Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Insel des Sturms

Insel des Sturms

Titel: Insel des Sturms Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roberts Nora
Vom Netzwerk:
den Männern, denen du deine Gnade gewährst.« Brenna winkte mit ihrem Glas. »Sie sind alle derart geblendet von deinem Aussehen, dass sie am Ende vor lauter Aufregung nichts mehr hinkriegen. Was du brauchst, meine liebe Darcy, ist ein Mann, der ebenso zynisch, selbstverliebt und eitel ist wie du!«
    Jude verschluckte sich an ihrem Wein, denn sie fürchtete, dass eine derartige Beleidigung zu einem Streit führen würde; aber Darcy sah Brenna mit einem breiten Lächeln an. »Und wenn ich ihn finde und er so reich ist, wie ich es mir vorstelle, werde ich ihn sorgfältig um diesen Finger wickeln«  – sie reckte ihren rechten Zeigefinger in die Luft – »und ihm erlauben, mir seine Liebe und all seine weltlichen Güter zu Füßen zu legen.«
    Verächtlich schnaubend schob sich Brenna erneut eine Hand voll Chips in den Mund. »Und sobald er das tut, wird er dich zu Tode langweilen. Darcy ist einfach pervers«, erklärte sie Jude. »Das ist der Grund, weshalb wir sie so lieben. Hingegen ich gehöre eher zur Sorte der unkomplizierten, direkten Frauen. Ich bin auf der Suche nach einem Mann, der mir in die Augen blickt, sieht, was und wer ich bin …« – kichernd hob sie ihr Glas – »und dann, vor mir auf den Knien mir das Blaue vom Himmel herunter verspricht.«
    »Sie sehen uns nie so, wie wir wirklich sind.« Schockiert schaute Jude sich um, ehe ihr bewusst wurde, dass sie diejenige gewesen war, die diese Worte geäußert hatte.
    »Ach nein?«, wollte Brenna wissen, zog fragend ihre Brauen hoch und schenkte ihrer neuen Freundin nach.

    »Sie sehen uns im Spiegel ihrer eigenen Wahrnehmungen. Als Hure oder Engel, Mutter oder Kind. Abhängig von ihrer Sichtweise betrachten sie uns als Wesen, die es zu beschützen, zu erobern oder aber auszubeuten gilt. Oder man ist einfach pflegeleicht«, murmelte sie leise. »Und wird, sobald man nicht mehr gebraucht wird, entsorgt.«
    »Und du sagst, ich wäre zynisch«, wandte sich Darcy mit einem zufriedenen Grinsen an Brenna O’Toole. »Jude, dann bist du also einmal entsorgt worden?«
    Ihr Blut war angenehm gewärmt, und in ihrem Kopf herrschte ein wohliges Schwindelgefühl. Der logische Teil ihres Selbst sagte, es läge am Wein. Doch ihr Herz, ihr bisher so einsames Herz, sagte, es läge an der Gesellschaft. An der Gesellschaft zweier junger Frauen. Nie zuvor in ihrem ganzen Leben hatte sie einen derart unbeschwerten, närrischen Abend mit anderen Mädchen oder Frauen zugebracht.
    Sie griff nach ein paar Chips, knabberte daran und stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. »Im kommenden Juni vor drei Jahren habe ich geheiratet.«
    »Geheiratet?« Sowohl Brenna als auch Darcy beugten sich interessiert über den Tisch.
    »Sieben Monate später kam er nach Hause und erklärte mir gelassen, es täte ihm furchtbar Leid, aber er hätte sich in eine andere Frau verliebt. Er meinte, es wäre für alle Beteiligten das Beste, wenn er noch an jenem Abend auszöge, und dann haben wir umgehend die Scheidung eingereicht.«
    »Was für ein Schuft!« Mitfühlend füllte Brenna sämtliche Gläser bis zum Rand. »Widerliches Schwein!«
    »Nicht ganz. Zumindest war er ehrlich.«
    »Zum Teufel mit der Ehrlichkeit! Ich hoffe nur, dass du ihm ordentlich das Fell über die Ohren gezogen hast.« Darcys Augen blitzten boshaft auf. »Kaum ein halbes Jahr verheiratet und er vergafft sich in eine andere? Diese Schlange
hat gerade lange genug gewartet, bis die Laken im Ehebett zum ersten Mal gewechselt waren. Was hast du getan?«
    »Was ich getan habe?« Jude runzelte die Stirn. »Am nächsten Tag habe ich die Scheidung beantragt.«
    »Und ihm alles abgeknöpft, was er hatte.«
    »Nein, natürlich nicht.« Offen schockiert von dieser Vorstellung starrte sie Darcy an. »Wir haben jeder behalten, was ihm gehörte. Das Ganze ging sehr zivilisiert über die Bühne.«
    Da es Darcy die Sprache verschlagen zu haben schien, griff Brenna den Faden auf. »Wenn du mich fragst, sind genau diese zivilisierten Scheidungen der Grund dafür, weshalb so viele verdammten Ehen sang- und klanglos zu Ende gehen. Ich würde kämpfen, schreien, Geschirr zerschlagen, die Fäuste fliegen lassen. Wenn ich einen Mann genug lieben würde, um zu schwören, für den Rest meines Lebens Teil von ihm zu sein, dann würde ich ihn, verdammt noch mal, mit seinem Blut und seinem Fleisch dafür bezahlen lassen, wenn er mich sitzen lassen wollte.«
    »Ich habe ihn nicht geliebt.« Sobald die Worte heraus waren, fiel Jude die Kinnlade

Weitere Kostenlose Bücher