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Insel der Verlorenen Roman

Titel: Insel der Verlorenen Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colleen McCullough
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rußgeschwärzte Wand und starrte über die gebeugte Gestalt seines Vaters weg zu dem verseuchten Pferdetrog und den verdreckten Kloschüsseln. »Egal, Vater«, sagte er schließlich mit zugeschnürter Kehle. »Im Augenblick habe ich sowieso andere Probleme.« Er deutete auf seine Füße. »Vor allem brauche ich dringend Lappen, um diese Eisen zu
polstern. Meine Strümpfe sind jetzt, nach einem Tag, schon durchgescheuert. Morgen wird es meine Haut sein und übermorgen mein Fleisch. Wenn ich hier rauskommen will - und ich schwöre dir, ich werde rauskommen! -, muss ich gesund bleiben. Und solange ich Dünnbier trinke und Brot, Käse, Fleisch und Obst oder grünes Gemüse esse, bleibe ich das.«
    »Du wirst nach Gloucester Castle verlegt«, sagte Dick. Seine Lippen zuckten. »In Gloucester kenne ich niemanden.«
    »Die anderen Morgans kennen wahrscheinlich auch niemanden. Ein durchtriebener Bursche, dieser Ceely Trevillian! Wie er darauf brennt, mich zu vernichten. Warum? Wegen des Steuerbetrugs? Will er seinen Hals retten? Oder weil ich ihn als Mann gedemütigt habe?« Richard schüttelte lächelnd den Kopf. »Wahrscheinlich wegen beidem.«
    »Mir kam ein Gerücht zu Ohren«, sagte Dick zögernd.
    »Erzähle, Vater«, sagte Richard leise. »Ich bin kein Kind mehr. Du brauchst keine Angst zu haben, dass ich dir Schande bereite.«
    Sein Vater wurde rot. »Ich habe das Gerücht von Davy Evans, meinem neuen Rumbrenner - er brennt einen köstlichen Tropfen, Richard! In seiner Branche heißt es, Cave und Thorne seien sofort zu Trevillian gegangen, als sie von deinem Streit in Clifton erfuhren, und hätten ihn gebeten, dich und Willy zu verklagen. Wir beide wissen, dass Trevillian an dem Steuerbetrug beteiligt ist, doch die Spirituosenhändler haben keine Ahnung davon. Sie stellten die Verbindung auf andere Weise her. Laut Davy Evans wollen Cave und Thorne, dass ihr beide verurteilt werdet, bevor die Steuersache zur Verhandlung kommen kann. Dann gibt es keine Verhandlung, weil verurteilte Straftäter nicht aussagen können. Außerdem war Cave beim Leiter der Steuerbehörde, bei John Fisher, dem Bruder deines Benjamin Fisher - es bleibt wie immer in der Familie -, und bot ihm eine Nachzahlung von 1600 Pfund an. Die Fisher-Brüder haben natürlich von deiner und Willys Verhaftung erfahren und wissen ganz genau, was Trevillian damit bezweckt, doch können sie leider nichts beweisen.«
    »Wir sollen also verurteilt werden, damit wir nicht aussagen können.«

    Willy begann wieder zu heulen wie ein Schlosshund. Richard fuhr zu ihm herum und packte ihn so fest am Arm, dass er einen schrillen Schmerzensschrei ausstieß.
    »Schluss jetzt, Willy! Sei endlich still! Noch eine Träne und ich befördere dich trotz meiner Fesseln mit den Füßen ans andere Ende des Raumes. Dann kannst du dort am Fieber verrecken!«
    Dick starrte Richard mit offenem Mund an. Willy verstummte.
    Vom Eingang steuerte Vetter James auf sie zu. Hinter sich zog er eine Holzkiste von der Größe eines Schrankkoffers her. Gut, dass Vetter James gerade jetzt kommt, dachte der fassungslose Dick. Was hätte er diesem Fremden sonst sagen sollen?
    »Hier sind ein paar Sachen für dich, Richard, aber dazu später«, sagte Vetter James und setzte ächzend die Kiste ab. In seinen Augen schimmerten Tränen. »Es sieht immer schlechter für dich aus.«
    »Das überrascht mich nicht, Vetter James.«
    »Die Gesetze sind so unbegreiflich, Richard! Ich gestehe, dass ich nur die wenigen kenne, die meinen kleinen Bereich betreffen, und ich schätze, das geht allen so, auch den armen Teufeln, die in deine missliche Lage geraten.« Er streckte Richard die Hand hin. Richard ergriff sie und spürte, wie sie sich um seine klammerte. »Du hast kaum Rechte, schon gar nicht außerhalb der Stadtgrenzen. Vetter Henry hat alles versucht, und Reverend James und ich waren bei allen einflussreichen Männern, die wir kennen, aber das Gesetz besagt, dass wir weder Ceelys eidliche Aussage lesen noch die Namen seiner Zeugen erfahren dürfen. Es ist furchtbar, unfassbar! Ich hatte gehofft, Kaution stellen zu können, doch bei schweren Straftaten ist das nicht möglich, und man beschuldigt dich …« - er stockte und schluckte - »… des schweren Diebstahls und der Erpressung! Das sind Kapitalverbrechen und - Richard, du kannst dafür gehängt werden!«
    »Ich habe mir das alles selbst zuzuschreiben«, sagte Richard müde.
    »Trotzdem wäre es interessant, zu erfahren, was für eine Erpressung

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