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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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seid, öffnet die Luke da
vorn und schöpft die Steuerbordbilge aus. Die anderen nehmen sich die Backbordbilge vor. Ich kann den Gestank auf dem Achterdeck riechen.« Er blickte wieder zur Leiter. »Du, du und du«, sagte er zu Taffy, Will und Neddy, die alle groß gewachsen waren, »ihr nehmt mich auf die Schultern und schiebt mich die Leiter rauf.«
    So geschah es. Kaum waren Sinclairs Schritte oben verklungen, brachen die Sträflinge in kreischendes Gelächter aus.
    »Einen Moment lang dachte ich, du tunkst ihn mit der Fresse ins Bilgewasser, Neddy«, japste Ike.
    »Ich hätte nicht übel Lust dazu gehabt«, erwiderte Neddy und wischte sich die Tränen aus den Augen. »Aber er ist der Kapitän, und mit dem Kapitän legt man sich besser nicht an. Major Ross dagegen ist es egal, mit wem er sich anlegt, so viel ist sicher.« Er kicherte. »Elefantenarsch! Sehr treffend! Ich wäre fast krepiert, als wir ihn die Leiter raufwuchten mussten.«
    »Major Ross ist als Sieger aus dem Gefecht hervorgegangen«, sagte Aaron Davis nachdenklich, »aber er hat sich weit aus dem Fenster gelehnt. Wenn Captain Sinclair die Achterhütte und die Back tatsächlich baut, wird die Admiralität sich weigern, die Rechnung zu bezahlen, und Major Ross in den Hintern treten.«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen«, sagte Richard. »Er hat doch Recht. Ohne Achterhütte und Back kann die Alexander nicht so viele Leute aufnehmen.« Er seufzte. »Wer beteiligt sich an der Eimerkette? Das heißt, wenn wir Leutnant Johnstone dazu bewegen können, uns mehr Eimer zu bringen, denn ich möchte die faulige Brühe nicht mit unseren Nachttöpfen ausschöpfen. Jimmy, lauf zu dem Leutnant und schwatze ihm ein paar Eimer ab.«
     
    Captain Sinclair ließ die Umbauten vornehmen, allerdings für erheblich weniger als tausend Pfund. Während die Sträflinge, die noch an Bord waren, sich mit Teeröl und Tünche abrackerten, ging die Beladung des Schiffs weiter, sodass sie einen guten Überblick bekamen, was wo verstaut wurde. Die Ersatzmasten wurden unter den Booten am Oberdeck festgelascht, während Spieren, Segeltuch und Tauwerk unter Deck wanderten. Die 160 Gallonen fassenden Wassertonnen, die mit Abstand schwersten Objekte,
wurden jeweils zu mehreren zwischen anderer, leichterer Fracht verstaut. Fass um Fass mit Pökelfleisch kam an Bord, Sack um Sack mit Hartbrot, Trockenerbsen, Kichererbsen und Reis, dazu Fässchen mit Mehl, unzählige, in grobes Tuch eingeschlagene Pakete, die mit dem Namen des Eigentümers beschriftet waren, und ballenweise Kleidung, die offenbar für die Sträflinge bestimmt war, wenn sie ihre augenblicklichen Kittel abgetragen hatten.
    Jedermann wusste, dass auch Fässer mit Rum an Bord waren. Kein Matrose und kein Seesoldat würde die Reise ohne einen Tropfen durchstehen. Rum machte die quälende Enge in den Quartieren und die miserable Verpflegung erträglich, deshalb durfte er nicht fehlen. Doch er wurde nicht in den Lagerräumen unter dem Gefängnis oder im Zwischendeck gelagert.
    »Er ist nicht auf den Kopf gefallen, unser fetter Kapitän«, grinste William Dring aus Hull. »Vorn im Bug sind noch zwei Laderäume. Der obere ist fürs Brennholz, der untere hat eine Eisenluke, und dort ist der Rum. Vom Gefängnis aus kommt man nicht an ihn heran, denn das Bugschott ist zu dick und obendrein mit Nägeln beschlagen, genau wie das Achterschott. Ebenso wenig von der Brennholzlast aus, jedenfalls nicht ohne einen Heidenlärm zu machen. Das angebrochene Fass wird auf dem Achterdeck unter Verschluss gehalten, und der Kapitän übernimmt die Verteilung höchstpersönlich. Diebstahl ist ausgeschlossen, denn Trimmings passt auf.«
    »Trimmings?«, fragte Richard. »Sinclairs Steward?«
    »Ja, und dem Captain treu ergeben. Spioniert und schnüffelt überall herum.«
    »Der Captain lässt die Umbauten übrigens von den eigenen Leuten vornehmen«, sagte Joe Robinson, Drings Freund, der als Seemann mit der Mannschaft Bekanntschaft geschlossen hatte. »Außerdem hat er von dem Leichter und der Fortunee fünf Sträflinge holen lassen, die mit einem Hammer umgehen können. In die Achterhütte sind ein paar hübsche Mahagoni-Paneele hinaufgewandert. Der Kapitän hat das komplette Kajütenmobiliar mitgenommen, sodass Major Ross das Achterdeck neu einrichten muss, worüber er nicht glücklich sein dürfte.«

    Nein, glücklich war Major Ross nicht. Und es waren beileibe nicht nur Captain Sinclair und die Alexander , die ihm Verdruss bereiteten. Klatsch

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