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Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Insel der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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hier. Hier!« Wieder durchwühlte Jo die Abzüge. Da war sie, beim Strandspaziergang. Schlafend in der Hängematte, in den Dünen, hinter ihrem Stativ in den Sümpfen.
    Aber wo war das eine? Wo war es?
    »Es muß dabei sein. Es muß!«
    In Panik riß Kate Jo auf die Knie und schüttelte sie. »Hör auf. Sofort. Ich will, daß du sofort damit aufhörst.« Kate kannte die Anzeichen. Sie zog Jo hinüber zum Sessel, drückte sie hinein und schob ihr den Kopf zwischen die Knie. »Atme nur. Nichts weiter. Hörst du mich noch? Bleib einfach hier sitzen, atme ganz ruhig und bewege dich nicht. Verstehst du mich?«
    Kate stürzte ins Bad, füllte ein Wasserglas und tränkte ein Tuch unter dem Wasserhahn. Dann eilte sie zurück und fand
Jo in unveränderter Haltung vor. Erleichtert legte sie das nasse Tuch in Jos Nacken.
    »So, das hilft.«
    »Ich kipp’ schon nicht um«, murmelte Jo benommen.
    »Das höre ich gern. Richte dich jetzt langsam auf, und nimm einen kleinen Schluck Wasser.« Sie hielt Jo das Glas an die Lippen und stellte dankbar fest, daß langsam wieder Farbe in Jos Gesicht zurückkehrte. »Erzählst du mir jetzt, was los ist?«
    »Die Fotos.« Jo ließ sich zurücksinken und schloß die Augen. »Ich bin ihm also doch nicht entkommen.«
    »Wem entkommen? Was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht. Ich glaube, ich werde verrückt.«
    »Unsinn«, entgegnete Kate scharf.
    »Ich weiß nicht, was es ist. Das ist schon mal passiert.«
    »Was meinst du?«
    Jo hielt ihre Augen geschlossen. Jetzt fiel es ihr plötzlich nicht mehr schwer, mit der Sprache herauszurücken. »Ich hatte vor zwei Monaten einen Nervenzusammenbruch.«
    »Himmel, Jo Ellen.« Kate ließ sich auf die Armlehne des Sessels sinken und strich behutsam über Jos Haar. »Warum hast du mir nicht gesagt, daß du krank bist, Schatz?«
    »Ich hab’s einfach nicht fertiggebracht, das ist alles. Mir ist plötzlich alles zuviel geworden, alles über den Kopf gewachsen. Und dann kamen die Bilder.«
    »Bilder wie diese hier?«
    »Bilder von mir. Zuerst nur Bilder von meinen Augen. Nur von meinen Augen.«
    »Das ist ja schrecklich. Du mußt Todesangst gehabt haben.«
    »Ja, das habe ich auch. Ich habe versucht, mir einzureden, daß jemand auf sich aufmerksam machen wollte, damit ich ihm helfe, den Durchbruch als Fotograf zu schaffen.«
    »Vermutlich war es so etwas, aber es ist eine schreckliche Methode, um das zu erreichen. Du hättest mit den Fotos zur Polizei gehen sollen.«
    »Und ihnen erzählen, daß mir ein Fotograf Bilder schickt?« Jo öffnete die Augen und schüttelte den Kopf. »Ich dachte, ich käme damit klar, indem ich die Fotos einfach ignoriere. Dann
kam der zweite Umschlag an. Diesmal war ich auf den Bildern ganz zu sehen. Und eines … eines, dachte ich, zeigte jemand anders. Aber ich habe mich getäuscht«, sagte Jo trotzig. »Ich hab’s mir bloß eingebildet, aber es war nicht so. Es waren nur Bilder von mir. Dutzende. Dann bin ich zusammengeklappt.«
    »Und daraufhin bist du hierhergekommen.«
    »Ich mußte einfach weg. Ich dachte, ich könnte weglaufen, aber das hat nicht funktioniert. Diese Bilder sind hier aufgenommen, hier auf der Insel. Er ist also hier und beobachtet mich.«
    »Diese Fotos bringen wir jedenfalls zur Polizei.« Aufgebracht griff Kate nach dem Umschlag. »Der Poststempel ist von Savannah. Vor drei Tagen.«
    »Was soll das bringen, Kate?«
    »Das werden wir schon sehen.«
    »Er könnte sich immer noch in Savannah rumtreiben. Oder sogar auf der Insel.« Sie fuhr sich durchs Haar und ließ die Hände dann in den Schoß fallen. »Soll die Polizei etwa jeden Touristen mit Kamera verhören?«
    »Wenn nötig, ja. Mit welcher Kamera wurden die Fotos gemacht?« fragte Kate. »Wo und wie sind sie entwickelt worden? Wann aufgenommen? Irgendwie muß man das doch feststellen können. Das ist immerhin besser, als hier rumzusitzen und nichts zu unternehmen, oder? Komm, Jo Ellen, steh jetzt auf.«
    »Ich will nur, daß es bald vorbei ist.«
    »Dann tu etwas«, sagte Kate entschlossen. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, daß dir jemand so etwas antut und du dich nicht wehrst.« Kate griff nach einem der Fotos und hielt es hoch. »Wann ist das gemacht worden? Sieh es dir an und überleg.«
    Jos Magen drehte sich um, während sie auf das Bild starrte. Mit zitternden Fingern nahm sie es Kate aus der Hand und betrachtete es. Es ist leicht verschwommen, stellte sie fest. Der Lichteinfall war schlecht. Ihr Körper lag größtenteils im

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