Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
wohlhabender als meine, besaß mehr Ansehen, aber wir verbrachten trotzdem immer viel Zeit miteinander. Ich vertraute ihr von ganzem Herzen.“
„Das ist nie eine gute Idee.“ Wanda nahm sich eine Pflaume. „Ich habe eine Schwester, und sosehr ich sie auch liebe, würde ich ihr nicht einmal eine Flasche Ketchup anvertrauen – nicht wenn ich in der nächsten Woche einen Hackbraten machen will.“
Janya sprach nun schneller. „Padmini warnte mich vor Darshan. Sie sagte, er sei nicht frei, irgendjemanden zu heiraten. Sein Vater war ein hoch angesehener Regierungsbeamter und sollte der nächste Ministerpräsident unseres Bundesstaates werden. Seine Familie war nicht nur mächtig, sondern auch reich und hatte gute Beziehungen. Darshan hätte sich vielleicht nicht einer traditionell arrangierten Hochzeit unterworfen, aber er wäre immer dem Rat seiner Eltern gefolgt. Seine Entscheidung musste zum Vorteil seiner Familie und tadellos sein.“
„Und du entsprachst dem nicht?“, fragte Tracy.
„Bis zu dem Moment habe ich mich selbst nicht als irgendjemand gesehen. Meine Familie war gut, und meine Heiratschancen waren es ebenso. Man hatte mir gesagt, ich sei hübsch. Ich war vielleicht nicht technisch begabt, aber ich bekam Komplimente für meine künstlerischen Leistungen, vor allem für meine Bilder. Mein Ruf war einwandfrei, und ich war in einem Kloster erzogen worden. Ich glaubte, dass der Mann, der mich einmal heiraten würde, sich glücklich schätzen könnte.“
Alice hatte schweigend zugehört. Nun beugte sie sich vor und legte ihre Finger auf Janyas Knie. „Er hatte … keinen Geschmack, meine Liebe.“
Janya lächelte und legte ihre Hand für einen Moment auf Alices. „Danke, Alice. Aber wie sich herausstellte, hatte er das doch. Ich hatte meiner Mutter natürlich von ihm erzählt. Und obwohl sie skeptisch war, beruhigten mein Vater und mein Onkel, dessen Familie bei uns im Haus wohnte, sie. Darshan Tambe stand so weit über dem, was sie für mich erwartet hätten, dass wir nichts zu befürchten hatten – solange er dem exzellenten Ruf seiner Familie nicht unwürdig war. Entweder hätte Darshan unsere erblühende Liebe irgendwann beendet und eine andere geheiratet, oder er hätte seine Familie überredet, mich zu akzeptieren. Was auch immer davon geschehen sollte – wenn ich mich nicht in eine unangebrachte Situation brachte, konnte mir eigentlich nichts passieren. Doch genau das musste ich bald erleben …“
Tracy schenkte Wasser ein und reichte es weiter. „Da du ihn nicht geheiratet hast, ist die Geschichte nicht gut ausgegangen.“
Janya klang, als würde sie eine Geschichte wiedergeben, die sie wieder und wieder in Gedanken durchgegangen war. „Darshan erklärte seiner Familie, dass er mich heiraten wolle. Mir wurde nicht gesagt, was genau geschehen war, aber sie waren einverstanden. Ich nahm seinen Antrag selbstverständlich an, und unsere Familien trafen sich und machten die Verlobung offiziell. Die Planungen für die Hochzeit begannen. Obwohl Darshans Vater keine Mitgift verlangte, sollte die Hochzeitsfeier selbst ein Ereignis werden, an das sich die vielen, vielen Menschen, die eingeladen werden sollte, gern erinnerten.“
„ My big fat Indian Wedding – eine riesengroße indische Hochzeitssause“, sagte Wanda. „Ich habe den Film gesehen.“
„Mr. Tambe stellte klar, dass er nach der Hochzeit zwischen Darshan und mir dafür sorgen würde, dass die Steuerberatungsfirma meines Vaters nie mehr übersehen werden würde, wenn der Bundesstaat Aufträge ausschrieb. Mein Vater malte sich schon aus, mehr Arbeit zu haben, als er überhaupt bewältigen könnte, und gutes Geld zu verdienen. Eine aufwendige Hochzeit war eine Investition in die Zukunft.“
„Oh Junge, das kommt mir allmählich ziemlich bekannt vor“, sagte Tracy. „Zieh mir einen Sari über, und wir könnten Zwillinge sein. Ich werde euch nicht sagen, was meine Hochzeit gekostet hat.“
„So viele Vorbereitungen waren getroffen worden, so viel Geld war bezahlt worden, so vielen Menschen war davon erzählt worden. Ich war so glücklich. Darshan wollte in Mumbai bleiben und in dem Unternehmen arbeiten, in dem er gerade erste Praxiserfahrung sammelte. Dank der Beziehungen seiner Familie und der Stellung seines Vaters hätte es nach seinem Abschluss nicht mehr lange gedauert, bis er sich einen Namen gemacht hätte.“
„Ich halte das nicht länger aus!“ Wanda fuchtelte mit der Hand in der Luft herum. „Was, zum Teufel,
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