Insel hinter dem Regenbogen (German Edition)
Janya, obwohl sie so klang, als würde sie ihren eigenen Worten nicht trauen.
Tracy wusste, dass die Krankheit eine mögliche Erklärung war, doch die gesamte Situation kam ihr merkwürdig vor. „Wenn er mich jetzt trifft, nickt Lee mir höchstens noch zu. Ein paar Mal habe ich versucht, ihm zu zeigen, dass ich gern mit ihm reden würde, aber er geht mir aus dem Weg.“
„Es war schon schlimm genug, dass wir den armen Herb allein haben sterben lassen …“ Wanda schüttelte den Kopf. „Haben wir daraus denn nichts gelernt?“
„Typisch, dass ausgerechnet du das zur Sprache bringst. Gut, beim nächsten Mal werde ich mich direkt vor seinen Wagen stellen und winken, bis er anhält.“
„ Falls er anhält“, wandte Janya ein. „Wenn ich winken würde, dann würde er auf mich zurasen wie ein Bulle auf ein rotes Tuch.“
Seit sie die Tür für Darshan ein für alle Mal geschlossen hatte – sie hatte ihren Freundinnen von der Begegnung erzählt –, wirkte Janya viel selbstbewusster und durchsetzungsfähiger. Mittlerweile sprach sie unverblümt darüber, dass sie Lee nicht mochte. Tracy hielt es zwar für übertrieben, dass Lee auf irgendjemanden zurasen würde, aber dennoch konnte sie die Ängste der anderen Frauen nicht einfach ignorieren. Irgendetwas stimmte bei Alice zu Hause nicht.
„Ich habe mit Ken über Alice geredet.“ Wanda gab Geschirrspültabs in die Lade, schloss die Tür und stellte die Spülmaschine an. „Hört nur, schnurrt sie nicht wie ein Kätzchen?“
„Sie stammt aus einem hübschen Haus“, entgegnete Janya. „Mit vielen Zimmern.“
„Nur die besten gebrauchten Möbel finden bei mir Verwendung. Also, Ken meint übrigens, dass es tatsächlich die Auswirkungen eines weiteren Schlags sein könnten, da Alice schon einen Schlaganfall erlitten hat.“
Selbst wenn das stimmte, kam Tracy die ganze Angelegenheit noch immer seltsam vor. Wenn Alice krank war, musste Lee doch wissen, dass die Nachbarinnen gern helfen würden. Doch stattdessen mied er die Frauen. Und sogar sie.
„Ich frage mich ernsthaft, ob wir Anzeige erstatten sollten“, sagte sie.
„Die Mitarbeiter in den entsprechenden Einrichtungen und Behörden sind unterbezahlt und überarbeitet – überall im Land. Ken meint, dass die Aussichten auf eine gründliche oder schnelle Untersuchung sehr schlecht stehen.“
Tracy war noch immer nicht bereit, die Granny-Cam einzusetzen.
„Du kannst hingehen, wann immer du willst, und dich umsehen“, erklärte Wanda. „Du hast einen Schlüssel für den Notfall.“
„Sofern er nicht die Schlösser ausgetauscht hat.“
„Er ist Makler. Er weiß, dass bei solch einer Aktion bei uns sofort sämtliche Alarmglocken schrillen würden. Das Grundstück steht immerhin zum Verkauf. Er weiß, dass jederzeit eine Besichtigung stattfinden könnte.“
„Falls er sie gewechselt hat und ich mich beschwere, wird er wissen, dass ich versucht habe, ins Haus zu kommen.“
„Ich glaube, du brauchst einfach eine gute Entschuldigung.“
„Rauchmelder“, sagte Janya. „Ist das nicht etwas, das der Vermieter seinen Mietern bereitstellen sollte?“
Tracy zuckte zusammen. „Großartig. Ich habe noch nie über Rauchmelder nachgedacht. Wieder eine Schlappe an der Vermieterinnenfront.“
Scherzhaft zielte Wanda mit dem Geschirrtuch nach Tracy. Dann trocknete sie sich die Hände ab. „Janyas Idee ist gut. Du machst dir plötzlich Sorgen, dass es Feuer geben könnte. Sagen wir mal, jemand hat dir erzählt, dass du alles verlieren könntest, wenn in einem der Häuser Feuer ausbricht.“
„Ich habe alles verloren, hast du das schon vergessen? Das kenne ich bereits.“
„Dir gehört noch immer dieser Grund und Boden. Du bist also noch viel besorgter, weil das alles ist, was du noch besitzt.“
„Wenn ich so drüber nachdenke, könnte mein Versicherungsvertreter tatsächlich etwas über Rauchmelder gesagt haben.“
„Siehst du?“
Tracy dachte laut. „Ich könnte ein paar Rauchmelder kaufen, dann warten, bis Lee das Haus verlassen hat …“
„Ich kann dir den Ausflug in den fürchterlichen Wal-Mart ersparen. Ich habe ein paar Ersatz-Rauchmelder in der Waschküche. Ken hat ein Feuer zu viel erlebt. Er hat sich praktisch einen Vorrat angelegt.“
„Und es klingt überzeugend? Ist es glaubhaft?“
„Es ist alles, was wir im Augenblick tun können.“
Janya warf einen Blick auf die Uhr über der Tür – eine rosafarbene Plastiktulpe, die ein schwarz-weißes Ziffernblatt umrahmte. „Ich
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