Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
blieben frei. Der unterlegene Shairp stieg in die Jolle und besuchte einen Kameraden an Bord eines anderen Schiffes, das in die Botany Bay segeln sollte. Es waren inzwischen noch einige Schiffe dazugestoßen, eins davon fast so groß wie die Alexander .
    »Das ist die Scarborough «, erklärte Stephen Donovan, der vierte Maat, und kraulte den orangefarbenen Kater auf seinem Arm. »Und das da drüben sind die Lady Penrhyn - Sie kennen sie - und noch die Prince of Wales , weil man auf den fünf Truppentransportern nicht alle untergebracht hat. Die Charlotte und die Friendship sind nach Plymouth gesegelt, um das Kontingent aus Dünkirchen zu holen.«
    »Und die drei da drüben an der Küste, die gerade Fracht von den Leichtern übernehmen?«, fragte Richard. Er wandte den Kopf und schickte einen drohenden Blick in Richtung Bill Whiting, dem
die relative Freiheit offenbar die Zunge löste und der drauf und dran war, einen Tuntenwitz zu reißen, der Stephen Donovan nicht sonderlich gefallen dürfte.
    »Das sind die Versorgungsschiffe Borrowdale, Fishburn und Golden Grove . Wir nehmen so viele Vorräte an Bord, dass wir in der Botany Bay drei Jahre damit auskommen«, sagte Mr Donovan. Er sah Richard wieder zärtlich an.
    »Und wie lange brauchen wir für die Fahrt in die Botany Bay nach Meinung der Admiralität?«, fragte Tommy Crowder.
    Crowder war nicht nach Mr Donovans Geschmack, und so richtete er seine Antwort lieber an Richard Morgan, der ihn zutiefst faszinierte. Nicht so sehr wegen seines Äußeren, obwohl er zweifellos blendend aussah, sondern wegen seiner reservierten Art, weil er den Eindruck eines Mannes machte, der seine Gedanken gerne für sich behielt. Eine Führernatur, aber von einem ganz anderen Schlag als Johnny Power, der als Themse-Schiffer mit der Besatzung in gutem Einvernehmen stand.
    »Nach Einschätzung der Admiralität vier bis sechs Monate«, antwortete Mr Donovan, ohne Crowder eines Blickes zu würdigen.
    »Das wird nicht reichen«, sagte Richard.
    »Ganz meine Meinung. Die Admiralität geht bei ihren Berechnungen immer davon aus, dass der Wind günstig steht, dass nie ein Mast bricht, nie eine Spiere über Bord geht, nie ein Segel zerreißt oder eine Gording lose wird.« Er kraulte die schnurrende Katze unterm Kinn.
    »Haben Sie auch einen Hund?«, fragte Richard.
    »Mistviecher. Rodney ist die Bordkatze der Alexander und nimmt es mit jedem Köter hier auf, deswegen legt sich keiner mit ihm an. Er ist nach Admiral Rodney benannt, unter dem ich in Westindien gedient habe. Dort haben wir vor Jamaika die Franzosen verprügelt.« Eine Bulldogge schlich um sie herum, und Donovan schürzte verächtlich die Lippen. Rodney folgte seinem Beispiel, und die Bulldogge suchte schleunigst das Weite. »Wir haben siebenundzwanzig Hunde an Bord, und alle gehören Seesoldaten. Die Spaniels und Terrier sind ja gar nicht so übel, sie jagen Ratten,
aber die Jagdhunde sind bloßes Haifischfutter. Hunde gehen über Bord, Katzen nie.« Wie um seine Behauptung zu untermauern, küsste er Rodney auf den Kopf und setzte ihn auf die Reling. Unbeeindruckt vom Plätschern in der Tiefe, legte sich Rodney hin, zog die Vorderpfoten ein und schnurrte weiter.
    »Wohin hat man eigentlich die anderen Sträflinge gebracht?«, fragte Will Connelly.
    »Einige auf die Firm , andere auf die Fortunee , die Kranken in ein Hospital und den Rest auf den Leichter da drüben.« Donovan deutete übers Wasser.
    »Für wie lange?«
    »Für mindestens ein bis zwei Wochen, möchte ich meinen.«
    »Aber auf dem Leichter werden die Männer erfrieren.«
    »Keineswegs. Sie werden jeden Abend in Handschellen und aneinander gekettet in ein Lager an Land gebracht. Besser auf einem Leichter als auf einem Gefangenenschiff.«
     
    Tags darauf kam William Balmain, der Schiffsarzt der Alexander , mit zwei Kollegen an Bord, offenkundig um nun, da die Kranken fort waren, das Schiff zu inspizieren. Der eine Kollege war John White, der ranghöchste Arzt der Expedition, wie Stephen Donovan den Sträflingen zuraunte, der andere der ihnen bereits bekannte Doktor aus Portsmouth, den Leutnant Shairp gleich nach dem Einlaufen der Alexander geholt hatte.
    Da den Sträflingen noch keine Arbeit zugeteilt worden war, lungerten sie in unmittelbarer Nähe der Ärzte herum und spitzten die Ohren. Auch die Besatzung platzte vor Neugier, war allerdings zu beschäftigt, um dem Gespräch der Doktoren zu lauschen, da just in diesem Augenblick Leichter mit Fracht längsseits

Weitere Kostenlose Bücher