Inspector Alan Banks 03 Ein unvermeidlicher Mord
gingen sie hinaus. Auf dem Weg kassierte Banks einen griesgrämigen Blick von Elsbeth. Vor dem Black Sheep wandte sich Mara ab.
»Was Sie durchmachen müssen, tut mir wirklich Leid«, sagte Banks verlegen zu ihrem Rücken.
Mara drehte sich um und starrte ihn lange an. Er konnte nicht sagen, was sie in dem Moment dachte oder fühlte.
»Danke«, sagte sie schließlich, »ich weiß, dass Sie es ehrlich meinen.«
»Auch Jenny lässt Ihnen ihr Beileid ausrichten. Sie sagt, Sie können sie jederzeit anrufen, wenn Sie etwas brauchen ... eine Freundin.«
Mara sagte nichts.
»Sie hat Ihr Vertrauen nicht enttäuscht. Sie hatte sich Sorgen um Sie gemacht. Und Sie haben sich an Jenny gewandt, weil Sie sich um Paul sorgten, nicht wahr?«
Mara nickte langsam.
»Also rufen Sie sie doch einfach an. In Ordnung?«
»In Ordnung.« Und trotz ihrer Größe erschien Mara wie eine zerbrechliche Gestalt, als sie im Dunkeln den Weg zur Römerstraße hinaufging.
Hatchley war bereits im Black Sheep und zwar, dem leeren Glas neben dem halb vollen vor ihm nach zu urteilen, beim zweiten Bier. Banks ging zuerst an die Theke, kaufte zwei weitere und setzte sich zu ihm. Seinetwegen konnte Hatchley so viel trinken, wie er wollte. Er war selbst nüchtern ein miserabler Fahrer, und Banks hatte nicht die Absicht, ihn auch nur in die Nähe des Fahrersitzes seines Cortinas zu lassen.
»Was rausgekriegt?«, fragte der Sergeant.
»Nein, nichts Richtiges. Und Sie?«
»Der kräftige Kerl mit dem zotteligen Bart hat am Anfang etwas Streit gesucht, aber das kleine Mädel mit den roten Haaren konnte ihn davon überzeugen, dass es am besten ist zu kooperieren.«
»Verdammt«, sagte Banks. »Ich wusste, dass ich was vergessen habe. Maras Fingerabdrücke. Egal, ich kann sie auch noch später kriegen.«
»Auf jeden Fall«, fuhr Hatchley fort, »waren die meisten Briefe in dem Schrank nur Durchschläge, aber ich konnte ein paar Entwürfe aus dem Papierkorb retten.«
»Gut.«
»Sie klingen nicht besonders zufrieden«, beklagte sich Hatchley.
»Was? Oh, tut mir Leid. Ich war mit den Gedanken ganz woanders. Trinken wir aus, dann können wir unsere Ergebnisse noch ins Labor schicken.«
Hatchley leerte sein drittes Glas mit erstaunlicher Geschwindigkeit und schaute auf die Uhr. »Es ist gleich halb sieben«, sagte er. »Da lohnt sich die Eile auch nicht mehr. Die haben wahrscheinlich schon alle Feierabend gemacht.« Er schaute rüber zur Theke. »Wir können genauso gut noch ein Bier trinken.«
Banks lächelte. »Zwingende Logik, Sergeant. Na gut. Aber ein schnelles. Und Sie sind dran.«
Zu Hause gelang es Banks, eine Tiefkühlmahlzeit bestehend aus Erbsen, Kartoffelbrei und Kalbsschnitzel aufzuwärmen, ohne sie zu ruinieren. Nach dem Abwasch, was in diesem Fall bedeutete, Messer und Gabel abzuspülen und die Aluverpackung in den Mülleimer zu werfen, rief er Sandra an.
»Und wann kriege ich meine Frau zurück?«, fragte er.
»Mittwochmorgen. Mit dem Frühzug«, sagte Sandra. »Wir werden so gegen Mittag zu Hause sein. Vater hat sich ziemlich gut erholt, und Mutter kommt besser damit zurecht, als ich dachte.«
»Gut. Ich werde versuchen, da zu sein«, sagte Banks. »Es kommt drauf an.«
»Wie läuft es denn?«
»Alles wird komplizierter.«
»Du hörst dich ziemlich mürrisch an. Ein gutes Zeichen. Je komplizierter alles erscheint und je schlechter deine Laune wird, desto näher ist das Ende.«
»Tatsächlich?«
»Natürlich. Wenn man so lange zusammenlebt, erkennt man allmählich die Anzeichen für so was.«
»Manchmal frage ich mich, was die Menschen überhaupt voneinander wissen.«
»Wirst du jetzt philosophisch?«
»Nein, nur frustriert. Wie geht es Brian und Tracy?«
»Gut. Sie sind nur ein bisschen unruhig. Besonders Brian. Du kennst ja Tracy, sie ist schon glücklich, wenn sie ihren Kopf in ein Geschichtsbuch stecken kann. Aber bei ihm dreht sich jetzt alles um Sport und Popmusik. American Football ist zurzeit anscheinend in.«
»Ach, du lieber Gott.«
Während der letzten Jahre hatte sich Brian sehr verändert. Er schien sogar das Interesse an der elektrischen Eisenbahn verloren zu haben, die Banks im Gästezimmer aufgebaut hatte. Banks spielte häufiger damit als Brian. Aber wahrscheinlich, so musste er zugeben, war das nie anders gewesen.
Um in der Leere nach dem Gespräch nicht
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