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Inseln im Wind

Inseln im Wind

Titel: Inseln im Wind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elena Santiago
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ich habe … habe ihn zurückgewiesen … Habe mich ihm verweigert, so wie ich es immer tat, seit fast zwei Jahren!« Halb stammelnd, halb schluchzend versuchte sie, es zu erklären, doch Duncan legte ihr die Fingerspitzen auf die Lippen. » Schscht! Du hast dir nichts vorzuwerfen, also lass es sein!«
    » Wie kannst du das sagen! Ich habe die Ehe gebrochen!«
    » Mein liebes Kind, schon während eurer Überfahrt hat er es kaum einen Tag lang ausgehalten, ohne nach fremden Röcken zu schielen. Ich weiß genau, dass er damals an Bord nahezu täglich den Französinnen nachgestellt hat. Nicht nur auf der Elise, sondern auch schon auf der Eindhoven. Er hat ihnen so viel für diesen Spaß zahlen müssen, dass Claire sich noch heute darüber ins Fäustchen lacht. Und dir kann nicht entgangen sein, wie er es hier auf Barbados trieb. Schon immer getrieben hat.«
    » Er war krank, er konnte nichts dafür!«
    » Das mag wohl sein, aber ebenso ist es eine Tatsache, dass er dieser Krankheit letztlich zum Opfer gefallen ist. Es musste eines Tages so kommen. Allein an jenem Tag trieb sich ein halbes Dutzend Männer auf Summer Hill herum, die ein gutes Motiv für die Tat hatten.«
    Sie war derart überrascht, dass sie aufhörte zu weinen.
    » Denkst du, dass Celia es vielleicht gar nicht getan hat?«
    Duncan lachte leise.
    » Lizzie, all die Pflanzer, die zur Versammlung und zur Verlobung geladen waren – sie haben Ehefrauen und Töchter. Oder Schwestern, Schwägerinnen, Schwiegertöchter, Nichten, Enkelinnen. Und Robert hatte sie alle. Nun ja, vielleicht nicht jede Einzelne. Aber du verstehst, wie ich es meine.«
    Elizabeth dachte an das Mädchen, das bei der Geburt von Roberts Kind gestorben war. An den Vater dieses Mädchens, der versucht hatte, Robert zu töten. Duncan strich ihr das noch feuchte Haar aus der Stirn.
    » Es steht außer Frage, dass die meisten seinen Tod sehr erleichtert zur Kenntnis genommen haben. Gründe, ihm die Pest und noch Schlimmeres an den Hals zu wünschen, hatten sie mehr oder minder alle. Und ebenso die Gelegenheit, ihm den Garaus zu machen. Also hör endlich damit auf, dir selbst die Schuld daran zu geben.«
    Elizabeths Gedanken gerieten in Bewegung, ihr Kummer wurde für den Augenblick nebensächlich. Duncan hatte recht, es war nicht erwiesen, dass Celia den Mord begangen hatte! Vielleicht war sie einfach aus Angst oder Scham weggelaufen, als Robert versucht hatte, das zu erzwingen, was sie ihm nicht hatte geben wollen. Anne hatte ihr erzählt, dass Celia auf Summer Hill ein behütetes Leben geführt hatte. » Sie war nicht so eine«, hatte Anne gesagt, und unausgesprochen hatte in ihren Worten die Verbitterung über George Penns schwarze Bettgefährtin mitgeschwungen. Elizabeth fröstelte unwillkürlich.
    » Ist dir kalt?«, fragte Duncan. Er umarmte sie fester, und für einen Augenblick überließ sie sich der schützenden Wärme und Nähe, doch dann versteifte sie sich. Sie tat es schon wieder! Rasch machte sie sich los.
    » Ich muss weiter. Es ist schon fast dunkel.«
    » Bei der nächsten Behausung sollten wir nach einer Laterne fragen«, stimmte Duncan zu, während er ihr aufs Pferd half.
    » Ich frage nach einer Laterne«, sagte sie. » Und ab hier reite ich allein weiter, ich kenne den Weg gut und habe ausgezeichnete Augen, sogar im Dunkeln.«
    » Ich weiß.« Er hielt ihre Hand fest, als sie die Zügel aufnehmen wollte. » Lizzie, ich will dich wiedersehen.«
    » Nein«, sagte sie.
    » Die Geschichte ist immer noch nicht zu Ende erzählt.«
    » Ich will deine Geschichte nicht mehr hören.«
    » Du lügst«, sagte er sanft. Er blickte zu ihr hoch und fuhr mit dem Daumen über ihren Handrücken. » Lizzie, du gehörst zu mir. Das musst du doch inzwischen wissen.«
    » Hör auf damit! Mein Mann ist gerade erst gestorben!«
    » Als ich das letzte Mal bei dir lag, war er noch am Leben. Wie kann sein Tod geändert haben, was wir vorher bereits hatten?« Er ließ ihre Hand los. » In Wahrheit warst du immer mein.«
    Sie wollte ihm nicht länger zuhören. Ohne zu zögern grub sie Pearl die Fersen in die Flanken, die Stute fiel in Trab und gleich darauf in Galopp. Elizabeth zügelte sie erst wieder, als sie sicher war, dass er sie nicht mehr sehen konnte.
    Als sie bei Dunmore Hall eintraf, herrschte dort schläfrige Stille. Von der Aufregung wegen des Sklavenaufstandes war nichts zu spüren. In der Stadt schienen mehr Fackeln zu brennen als sonst, doch hier am Rande der Ansiedlung war es ruhig wie

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