und hatte sich als ziemlich bequem erwiesen. Als wir die Harag-Zone betraten, hatte ich fast vergessen, dass ich sie trug. Aber sobald ich sie los war, fühlte ich den Unterschied. In neugewonnener Freiheit plumpste ich seufzend auf die Couch.
    Ana lachte, als sie mich herumlümmeln sah. »Abhärtung, Süße. Das heute war leicht.«
    »Ein Kinderspiel«, bestätigte ich und sah mich in unserem einstweiligen Zuhause um. Wir waren in einem Wohnkomplex am Rand der Zone. Anscheinend verbrachte Malachi seit Neuestem so viel Zeit in Harag, dass er das Apartment für sich belegt hatte. Obwohl es ein Dutzend

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