Inseln im Netz
zugebracht, bei der es um die höchsten geopolitischen Einsätze ging! Diese Yung Soo Chim-Burschen machten Hintergrunddurchleuchtungen, wie sie sich kein Mensch vorstellen kann, und sie beobachteten mich wie die Falken.« Er lehnte sich zurück. »Aber werde ich Anerkennung dafür ernten? Nein, werde ich nicht.« Er starrte auf seine Teetasse. »Das ist eben ein Teil der getarnten Tätigkeit, es gibt keine Anerkennung…«
»Es war eine sehr glatte Operation«, sagte Baptiste, »verglichen mit Grenada. Unser Angriff auf die verbrecherischen Elemente in Singapur war chirurgisch, beinahe unblutig.«
Laura begriff etwas. »Sie wollen, daß ich dankbar bin?«
»Nun, ja«, sagte Hesseltine aufblickend. »Ein bißchen davon wäre nicht unangebracht, nach all den Bemühungen.«
Er lächelte Baptiste zu. »Sehen Sie sich ihr Gesicht an! Sie hätten hören sollen, wie sie vor dem Parlamentsausschuß über Grenada lamentiert hat. Die Flächenbombardierung traf auch dieses große Herrenhaus, das die Rastas ihr gaben. Das brachte sie am meisten in Rage.«
Es war, als hätte er sie gestochen. »Sie töteten Winston Stubbs vor meinem Haus!« fuhr sie auf. »Während ich neben ihm stand. Mit meinem Baby auf dem Arm.«
»Ach so«, sagte Baptiste und entspannte sich ostentativ. »Diese Stubbs-Geschichte. Das waren nicht wir. Das war einer von Singapurs Leuten.«
»Ich glaube das nicht«, sagte Laura. »Wir haben eine Erklärung der FAKT, mit der sie die Verantwortung für den Anschlag übernommen hat.«
»Ein paar Initialen haben wenig zu bedeuten«, sagte Baptiste. »FAKT war eine alte Frontkämpfergruppe. Nichts, was einem Vergleich mit unseren modernen Operationen standhalten könnte… Tatsächlich waren es Singapurs MerlionKommandos. Ich glaube nicht, daß die Zivilregierung von Singapur von ihren Aktionen wußte.«
»Eine Menge ehemaliger Fallschirmjäger, Kommandoeinheiten, Spetsnaz und dergleichen«, sagte Hesseltine. »Sie neigen dazu, ein wenig über die Stränge zu schlagen. Man muß die Dinge sehen, wie sie sind: Das sind Kerle, die ihr Leben der Kriegskunst gewidmet haben. Dann auf einmal Abrüstung, Wiener Konvention und so weiter. Einen Tag sind sie die Schutzschilder ihrer Nation, am nächsten Tag sind sie Landstreicher, kriegen ihre Papiere und müssen zusehen, wo sie bleiben.«
»Männer, die einst Divisionen und Armeen befehligten, die von den Regierungen gehätschelt und denen Rüstungsgüter im Wert von Milliarden anvertraut wurden«, sagte Baptiste mit Grabesstimme. »Heute sind sie Unpersonen. Abgewiesen.
Unbeliebt. Geschnitten. Sogar verleumdet und geschmäht.«
»Von selbsternannten Moralaposteln, Friedensfreunden mit vollen Hosen«, sagte Hesseltine, der allmählich in Fahrt kam. »Und ihren Anwälten! Wer hätte es gedacht? Aber als es kam, geschah es so plötzlich…«
»Armeen gehören zu Nationalstaaten«, sagte Baptiste. »Es ist schwierig, wahre militärische Loyalität auf eine modernere, weltweite Institution zu übertragen… Aber nun, da wir unser eigenes Land besitzen - die Republik Mali -, hat der Zustrom von Freiwilligen bemerkenswert zugenommen.«
»Es hilft auch, daß wir uns weltweit für die gute Sache einsetzen«, sagte Hesseltine. »Jeder Betonkopf von einem Söldner wird für Grenada oder Singapur oder irgendein obskures afrikanisches Regime kämpfen, solange der Zaster stimmt. Wie aber kommen engagierte Leute, Idealisten, die eine weltweite Gefahr erkennen und zu persönlichem Einsatz bereit sind.«
Sie spürte, daß sie nicht viel mehr davon ertragen konnte. Sie riß sich irgendwie zusammen, aber alles, was sie in den letzten Stunden durchgemacht hatte, war ein gelebter Alptraum. Ihrer an den Medienklischees überlieferter Feindbilder orientierten Phantasie wäre es in dieser bedrohlichen Umgebung verständlicher erschienen, wenn sie mit hackenknallenden, blutrünstigviehischen Nazischergen konfrontiert gewesen wäre, aber die Begegnung mit diesem gefühlsduseligen fetten Franzosen und diesem kaltblickenden, gefährlichen britischen Untergrundagenten… Die Seelenlosigkeit des Ganzen…
Die stählernen Wände drängten auf sie ein. In einer Minute würde sie anfangen zu schreien.
»Sie sehen etwas blaß aus«, bemerkte Hesseltine. »Sie brauchen eine ordentliche Mahlzeit, das wird Sie aufmuntern.
Auf einem U-Boot gibt es immer hervorragendes Essen. Das ist alte U-Bootfahrer-Tradition.« Er stand auf. »Wo ist der Alte?«
Baptiste sagte, der Kapitän müsse um diese
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