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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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gingen.
    Der Arzt aus Portsmouth äußerte die Überzeugung, dass es sich bei der Krankheit um eine seltene Form der Beulenpest handele, doch White und Balmain widersprachen.
    »Sie ist bösartig«, rief der Arzt. »Es ist die Beulenpest!«
    »Gutartig!«, hielten die Schiffsärzte dagegen. »Es ist nicht die Beulenpest!«
    Doch hinsichtlich der Präventivmaßnahmen herrschte Einigkeit
: Die Zwischendecks sollten ein zweites Mal ausgeschwefelt, dann sorgfältig mit Teeröl geschrubbt und schließlich dick mit Tünche gestrichen werden, einem Gemisch aus ungelöschtem Kalk, Kreidepulver, Kleister und Wasser.
    Stephen Donovan, der an Bord geblieben war, um das Verstauen der Fracht zu überwachen, war davon nicht angetan. An Deck stapelten sich Säcke, Kisten, Tonnen, Pakete und Fässer jeder Größe.
    »Ich muss das Zeug unter Deck schaffen«, fuhr er White und Balmain an. »Wie soll das gehen, wenn Sie die Decks ausschwefeln und den ganzen Tag die Luken geschlossen halten? Das Einzige, was der Alexander helfen könnte, sind bessere Bilgepumpen!«
    »Der Gestank kommt von den Leichen«, meinte Balmain hochnäsig, »gründlich ausschwefeln, dann verfliegt er nach ein oder zwei Wochen auf See.«
    White war nach achtern gegangen, um festzustellen, wie sich die Fracht unter Deck schaffen ließ. Ein Blick durch die Gefängnisluke klärte ihn darüber auf, dass die Tische und Bänke entfernt worden waren. Darunter waren sechs Fuß breite Luken zum Vorschein gekommen, die direkt unter denen im Oberdeck lagen, sodass selbst die riesigen Wassertonnen mit Davits binnenbords gefiert und direkt in die Orloplast gesenkt werden konnten. Geschäftig kehrte er ins Vorschiff zurück, schob Balmain und Donovan beiseite und erteilte Befehle.
    Die sechsunddreißig Steuerbordsträflinge wurden ins Gefängnis beordert, um das Deck zu schrubben und den gesamten Raum mit Essig zu reinigen, bevor er mit Schwarzpulver ausgeschwefelt werden sollte. Die Backbordinsassen eilten mit demselben Auftrag ins Logis der Seesoldaten im Frachtraum.
    »Du meine Güte«, kreischte Taffy Edmunds dort. »Der arme Davy Evans hatte Recht - im Vergleich hiermit leben wir ja wie im Paradies, obwohl es himmlisch wäre, in einer Hängematte zu schlafen.«
    Der Fußboden des Frachtraums war mit Bilgewasser überflutet, das Ekel erregend stank und zudem Dämpfe freisetzte, die die Zinnknöpfe an den roten Röcken der Seesoldaten schwarz anlaufen
ließen. Der Raum war nur knapp sechs Fuß hoch, sodass man unter den Decksbalken den Kopf einziehen musste wie auf der Ceres .
    Dort wurden Richard und die Backbordinsassen zu Zeugen eines denkwürdigen Streits zwischen Major Ross und Captain Sinclair. Er begann in dem Augenblick, als der Major die Holzleiter vom darüber liegenden Mannschaftslogis herunterkam.
    »Bewegen Sie sich mal hier runter, Sie schlaffer Sack«, brüllte Ross. »Sehen Sie sich diese Schweinerei an.«
    Vor den faszinierten Blicken der sechsunddreißig Sträflinge erschien mit besudelten Stiefeln Captain Sinclair auf der Leiter. Er tropfte förmlich an ihr herunter wie Sirup an einer Schnur. »Niemand«, keuchte er, als er endlich unten anlangte, »darf so mit mir sprechen, Major! Ich bin nicht nur der Kapitän dieses Schiffes, ich bin auch einer seiner Eigner.«
    »Umso schwerer wiegt Ihre Schuld! Los, schauen Sie sich um. Sehen Sie sich an, wie die Seesoldaten Seiner Majestät seit Monaten hausen müssen! Fast drei Monate! Die Soldaten sind krank und verängstigt, und wer kann es ihnen verdenken! Ihre Hunde haben es besser, und genauso die Schweine und Schafe, die Sie an Bord halten, um sich den Bauch voll zu schlagen! Sie thronen da oben wie der Gockel auf dem Mist, haben eine Kabine für die Nacht und eine für den Tag und eine große Kajüte ganz für sich allein. Meine Offiziere dagegen hausen in einem stickigen Kabuff und müssen mit den Mannschaften essen! Das wird sich ändern, Sie voll gefressener Strumpf, oder ich werfe Sie eigenhändig in diese Jauchegrube!« Ross legte die Hand auf den Säbelknauf, und seine Miene ließ keinen Zweifel daran, dass er festen Willens war, die Drohung wahr zu machen.
    »Ihre Männer bleiben hier, ich habe keine andere Unterkunft für sie«, entgegnete Sinclair. »Um die Wahrheit zu sagen, nehmen sie nur wertvollen Platz weg, den meine Firma dringend für Fracht benötigt, die wertvoller ist als eine Bande nichtsnutziger Trinker, die für die Marine zu dumm und für das Heer zu arm sind! Sie sind der Abschaum der

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