Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
erleichtert fest, dass das überhaupt nicht nötig war. Die Gruppenleiter hielten die Kinder unter Kontrolle, und die leuchtend bunte Wolle faszinierte die Mädchen. Die Jungs waren zwar weniger begeistert, doch als sie die Anleitung für einen Hacky Sack lasen und ihnen ein Hacky-Sack-Wettbewerb am Ende der Ferien versprochen wurde, wurden sie spürbar munterer.
„Alice hat auch die Jungs … umgarnt“, erzählte sie Gladys, die ihr sagte, dass sie schon bessere Wortspiele erfunden hätte.
Am Dienstag wirkte Alice schon viel entspannter. Manchmal musste sie nach den richtigen Wörtern suchen, aber die Kinder verstanden sie schnell und machten Vorschläge – wie Olivia es zu Hause auch machte. Im Umgang mit jedem einzelnen Kind war sie geduldig und kam direkt zum Kern des jeweiligen Problems.
Am Mittwoch dann war Tracy gerade vorne am Empfangstresen, als Lee ins Freizeitzentrum gestürmt kam. Sie fing ihn ab, ehe er bis zu Gladys vordringen konnte.
„Ist Alice hier?“, wollte er wissen.
„Lass uns ein paar Schritte gehen.“ Beschwichtigend legte sie ihre Hand auf seinen Arm. „Ich muss mir sowieso die Füße vertreten.“
„Ich nicht.“ Er schüttelte ihre Hand zwar nicht ab, doch er ließ sie auch so spüren, dass ihm ihre Berührung nicht angenehm war.
„Ich würde aber gern mit dir darüber reden. Nicht hier.“
„Ich bin nicht in der Stimmung, um zu reden. Ich bin hier, um Alice nach Hause zu bringen.“
„Sie ist beschäftigt. Sie ist glücklich. Bitte, können wir darüber reden?“
Er war nicht in der Stimmung, um mit ihr zu diskutieren. Das stand ihm deutlich im Gesicht geschrieben. Dennoch nickte er knapp und ging Richtung Ausgang. Sie wechselte einen Blick mit Gladys, die die Achseln zuckte. Gladys wusste über Alices Situation Bescheid.
Draußen schlug ihnen Hitze entgegen, und Tracy war augenblicklich ermattet. Ihr Team-T-Shirt, von dem der gleiche Alligator grinste wie bei den T-Shirts der Kinder, klebte an ihrem Rücken und ihren Brüsten. Sie zweifelte daran, dass der Auftritt als „sportliche Frau“ diesmal ein großer Erfolg sein würde, also kam sie lieber direkt auf den Punkt.
„Erstens habe ich Alice gefragt, ob sie den Kindern das Häkeln beibringt. Es war allein meine Idee. Wir brauchten jemanden, der Kunsthandwerk unterrichtet, und Häkeln ist etwas, das die Kids auch später einmal brauchen könnten. Und deine Schwiegermutter ist an der Häkelnadel unschlagbar.“
„Also war dir klar, dass ich es nicht erlauben würde, und deshalb bist du einfach gleich zu Alice gegangen. Und warum? Weil du wusstest, dass sie niemals ablehnen würde?“
„So war es nicht. Ich bin am Freitagabend zu euch gegangen, um mit euch beiden zu sprechen. Du warst aber nicht zu Hause, also habe ich mit Alice geredet. Sie war begeistert, Lee. Sie ist richtig aufgeblüht. Und sie hat schon mal Kinder unterrichtet – als deine Frau bei den Pfadfinderinnen war. Ich glaube, die Vorstellung hat ein paar gute Erinnerungen in ihr geweckt.“
„Und du meinst, dass es hilfreich ist, wenn man die Vergangenheit wieder aufwühlt? Du meinst, dass sie den Tod ihrer Tochter leichter verwindet, wenn sie sich an Dinge erinnert, die sie gemeinsam erlebt haben?“
Die Heftigkeit seiner Wut erschien ihr übertrieben. Sie fragte sich, ob es ihm Sorgen bereitete, dass es Alice besser gehen könnte. War Lee eventuell so daran gewöhnt, sich um sie zu kümmern, dafür zu sorgen, dass es ihr gut ging, und ihr aus Achtung vor seiner verstorbenen Frau zu helfen, dass er ihre Genesung hinauszögern und ihre Abhängigkeit verlängern wollte?
Er ging so schnell, dass sie einen Schritt zulegen musste. „Ich meine, dass Alice sich selbst wiederfinden muss. Sie hatte großes Glück, dass sie dich hatte und dass du dich gekümmert hast, aber sie scheint mir reif für ein bisschen mehr Unabhängigkeit zu sein. Sie kommt mit den Kindern richtig gut zurecht. Sie lieben sie, und sie hat eine Horde von angehenden Häklerinnen, die ihr praktisch an den Lippen hängen. Was sollte daran verkehrt sein?“
„Ihr habt alles hinter meinem Rücken abgesprochen.“
„Wir dachten, wir probieren es einfach mal aus und sehen, wie es läuft. Und dann wollten wir mit dir darüber reden. Wir haben geahnt, dass du dich ärgern könntest. Doch ich dachte, dass du dich so darüber freuen würdest, dass es Alice gut geht, dass du schnell darüber hinwegkommen würdest.“
„Ärgern?“ Er blieb kurz vor dem Parkplatz stehen und blickte
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