Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
Vom Netzwerk:
schließe - sie ist ein Experiment, das ich nur durchführe, weil ich nicht will, dass Matrosen von der Sirius auf die Idee kommen, mit selbst gebranntem Rum Geschäfte zu machen. Ganz wohl ist mir dabei nicht.« Er sah Morgan düster an. »Auf Leutnant Clarks Verschwiegenheit kann ich mich verlassen. Er wird die Brennerei nicht einmal in seinem Tagebuch erwähnen. Zwar hat er nicht vor, es zu veröffentlichen, aber manchmal fallen Tagebücher in die falschen Hände.«
    Die lange Rede des Majors gab Richard Zeit, sich zu fassen.
»Das werde ich Ihnen nie vergessen, Major Ross!« Richard lächelte und seine Augen leuchteten blau auf. »Doch um einen Gefallen möchte ich Sie noch bitten. Darf ich Ihnen als freier Mann die Hand geben? Es wäre mir eine Ehre.«
    Ross reichte ihm bereitwillig die Hand. »Ich muss nach Sydney Town zurück«, sagte er dann, »aber ich fürchte, Morgan, Sie müssen mir in der Brennerei noch etwas von diesem scheußlichen Gebräu holen, damit ich heute Abend vor dem Essen den wenigen guten Rum, den ich noch habe, damit strecken kann.« Er verzog das Gesicht. »Ich habe die Vögel vom Mount Pitt inzwischen genauso satt wie alle anderen, aber bestimmt wird keiner sich über das eintönige Essen beklagen, wenn er es mit einem Becher Schnaps hinunterspülen kann.«
    Frei! Er war frei! Und obendrein durch Begnadigung! Denn das war ein großer Unterschied. Alle Sträflinge kamen frei, wenn sie ihre Strafe verbüßt hatten, aber sie waren nur entlassene Sträflinge. Ein begnadigter Sträfling war etwas ganz anderes. Er war rehabilitiert.
     
    Am 4. August sichteten die Bewohner von Sydney Town ein Segel. Vor lauter Aufregung vergaßen sie ihre Beschwerden und alle Vorschriften. Leutnant Clark und Captain Johnston stiegen auf den Mount George und bestätigten, dass es sich tatsächlich um ein Segel handelte. Das Schiff fuhr allerdings seelenruhig an der Insel vorbei. Da der starke Südwind eine Landung an der Sydney Bay unmöglich machte, marschierten Captain Johnston und Captain Hunter zur Cascade Bay, wo das Meer spiegelglatt war. Sie glaubten, das Schiff würde dort anlegen. Doch es entfernte sich in Richtung Norden, und bei Einbruch der Dämmerung war es verschwunden. In der Stadt und im Tal, selbst in Charlotte Field und in Phillipburgh machte sich an diesem Abend Verzweiflung breit. Das erste Schiff seit langer Zeit war an der Insel vorbeigefahren! Was konnte schlimmer sein?
    Am nächsten Morgen schickte Major Ross ein paar Männer auf den Mount Pitt, die noch einmal nach dem Schiff Ausschau halten sollten - doch vergebens, es war tatsächlich verschwunden.

    Drei Tage später wurden die Bewohner von Sydney Town im Morgengrauen von Schreien geweckt, die ein Schiff am südlichen Horizont meldeten.
    Da der Wind aus der entgegengesetzten Richtung wehte, war das Schiff am späten Nachmittag noch nicht viel näher gekommen, doch inzwischen waren hinter ihm die Segel eines zweiten Schiffs aufgetaucht.
    Sie würden nicht zulassen, dass noch einmal ein Schiff an ihnen vorbeifuhr!
    Leutnant Clark fuhr dem ersten Schiff mit einem Boot entgegen. Als es ihm nicht gelang, mit ihm Kontakt aufzunehmen, fuhr er zum zweiten. Diesmal schaffte er es, an Bord zu gelangen. Es handelte sich um die Surprize . Sie kam aus London, und ihr Kapitän war Nicholas Anstis, der auf der Lady Penrhyn Erster Offizier gewesen war. Anstis teilte Clark mit, er bringe 204 Sträflinge nach Norfolk Island, und das andere Schiff, die Justinian , habe große Mengen Nahrungsmittel an Bord. Port Jackson war bereits versorgt, und jetzt war Norfolk Island an der Reihe. Die dortigen Vorräte an Pökelfleisch und Mehl hätten keine drei Wochen mehr gereicht.
    »Was war das gestern für ein Schiff, das unsere Signale einfach ignorierte?«, wollte Clark wissen.
    »Die Lady Juliana «, erwiderte Anstis. »Sie brachte eine Ladung weiblicher Sträflinge nach Port Jackson, hatte jedoch ein so übles Leck, dass sie sofort leer nach Wampoa weiterfuhr. Dort soll sie eine Ladung Tee aufnehmen, doch zuerst muss sie ins Trockendock. Die Justinian und die Surprize fahren auch nach Wampoa weiter, sobald wir unsere Fracht gelöscht haben.«
    Selbst Männer wie Len Dyer und William Francis halfen eifrig mit, die in Sydney Town gelandeten Beiboote der Surprize und der Justinian mit Gemüse für deren Besatzungen voll zu packen, die schon lange kein Grünzeug mehr bekommen hatten. Wegen des schlechten Wetters konnte keines der beiden Schiffe seine Fracht

Weitere Kostenlose Bücher