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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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vom Neusüdwales-Korps?«, fragte Richard.
    »Ich sehe kaum einen Unterschied zwischen ihnen und meinen Männern - Galgenvögel, die nur durch Zufall den gestrengen Augen der englischen Justiz entgangen sind. Die Offiziere haben zwar einiges mehr auf dem Kasten, aber ihre Fähigkeiten sind wahrlich kein Anlass, ins Schwärmen zu geraten. Ich gäbe viel darum, wenn ich einen anständigen Landvermesser bekommen könnte. Bradley war zu nichts zu gebrauchen, Altree noch schlimmer.« Ross’ Augen blitzten. »Ich darf wohl nicht annehmen, dass zu Ihren vielen schlummernden Talenten auch die Landmesserei gehört, Morgan?«
    Richard lachte. »Nein, Sir, nein!«

    In Charlotte Field freute man sich über eine reiche Maisernte, und dutzende von weiblichen Sträflingen waren damit beschäftigt, die vielen tausend Kolben zu schälen und die Körner abzulösen. Auch die Weizenernte war erheblich besser ausgefallen, als die salzigen Winde und der Raupenfraß hatten befürchten lassen. Doch da Port Jackson die Rationen wieder um ein Drittel hatte kürzen müssen, erging an Norfolk Island der Befehl, dem Beispiel zu folgen. Als die Supply am 9. Mai auslief, drängten sich so viele Heimkehrwillige an Bord, dass für Getreide kein Platz war. Also behielt Norfolk Island seine Ernteerträge, zumindest bis auf weiteres. Für D’arcy Wentworth und seine Familie, die in Sydney Town sehr vermisst wurden, hatte man in Charlotte Field aus jungen Tannen ein geräumiges Haus gebaut. Am 30. April, einem Samstag, gab Major Ross offiziell bekannt, dass das Dorf künftig den Namen Queensborough tragen und Phillipburgh in Phillipsburgh umbenannt werden sollte.
    Seit der Ankunft der Surprize war viel Zeit verstrichen und die rund siebenhundert Bewohner von Norfolk Island hatten ausgiebig Gelegenheit gehabt, einander kennen zu lernen. Überall auf der Insel blühte der Klatsch. Mrs Richard Morgan war eifrig darum bemüht, interessante Neuigkeiten, die sie im Haus des Vizegouverneurs aufgeschnappt hatte, unter die Leute zu tragen, und auch Miss Mary Branham in Leutnant Clarks Haus trug ihr Scherflein bei. Das Tun jedes Inselbewohners, ob hoch oder niedrig, wurde beleuchtet, hinterfragt und beurteilt. Wenn ein Sträfling seine Frau von der Lady Penrhyn sitzen ließ und sich eine jüngere von der Lady Juliana nahm, sprach sich das herum. Wenn ein Seesoldat mit der Frau eines Sträflings anbandelte, sprach sich das herum. Als die gemeinen Soldaten Escott, Mee, Bailey und Fishburn aus Inselgerste Bier brauten, sprach sich das herum. Wenn der kleine John Ross kränkelte, sprach sich das herum. Und jeder wusste, wer der dritte Mann war, der zusammen mit John Gault und dem Sträfling Charles Strong im Lagerhaus eingebrochen hatte, um verkäufliche Waren zu stehlen. Gault und Strong wurden zu jeweils dreihundert Hieben mit der neunschwänzigen Katze verurteilt, die in drei Portionen verabreicht werden sollten: die ersten
hundert in Sydney Town, die zweiten, sowie die beiden sich erholt hatten, in Queensborough, die dritten in Phillipsburgh. Trotz dieser harten Strafe, die einen Menschen fürs Leben zeichnete, gaben die Diebe den Namen des dritten Mannes nicht preis. Aber jeder kannte ihn.
    Natürlich sorgte die Abreise Johnny Livingstones für Aufsehen. Alle Augen waren auf Stephen Donovan gerichtet, denn jeder war neugierig, wer Johnnys Nachfolge antreten würde. Von den Siedlern und den Sträflingen war es jedenfalls keiner, und da Donovan so fröhlich wie immer seiner Arbeit nachging, gelangte man zu dem Schluss, dass Johnny ihm nicht sehr viel bedeutet haben konnte.
    Ebenfalls von Interesse war das Verhältnis zwischen Richard Morgan und seinem Hausmädchen, Kitty Clark, die der Sonderling aus seinem Schlafzimmer aussperrte. Jawohl, aussperrte!
    Richard war, wie jeder wusste, mit Stephen Donovan befreundet, aber wer ihn von der Ceres und der Alexander kannte, legte seine Hand dafür ins Feuer, dass er keine abseitigen Neigungen hatte. Will Connelly und Neddy Perrott ächteten ihn zwar weiterhin, ließen sich aber nicht dazu bewegen, ihm etwas anzuhängen. Wenn ein besonders Neugieriger heimlich in Donovans Fenster spähte, erblickte er nur zwei Männer, die über dem Schachbrett brüteten, nebeneinander vor dem Kamin hockten oder am Tisch aßen. Kitty Clark war nie dabei. Sie blieb stets zu Hause in der Obhut von Lawrell und MacTavish.
     
    Stephen wusste nicht, was er tun sollte, seit er Kitty beim Weihnachtspicknick 1790 hatte erröten sehen. Zwar

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